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Greifswald: Keine Entlassung des Pressesprechers der Uni

Pünktlich zum Beginn des neuen Studienjahres hat die Universität Greifswald, hat
die Stadt Greifswald wieder einen braunen Skandal.
Der Leiter der Presse- und Informationsstelle der Greifswalder Universität, Dr.
Edmund von Pechmann, wird nach der Bezeichnung der sanitären Einrichtung eines
alten Studentenheims als "auschwitzartige(r) Duschbaracke" nicht entlassen.
Der in der aktuellen Ausgabe der Universitätszeitung "Journal" veröffentlichte
Vergleich hat in den letzten Tagen für Aufregung in Greifswald und bundesweit
gesorgt. Konsequenzen wird er offensichtlich nicht haben.
"Den Pressesprecher zu entlassen, sei nicht möglich", so der Rektor der
Greifswalder Universität, Prof. Dr. Hans- Robert Metelmann. Stattdessen wird
eine Umstrukturierung des "Journal" angekündigt, das bisher von Pechmann im
Alleingang redigiert wurde.

Doch anders, als vom Rektor dargestellt, war die Umstrukturierung des "Journal"
schon vor der "Entgleisung" beschlossene Sache.
Auf S. 1 der Zeitung vom 28. 9. schreibt Edmund von Pechmann in seinem
Leitartikel: "Soll dieses 47. das letzte Journal sein, das in seiner gewohnten
Form erscheint. Am 2. Oktober formiert sich auf Anraten des ´Kleinen Senats´
eine ´Konzept- Arbeitsgruppe... mit dem Ziel, das Journal mit akzeptabler Innen-
und Außenwirkung neu zu gestalten´.
Als in Greifswald bald Sprachgestählte(r) gewohnt, jedes Dementi zu
hinterfragen, wird Ihnen einfallen, daß Zensur die höchste Ehre ist, die aus
heiterem oder anderem Himmel einem Blatt wiederfahren könnte."

Angesichts dessen besagt die Äußerung des Rektors, er sei "maßlos erschüttert",
wenig. Anstelle seines Pressesprechers entschuldigte sich der Rektor für den
Auschitz- Vergleich. Pechmann erklärte der Presse gegenüber nur, er WÜRDE sich
eventuell entschuldigen. Die Ostsee- Zeitung dazu: "Dass er das ernst meint,
muss bezweifelt werden. Denn er würde den Artikel auch ein zweites Mal so
schreiben, räumte er ein. Pechmann: ´Vielleicht würde ich dann aber einen
kleinen Scherz einfügen und Auschwitz mit zwei 's' schreiben.´"

Daß die Greifswalder Universität einen Pressesprecher weiterbeschäftigt, der mit
dem Thema Auschwitz makabre Scherze treibt, ist ein weiterer Skandal.
Dr. Edmund von Pechmann hat der Greifswalder Universität hohen moralischen
Schaden zugefügt. Er ist in seiner Funktion als Pressesprecher und Herausgeber
der Universitätszeitung untragbar geworden.

Das inkonsequente Verhalten der Leitung der Greifswalder Universität kann nur
durch nachdrückliche und anhaltende Reaktionen der Öffentlichkeit korrigiert
werden. Schreiben Sie an den Rektor der Greifswalder Universität, drücken Sie
Ihre Empörung über die Weiterbeschäftigung des Pressesprechers aus.

Rektor der Universität Greifswald
Prof. Dr. med. dent. Dr. med. Hans- Robert Metelmann
Tel. 03834- 86 1100
und 0171- 9783900
Fax Büro: 03834- 86 1105
Mail:  rektor@mail.uni-greifswald.de


Cristina Fischer

Anmerkung: Gegen Eduard von Pechmann wird bei der Staatsanwaltschaft Stralsund
Anzeige wegen Volksverhetzung erstattet werden.

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Presse:
Ostsee- Zeitung 4.9.01

Studenten-Duschen mit Auschwitz verglichen
Empörung über Greifswalder Uni-Pressesprecher

Der Pressesprecher der Uni Greifswald verglich alte sanitäre Einrichtun- gen in
einem Studenten- wohnheim mit "auschwitzartigen Duschbaracken". Kritik von
allen Seiten. Die Uni will Konsequenzen ziehen.

Greifswald (OZ) Skandal an der Universität Greifswald. Pressesprecher Dr. Edmund
von Pechmann sorgte mit einem schockierenden Vergleich für helle Aufregung. Der
verantwortliche Redakteur der Uni-Zeitung "Journal" schrieb in der jüngsten
Ausgabe: "Vorbei die Zeit, da Männlein wie Weiblein in die auschwitzartige
Duschbaracke über die Straße huschten und vom warmen Wasser nicht lassen
konnten". Das steht in einem Artikel über das Studentenwerk Greifswald. Darin
ließ sich von Pechmann über Neubau und frühere Zustände von Studentenwohnheimen
in Greifswald aus.

