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Frankfurt/Main: Warum campen wir?

Mit uns (d.h. bestehend aus dem Spannungsbogen zwischen
Autonomen / Linksradikalen und MenschenrechtsaktivistInnen) und unseren Themen öffentlich wahrnehmbar werden.

Durch die Konzentration ist es möglich, mehr Gesellschaftlichkeit zu denken, aber auch praktisch auszuprobieren. Es bringt zumindest die Möglichkeit, Gegenmacht zu entfalten.

Sich bewusst der Absurdität aussetzen, 9 Tage wo einzufallen und somit eine bewusste Provokation darzustellen - natürlich in der Hoffnung, Bewusstseinsprozesse auszulösen.

Das Fremde der Bevölkerung zumuten, wobei unter uns
CamperInnen ein Dissens im Umgang mit der Bevölkerung
besteht und zwar in der Spanne zwischen Provokation und
Vermittlung, zwischen allem Deutschen gegenüber
feindlich gesinnt sein und schauen, mit wem partiell was
möglich bzw. wer offen ist, um z.B. gesellschaftliche
Alternativen zu entwickeln.

Antirassistische Politik ohne den üblichen Frust
umsetzen, heraus aus der Ecke der MahnerInnen und
Anklagenden, hin zur offensiven Parteinahme und
politischen Intervention, d.h. eine Woche Kampagne statt
Basispolitik und die Mühen der Ebenen auf dem Camp einem
breiteren Kreis vorzustellen.

Das Camp ist ein großes Vernetzungstreffen von
unterschiedlichsten linker/linksradikaler und autonomer
Strömungen, dessen Auswirkungen auch bei anderen
Gelegenheiten wie Castortransporte und
Globalisierungsevents positiv zum Tragen kommen, aus der
Vereinzelung in den Städten/Regionen heraustreten und
v.a. praktisch was zusammen erleben (wesentlich andere
Erfahrungen als z.B. auf einem Kongreß), d.h. Vernetzung
über die Teilbereiche hinaus hin zur autonomen
Vernetzung. Als nächstes würde jedoch anstehen, darüber
hinaus für den Rest des Jahres eine verbindlichere
Vernetzung oder auch Organisierung anzudenken. Der
internationalere Rahmen ist dieses Jahr zumindest durch
den Zusammenhang mit den anderen europäischen Camps
gegeben, auch wenn er personell noch auf dünnen Beinchen
steht (d.h. im Grunde genommen mehr virtuell besteht).

Das Camp ist eine der seltenen Gelegenheiten, bei der
sich ein Generationen- und Teilbereichsbewegungsmix
einstellt, der in der BRD zumindest selten anzutreffen
ist.

Gegenmacht punktuell sinnlich zu erfahren (und das 24
Stunden am Tag 9 Tage lang mit vielen zusammen, ist ein
komprimierter Erfahrungsraum), schafft ein
Selbstwertgefühl, doch etwas bewirken zu können,
aufzutanken, was die restlichen 356 Tage anhalten kann
und was den politischen Alltag vielleicht besser
ertragen lässt ( das kann durchaus prägend sein: wer
z.B. einmal in seinem Leben die Bullen hat weglaufen
sehen, hat eine leichte Ahnung von dem Gefühl, aus der
Ohnmacht zu entkommen, wenn auch nur für Minuten).

Sozial erfahrbaren Raum schaffen, in dem ein Stück
vorweggenommene Utopie gelebt wird (anderer Umgang
untereinander, Umgang mit Hierarchien, Umgang mit
Kommunikationsstrukturen, Organisierung des Alltags ,
Umgang mit " anderen", Umgang mit den Mächtigen (nicht
nur die Bullen) in einer anderen, direkteren Art, Umgang
mit anderen Meinungen, Umgang mit "abweichendem"
Verhalten) und ein Raum, um streiten und Konflikte
austragen erlernen zu können.

Das Camp hat einen event-Charakter, in dem Kräfte,
Ideen, Phantasie, Witz und renitente Energien
konzentriert sind, allerdings wesentlich experimenteller
als z.B. beim Castortransport oder bei einem
Anti-Globalsisierungsevent, denn im Camp steht der
Verhinderungsaspekt eher prozeßhaft im Fokus und nicht
als aktuelles Ziel, das es sofort zu erreichen gilt.

Wir campen dieses Mal am Flughafen in der Rhein-Main-Metropole,

weil die Grenzen der Festung Europa auch dort verlaufen,

weil er der größte Abschiebeflughafen in der BRD ist,

weil es gegen das Internierungslager C 182 und dem
Flughafenverfahren eine unterstützenswerte Kampagne gibt, der wir mit unserem Camp vielleicht den entscheidenden Kick geben, um beides zum Kippen zu bringen,

weil es vor Ort rege Bürgerinitiativen gegen den Flughafenausbau gibt, gegen den wir auch sind, wenn auch z.T. aus anderen Gründen und wo es vielleicht spannende Berührung- und gegenseitige Zusammenarbeitspunkte geben könnte,

weil unsere Protest- und Widerstands-Rituale an der
deutschen Ostgrenze, zumindest aus unserer subjektiven
Sichtweise, nach drei camps ausgereizt schienen,

weil nicht nur die neuen Bundesländer politische
Entwicklungshilfe nötig haben, sondern auch die zersplitterte Linke im Westen,

weil es für politisch Aktive aus dem Osten ( eigentlich
nicht nur für sie) auch mal interessant ist, nach
welchen Mechanismen, Konfrontationsmuster und
politischen Regeln so ein camp im Westen abläuft,

weil der Moloch Frankfurter Flughafen durchaus eine
immense Herausforderung für uns darstellt und wir besser
und organisierter uns darauf vorbereiten sollten, was
für uns eine qualitative Chance zu mehr Verbindlichkeit
und mehr Inhaltlichkeit bedeutet.

 

24.06.2001
Camp01-Pressegruppe    [Schwerpunkt: grenzcamp 2001 ffm]  Zurück zur Übersicht

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