nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Erfurt: Kein "Tag der Heimat" am 9.09.

Gegen die BRD - Osterweiterung!
Kein "Tag der Heimat" in Erfurt!

09/09/01/antifa local actionday

Am 9. September soll in der Erfurter Thüringenhalle der "Tag der Heimat"
des Bundes der Vertriebenen (BdV) gefeiert werden. Dort wollen Paul
Latussek, Vorsitzender des BdV in Thüringen und Referent bei deutschen
Akademien der NPD, sowie Bernhard Vogel, Ministerpräsident des Landes
Thüringen und Freund "freier Völker" reden. Dieses Bündnis aus Mob und
Elite wollen und werden wir an diesem Tag ins Zentrum unserer Kritik
rücken.

Die Vertreibung
8. Mai 1945, nach 6 Jahren wurde der deutsche Vernichtungskrieg
militärisch beendet. Von Seiten der deutschen Bevölkerung konnten die
Alliierten dabei keine Unterstützung erhoffen, selbst um Berlin kämpften
Deutsche noch erbittert. Widerstand gegen den Nationalsozialismus gab es
kaum, vielmehr beteiligten sich viele Deutsche aktiv an der
industriellen Vernichtung von Millionen Menschen - dem Holocaust. Grund
genug das deutsche Kollektiv grundsätzlich zu kritisieren.
Der deutsche Nationalsozialismus, der das Undeutsche im Juden
halluziniert, hatte in Auschwitz seinen vernichtenden Ausdruck gefunden.
Der deutsche Imperioalismus hat in nur 31 Jahren zweimal einen Krieg in
Europa entfacht.
Mittel der deutschen Osterweiterung war schon im Nationalsozialismus das
"deutsche Selbsbestimmungsrecht", unter dessen Fahne die Deutschen im
Sudetenland einmarschierten und Österreich anschlossen. Unter dem
Banner "Heim ins Reich" wurden Gebiete angeschlossen in denen
"Volksdeutsche" ausgemacht wurden. Um die Gefahr eines weiteren
deutschen Angriffskrieges zu verringern, wurden deshalb nach dem 2.
Weltkrieg (besetzte) Gebiete als Puffer an Polen und Tschechien
abgetrennt. Die dortige Bevölkerung wurde nach Deutschland umgesiedelt,
um ihr die Brückenkopffunktion für die deutsche Ostexpansien zu nehmen.
Es war notwendig zu vertreiben.

Die Vertriebenen
Doch die Ostdeutschen stellten nicht nur die 5. Kolonne - den
Brückenkopf, viele beteiligten sich aktiv in der NSDAP und am deutschen
Vernichtungsfeldzug. 1933 lagen der Stimmenanteil für die NSDAP in
Ostpreußen höher als in allen anderen Teilen Deutschlands. Diese eigene
Verantwortung an den nationalsozialistischen Verbrechen haben die
Vertriebenenorganisationen niemals anerkannt. Im Gegenteil, im Jahre
1950 verabschiedeten sie die "Charta der Heimatvertriebenen", in der sie
selbst als "die vom Leid dieser Zeit am schwersten getroffenen"
charakterisiert werden.
Deutsche Täter wollen die größten Opfer sein. Diese Betrachtung der
deutschen Geschichte ist kein Monopol der Vertriebenen. Auch Martin
Walser referierte in der Frankfurter Paulskirche über jüdische
Instrumentalisierung "unserer Schande" und erntete dafür Applaus von
Rot-Grün, der CDU, den Liberalen und den Neonazis. Bei dieser
Verweigerung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus
verwundert es auch nicht, dass Neonazis in Vertriebenenverbänden gern
gesehene Mitglieder sind.

Der Bund der Vertriebenen (BdV)
Der BdV wurde 1957 gegründet, als Dachorganisation mehrerer
Vertriebenenorganisationen. Seitdem wird er von jeder deutschen
Bundesregierung finanziell unterstützt. Er forderte bereits damals die
Angliederung polnischer und tschechischer Gebiete, ein Deutschland in
den Grenzen von 1937.
In Thüringen wurde der BdV 1990 gegründet, in der DDR waren
Vertriebenenorganisationen dank "verordnetem Antifaschismus" verboten.
Seit 1990 ist Paul Latussek Vorsitzender des Bundes der Vertriebenen.
Seit dem vertritt er und der BdV immer wieder nationalsozialistische
Positionen. Das führte bereits zur Absage eines parlamentarischen
abends, den der BdV im Thüringer Landtag veranstalten wollten. Doch
bereits kurze Zeit später konnte der BdV wieder für Bücher aus dem
DVU-Verlag im Landtag werben. Auch für den neofaschistischen Verlag
Nation & Europa macht der BdV in seiner Geschäftstelle Werbung. Paul
Latussek war Vizevorsitzender des erzkonservativen Bundes freier Bürger,
sprach als Referent bei der deutschen Akademie der NPD zusammen mit
Horst Mahler (NPD) und Franz Schönhuber (REP & DVU) veröffentlichte in
der Jungen Freiheit und in Nation & Europa. Auf Veranstaltungen des BdV
tragen jugendliche Neonazis die Fahnen.

