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Tübingen: 18.10. Kundgebung gegen Burschenschaften

-----> Kundgebung gegen Burschenschaften und Verbindungen am 18.10.01
(Uni-Tag der offenen Tür) in Tübingen!!

-----> 17:45 Uhr vor der Neuen Aula (Wilhelmstr.)

------> Danach Aktionen und Protest auf dem Unitag

------->Abends: Fest im Clubhaus

-----> siehe auch:  http://homepages.uni-tuebingen.de/lista

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Gegen Farbentragen von studentischen Verbindungen

Wenn eine Verbindung harmlos sein will, soll sie sich
auflösen.

"Unser Burschenbrauchtum ist immer auf eine männliche
Gruppe abgestimmt. Die menschliche Weltordnung ist auf
das Männliche ausgerichtet." (Burschenschaftliche
Blätter, Heft 5/1980)

Sind 'Bundesbrüder' aufgrund ihres Studiums, ihrer
politischen Gesinnung oder ihrer Herkunft wahre oder
bessere Deutsche? Sollte "Mann" wissen, wie er seine
Ehre korrekt verteidigen kann, wenn er beleidigt wird?
Ist die Bindung an die Gruppe durch martialische
Rituale und altertümliches Brauchtum, durch
Protektionismus und Ausgrenzung (Frauen, Zivis,
Nicht-Deutsche...) als auch durch korporiertes
Klüngelverhalten und starre Mechanismen noch zeitgemäß
(ein mystisches Burschenritual mit Fahnen an der Wand
, Kerzenlicht, Ritterschlag und Treuegelöbnis)?

Alles gründet auf dem konservativ-autoritären
"Lebensbund": einem elitären Selbstverständnis,
autoritär-hierarchischen Strukturen und
männerbündischen Seilschaftsprinzip. Ein Verständnis
vom Recht des Stärkeren (der Fux leistet unbedingten
Gehorsam) und einem archaischen
Brauchtums-Mystizismus. Es regiert der Zwang - z.B.
zwingend mehr Alkohol zu trinken als der Einzelne
vertragen kann - der Zwang auch gegen sich selbst,
mit dem Ziel ein diffuses Ehrempfinden einzuimpfen.
Verbunden mit Deutschtümelei und Hierarchiegläubigkeit
ist dann der Weg zur nationalen Gesinnung nicht mehr
weit - extrem rechte Positionen in Verbindungen und
speziell in Burschenschaften sind nicht selten.

Gibt es harmlose Verbindungen? Das Spektrum der
Verbindungen reicht von nichtschlagenden bis hin zu
schlagenden Verbindungen ("Fecht-Rituale"), wobei
letztere mit ihrem inhärenten Militarismus und ihrer
"Wehrhaftigkeit" eine Stufe extremer sind. Überdies
spielt auch deren politische Ausrichtung und deren
gesellschaftliche Einflussnahme eine Rolle.
Männerbündische Seilschaften fördern die Karriere und
sind darauf bedacht, etwas "besseres" zu sein. Alle
Verbindungen bzw. Dachverbände sind in einem
Spitzenverband, dem Convent Deutscher Akademiker (CDA)
oder dem Convent Deutscher Korporationsverbände (CDK)
organisiert, und auf diese Weise miteinander
verstrickt.

Daher sind auch die "gemäßigten" Verbindungen nicht
harmlos, denn konservativ-autoritäre Positionen,
elitäre Überheblichkeit und Deutschtümelei führen sehr
leicht zu einer autoritären Gesellschaft. Gleichzeitig
verharmlosen auch "gemäßigte" Verbindungen die dunklen
Flecke ihrer Geschichte (Antisemitismus etc.) und
rechtsextreme Auswüchse in ihren Reihen. Dass die
"harmlosen" Verbindungen sich an die Seite der
rechtskonservativen Burschenschaften stellen (für das
Farbentragen etc.), zeugt von deren Verbundenheit
untereinander. Zumindest könnte erwartet werden, dass
die sich selbst als "gemäßigt" empfindenden
Verbindungen sich von den rechtsnationalen Burschen
distanzieren und ihre Geschichte mehr aufarbeiten.

An der Universität Tübingen können seit kurzem
Verbindungen, die u.a. im Dachverband Deutsche
Burschenschaft sind ("Fruchtbarer Boden für rechte
Gedanken", Süddeutsche Zeitung 28.6.2001), wieder
ihrer (Farben-) Bändel und Uniformen zur Schau
stellen. Dagegen regte sich Widerspruch bei
verschiedenen studentischen Gruppen, und als die
Universitätsleitung schließlich die Teilnahme der
farbentragenden Verbindungen an ihrem eigenen Fest,
dem Dies Universitatis, akzeptierte, kam es zu
lautstarken Protesten. Nirgendwo ist festgelegt, wen
die Universität zu ihrem Fest einzuladen hat.

- Wir stellen uns quer bei rechtsnationalem
Gedankengut und Ehrbegriffen!
- Wir finden es nicht richtig, dass elitäre Zirkel
mit ihren Ausschlußregeln als studentische
Gruppe anerkannt werden!
- Wir sprechen uns dagegen aus, dass an einem Fest
der Universität farbentragende
Studenten eingeladen werden!
- Wir sind gegen das Farbentragen!
- Wir sind gegen deutschtümelnde Eliten und
autoritär-reaktionäre Tendenzen an unseren
Hochschulen!

Bündnis gegen Farbentragen: Räte-VV, LiStA, PDS-HSG,
Lilla Villa - Frauencafé im Clubhaus, GEW-HSG,
Burschi-Ak Clubhausia, AK studentische Verbindungen im
Brecht-Bau u.a.

 

12.10.2001
Bündnis gegen Farbentragen   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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