Vorgestern kam der unselige Vergleich an die Öffentlichkeit. Entsetzen und
heftige Kritik in den ersten Reaktionen. Cristina Fischer aus Greifswald empörte
sich in einer e-mail an die OSTSEE-ZEITUNG. Ihr habe es die Sprache verschlagen,
dass als Duschräume getarnte Todeskammern mit Studenten-Duschen verglichen
wurden. "Ich bin maßlos erschüttert", so Uni-Rektor Prof. Hans-Robert Metelmann.
Der Vergleich einer Mordmaschinerie mit dem Studentenwerk sei abartig und
geschmacklos. Er distanziere sich von dieser laxen Formulierung, mit der vielen
Menschen weh getan worden sei. "Im Namen der Universität entschuldige ich mich
dafür", erklärte Metelmann und kündigte Konsequenzen an. Die hätten er, alle
Dekane sowie der Uni-Kanzler noch am Dienstag beraten. Ergebnis der
Sondersitzung: Das "Journal" werde neu konzipiert. Der dafür seit 1995
zuständige von Pechmann solle seine allein verantwortliche Stellung nicht
behalten. "Wir werden alle Möglichkeiten des Dienstrechts prüfen", erklärte
Metelmann. Den Pressesprecher zu entlassen, sei nicht möglich.

Auch unter Greifswalder Studenten ist die "auschwitzartige Duschbaracke"
Gesprächsthema. "Wir sind mehr als verbittert darüber", sagte Peter Tornow vom
Allgemeinen Studentenausschuss. Der Pressesprecher habe sich im Wort vergriffen.
Das müsse mit Sanktionen geahndet werden. "Den Rücktritt Edmund von Pechmanns
fordern wir aber nicht", sagte Tornow. Der Pressesprecher habe bei vielen
anderen Anlässen seine "einzigartige Originalität" bewiesen.

Der hochschulpolitische Sprecher der PDS-Landtagsfraktion, Gerhard Bartels,
sagte, er erwarte, dass Rektor Metelmann "alle denkbaren Konsequenzen" prüfe.
Das Wort Rausschmiss wollte Bartels nicht in den Mund nehmen. "Die Äußerungen
des Pressesprechers der Uni Greifswald sind skandalös und unerträglich", sagte
Gerhard Bartels. Er sehe durch die Worte nicht nur die Opfer des
Nationalsozialismus verhöhnt. Diese Äußerung stünden in erschreckender Nähe zur
rechtsextremistischen Leugnung des Holocaust.

Wie kommt ein Akademiker wie von Pechmann, der in verantwortungsvoller
Position an der Uni arbeitet, zu solch perversem Vergleich? "Ich habe diese
großen Duschköpfe gesehen. Die waren grauenvoll, haben mich sofort an Auschwitz
erinnert", erklärte der Pressesprecher. Er habe allerdings bisher nicht viel
über das Vernichtungslager gelesen, gibt er zu. "Ich weiß, dass ich mit meinem
Vergleich viele provoziere", sagte er. Manche Leute wollen es nicht wahrhaben,
dass solche Bauten wie diese Duschbaracke in der DDR geschaffen wurden. Es gebe
aber Ähnlichkeiten zum Baustil der 30er und 40er Jahre. "Ich würde mich für
diesen Vergleich auch entschuldigen", meinte von Pechmann. Dass das ernst meint,
muss bezweifelt werden. Denn er würde den Artikel auch ein zweites Mal so
schreiben, räumte er ein. Pechmann: "Vielleicht würde ich dann aber einen
kleinen Scherz einfügen und Auschwitz mit zwei 's' schreiben".

Letzte Aktualisierung: Mittwoch, 3. Oktober 2001
© 1999-2000, Alle Rechte vorbehalten

Presse:

Berliner Zeitung Vermischtes 3.10.2001 22:26
BerlinOnline: Entgleisung in Greifswald
GREIFSWALD. Die Universität in Greifswald hat sich für Äußerungen ihres
Pressesprechers Edmund von Pechmann entschuldigt, der alte Sanitäreinrichtung
...
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Nordkurier Lokales 4.10.2001 8:16
Empörung über Greifswalder Uni-Sprecher
Studenten-Dusche mit Auschwitz verglichen
Von ddp-Korrespondent Guido Heisner Greifswald. Der Pressesprecher der
Greifswalder Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Edmund von Pechmann, ist wegen
eines...

Schweriner Volkszeitung Lokales 3.10.2001 23:41
Greifswalder Uni-Sprecher wegen Holocaust-Vergleich in der Kritik
PDS-Landtagsfraktion: Äußerung unerträglich und skandalös
Greifswald (ddp/dpa) Der Pressesprecher der Greifswalder
Ernst-Moritz-Arndt-Universität, Edmund von Pechmann, ist wegen eines
Holocaust-Vergleichs in ...

Ostsee Zeitung Politik 3.10.2001 21:50
Studenten-Duschen mit Auschwitz verglichen
Empörung über Greifswalder Uni-Pressesprecher
Der Pressesprecher der Uni Greifswald verglich alte sanitäre Einrichtungen in
einem Studentenwohnheim mit "auschwitzartigen Duschbaracken ...


 

04.10.2001
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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