Das Selbstbestimmungsrecht, das sie meinen
Doch der BdV ist kein unbedeutender Verein "Ewiggestriger", die von
Großdeutschland träumen. Der BdV ist mit 2 Millionen Mitgliedern der
zweitstärkste Verband in der BRD (Stand 1996). Allein, dass Bernhard
Vogel beim "Tag der Heimat" redet, zeigt den politischen Einfluss des
Bundes. Vor diesem Hintergrund wird auch deutlich, welches "Europa
freier Völker" sich Vogel vorstellte, als er vor der Landmannschaft
Rhenania referierte und vom "Image Beschmutzungs Kommando" dafür eine
Torte ins Gesicht bekam.
Österreich ist heute stärker in die deutsche Wirtschaft integriert als
manches deutsche Bundesland, und zwar nicht nur stärker als die neuen
Länder der ehemaligen DDR, auch stärker etwa als das Saarland. (Bernhard
Felderer, Wiener Institut für Höhere Studien). Der staatlich geförderte
"Verein für das Deutschtum im Ausland" organisiert deutsche Gemeinden in
osteuropäischen Ländern und betreibt "deutsche Kulturpflege". In manchen
Landstrichen Polens wird fast ausschließlich Deutsch als Muttersprache
gelehrt.
Doch nicht nur die Umsetzung des völkischen Nationsbegriffs für die
Deutschen ist aktuelle Außenpolitik, auch die völkische Zerlegung
anderer Nationalstaaten steht auf dem Programm. Jugoslawiens völkische
Zerlegung wurde von seiten der deutschen Bundesregierungen immer wieder
forciert. 1992 mit der einseitigen Anerkennung Kroatiens und Sloweniens,
1999 mit der Konferenz von Ramouillet, als die USA für eine kurze
Bestrafungsmission plädierten, während die BRD auf einer politischen
Lösung und damit der Zerschlagung Jugoslawiens beharrte. In Kroatien
herrscht heute ein pro-faschistisches Regime, im Kosovo ist die DM
Leistwährung, in Restjugoslawien explodieren die Preise.
Doch auch in der EU geht´s völkisch zu. Die deutsche Bundesregierung
finanziert ein "Europäisches Zentrum für Minderheitenfragen", das in 36
europäischen Staaten 262 Völker ausgemacht haben will. In Frankreich das
Baskenland und Korsika, in Spanien ebenfalls das Baskenland, in Italien
Sardinien, in Großbritanien Nordirland, Wales, Schottland. Deutschland
hingegen ist beinahe "ethnisch rein". Bei der Durchsetzung dieses
"Selbstbestimmungsrechtes der Völker" gewinnt nur die BRD. Erst recht,
wenn die "Bundesrepublik Europa" wie sie momentan Joschka Fischer
vorschwebt Realität wird. Bereits beim EU - Gipfel in Nizza hat die
Bundesregierung versucht, das Stimmgewicht an die Bevölkerungszahl zu
knüpfen. Damit würde die BRD als bevölkerungsreichtstes Land ihre
ökonomische Vormachtstellung auch politisch festigen können. Willhelm d.
Zweite und Hitler scheiterten bei dem Versuch Europa unter deutscher
Führung zu vereinen, das Nachkriegsdeutschland hat bessere Chancen. Das
ist der späte Sieg Deutschlands über die Alliierten. Das steht im
Zentrum unserer Kritik am 9. September.

Die Stadt Erfurt
Die Stadt Erfurt war immer wieder Anlaufpunkt völkischer Vereinigungen.
Der Bund der Vertriebenen konnte sich hier bisher immer ungestört
treffen und kann einen Laden in der Michaelisstraße betreiben. Von
Seiten der Stadt Erfurt wird das Geschichtsbild des BdV sogar geteilt.
In der Online- Stadtchronik finden sich 4 Einträge zu
nationalsozialistischer Politik & Verbrechen, dagegen 11 zur
Bomardierung Erfurts, nicht ohne die genaue Angabe wie viele Frauen,
Kinder und Greise dabei ums Leben kamen. Die Deutschen als die größten
Opfer.
Deswegen soll die Geschichte der Erfurter Firma Topf&Söhne auch
beschwiegen oder deren Bearbeitung in die kleine Synagoge abgeschoben
werden. Diese Firma stellte die Öfen für Krematorien von Buchenwald her
und zeigt so exemplarisch die Teilnahme der deutschen Bevölkerung an der
Vernichtung. Deswegen stellten sich einer "Interessengemeinschaft für
die Wiedervereinigung Gesamtdeutschlands", welche ebenfalls die Übergabe
tschechischer und polnischer Gebiete forderte, am 26.02.2000 nur ca. 150
Menschen entgegen. Deswegen können jährlich "Tage der Heimat",
Totengedenken und anderes Brauchtum in Erfurt stattfinden. All diese
Veranstaltungen des BdV blieben bisher ohne Proteste. Das werden wir
dieses mal ändern.
Polen muss bis Frankreich reichen!
. . bis der Kapitalismus fällt.
Gegen die Unterdrückung des Menschen!!

Unterzeichnende Gruppen: anarchistisch-kommunistische Gruppe yafago
(erfurt), Organisierung gegen Rechts (erfurt), KPFiHVV (Erfurt),
Antifaschistische Hochschulgruppe (Jena), Antifaschistische
Aktionsgruppe Salzungen (Bad Salzungen)

Die Aktionen unterstützen weiterhin: Angelo Lucifero (Stellvertretender
Landesleiter Gewerkschaft ver.di und Sprecher LAG- Antifa/Antira
Thüringen), Steffen Dittes (PDS MdL)

antifa local - actionday-

Kundgebung: 9.9.2001 11.30 Uhr Thüringenhalle Erfurt
Infos:

 http://www. infoladen.net/sabotnik

0361/5661321

 

21.08.2001
Infoladen Sabotnik/ Erfurt [homepage]   [Email] [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht