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Bern: Redebeitrag Anti-Kriegs-Demo

STOPP DEM KRIEG! Nationale Demo in Bern, 13. Oktober 2001

An der nationalen Demo nahmen gut 7000 Personen teil - eine vor allem
angesichts der wenigen Tage Vorbereitung sehr erfolgreiche
Mobilisierung.

Ein Mitglied der Direkten Solidariät mit Chiapas hielt folgende Rede an
der Schlusskundgebung:


Skandiert von den ZuhörerInnen und angeregt durch den Vorredner:

„A ceux qui veulent dominer le monde- le monde reponde – RESISTANCE!“

Hoi zäme

Zuerst eine Durchsage: Heute findet zeitgleich eine Manifestazione in
Lugano statt zu 5 Jahre Centro Sociale Autonomo „il molino“. Sonst wären
wir hier noch mehr Leute!

Gestern am 12. Oktober war der „Tag des Kolumbus“. Gestern, vor 509
Jahren wurde Amerika, aus Sicht Europas entdeckt. Mit Feuer und Schwert
brachten die eurpäischen Eroberer Tod und Verderben über die Völker
Amerikas. Trotz des starken und mutigen Widerstandes der indigenen
Völker konnte der Völkermord und die fast vollständige Zerstörung des
alten Amerikas nicht verhindert werden.

Nachdem sie einen Antikolonialen Kampf gegen das britische Königshaus
geführt hatten, gründeten die Nachfahren dieser Eroberer die Vereinigten
Staaten von Amerika, die USA. Diese USA vernichtete und unterwarf dann
noch die verbliebenen Indianervölker auf ihrem Territorium.

Die Geschichte der Aussenpolitik der USA ist voll von Aggressionen,
Eroberungen, terroristischen Attacken und Militärputschs gegen Länder
Lateinamerikas. In ganz Lateinamerika gab und gibt es eine nicht
abreissende Kette von US-Interventionen. Weite Teile Mexikos wurden von
den USA für immer annektiert und die USA plant und hat bereits damit
begonnen 100'000 US-Marines in ganz Lateinamerika zu stationieren. Der
11. September hatte aber bis vor einem Monat noch eine ganz andere
Bedeutung! Der 11. September stand und steht für den durch den CIA und
US-Multis iniziierten und unterstützten Putsch Pinochets gegen die
demokratische Regierung Salvador Allendes. Mit diesem blutigen 11.
September 1973 beginnt die Aera des Neoliberalismus der sogenannten
„Chicago Boys“. Wir werden in den nächsten Jahren erfahren, ob der 11.
September auch der Tag des Endes dieser neoliberalen Phase des
Kapitalismus ist. Der Übergang des neoliberalen Kapitalismus des
Ausgehenden 20. Jahrhunderts zum Wild-West Kapitalismus des Angehenden
21. Jahrhunderts, der er im Kern schon immer war.

Die Auswirkungen der Ereignisse von New York und Washington sind
vorallem für all diejenigen dramatisch, die anders sind als die Norm auf
der ganzen Welt, insbesondere für die Migrantinnen und Migranten.
Darüber hat mein Vorredner berichten. Von Mexiko wissen wir, dass die
Regierung begonnen hat, die Südgrenze zu Guatemala noch mehr zu
militarisieren. Dies mit der haarsträubenden Begründung, dass dies wegen
der Terroristen nötig sei. Richtig ist, dass diese Aufrüstung gegen die
Migration in dieser Gegend schon lange geplant war, um der USA gefällig
zu sein - und nicht wegen der Anschläge. Genau so wie der
SWISSAIR-Absturz eben nichts mit den Anschlägen zu tun hat, sondern sich
schon lange abzeichnete.

Was bedeuten die Anschläge für die sogenannte
Anti-Globalisierungsbewegung, für uns alle, die wir nächsten Februar
wieder nach Davos fahren werden, um gegen die selbsternannten Global
Leaders des Welt-Wirtschafts-Forums zu protestieren. Was für neue und
alte Mittel werden gegen uns eingesetzt werden? Denn noch bevor die
Zwillingstürme in sich zusammen stürzten vermuteten kalte Krieger alter
Prägung, dass es sich bei den Attentätern um sogenannte
Globalisiserungsgegner handeln könnte. Der britische Premier Minister
Tony Blair verstieg sich zu der Behauptung, dass Zitat NZZ: „heute nicht
nur muslimische Extremisten, sondern auch die IRA und die militanten
Globalisierungsgegner als potenzielle Gefahrenquellen gelten“ Zitat
Ende.

Was für Schlüsse müssen wir aus diesen Äusserungen ziehen? Zuerst einmal
ist fest zu halten, dass eine beachtlich grosse Öffentlichkeit diese
Verschleierungsmanöver durchschaute und in den Massenmedien bald auch
davon die Rede war, was dieser Terror - sofern er tatsächlich von Bin
Ladens Al-Kaida-Organisation kommt, denn Beweise gibt es bis heute, auch
am siebten Tag der Bombardierungen keine – was dieser Terror also für
Ursachen hat. Dass nämlich zu aller erst einmal Bin Laden ein Sohn der
US-Aussenpolitik ist und die USA speziell in den arabischen Regionen
bisher eine Demokratisierung immer aktiv mitverhindert hat.

Vor allem aber, dass die globale ungleiche Verteilung der Reichtümer und
des Wohlstandes früher oder später zu einer Explosion führen musste.

Genau da müssen wir hier ansetzen. Der Terror gegen die sogenannte
Dritte Welt geht von hier aus. Vom sogenannten Norden. Von all den mehr
oder minder offenen Konferenzen, Sitzungen, Treffen und Gipfeln, die
immer ein Ziel verfolgen. Die Privilegien des Nordens zu verteidigen und
auszubauen. Zu verhindern, dass afrikanische Fischer, die in den
Gewässern vor Afrika keinen Fang mehr einbringen können, weil dort
riesige Fangschiffe der EU kreuzen, dass ebendiese ehemaligen Fischer
nicht zu uns kommen können, weil sie hoffen, hier ein menschenwürdiges
Auskommen zu finden.

Und wenn wir für den Frieden sind, wenn wir wollen, dass es in der Welt
keine Ungerechtigkeit mehr gibt, dann müssen wir hier diese
Zusammenhänge bekannt machen und dafür sorgen, dass diese
Ungerechtigkeiten aufhören. Dafür sorgen, dass der Süden nicht mehr
durch den Norden ausgebeutet wird und wir nicht mehr das Privileg
geniessen, auf Kosten der Menschen des Südens zu Leben.

Und weil wir weiterhin darum wissen, dass eine andere, eine bessere,
eine gerechte Welt möglich ist werden wir weiterhin für diese Vision
kämpfen. Und wir werden dadurch immer auch ins Visier des Staatsschutzes
geraten. Es liegt an uns, klug und umsichtig vorzugehen, damit wir nicht
aufgerieben werden. Uns zu vernetzen, über unsere Ziele zu diskutieren
und dafür zu sorgen, dass unsere Anliegen gehört und wahrgenommen
werden. Hier im Norden, auch auf lokaler Ebene.

Wir sind bereits weit gekommen. Die WTO, die Weltbank, der
Internationale Währungsfond, das WEF, der G8, die NATO und wie sie alle
heissen sind nicht mehr nur abstrakte Begriffe, sondern einer breiten
Öffentlichkeit bekannt und der Widerstand dagegen ist immer noch am
wachsen!

Wir haben es in der Hand in den nächsten Monaten, wenn die USA und die
EU das ärmste Land der Welt weiter versuchen in die Steinzeit zurück zu
bomben, hier einen breiten und starken Widerstand aufzubauen, der sich
als nächstes in Genf wieder trifft, wo aller Voraussicht nach das
nächste Ministertreffen der WTO – und nicht wie vorgesehen in Katar,–
stattfindet. Und am 02. Februar 2002 dann werden wir uns in Davos wieder
sehen.*

No Justice – No Peace
Wipe Out WEF
Für eine Welt, in der viele Welten Platz haben


*weitere Demodaten:
Gegen das WTO-Treffen:
Donnerstag, 08. November, 19.00 Uhr, Viktoriaplatz, Bern
Samstag, 10. November, 14.00, Uhr Place Neuve, Genève
Für die Sans-Papiers:
Samstag, 24. November, 14.00 Uhr, Genfergasse, Bern

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14.10.2001
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