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Köln: Überwachen-Kontrollieren-Ausgrenzen

"I SHOT THE SHERIFF" (Bob Marley)

Private Sicherheitsdienste - Das Geschäft mit geschürter Angst


Referent:
Frank Herrmann


20.00 Uhr
AStA-Foyer der Fachhochschule Köln in Deutz
Betzdorfer Strasse 2
U-Bahn Linien 1 und 9, Haltestelle "Deutz-Kalker Bad"

Eintritt frei

Veranstaltet von der Alternativen Liste Fachhochschule und Universität Köln
und Ökologische Linke Köln
im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Überwachen - Kontrollieren - Ausgrenzen"


Überall ist er zu hören – der Ruf nach mehr Sicherheit. Dabei schreien
längst nicht alle nach intensiverer Überwachung. Aber besonders kommunale
Verbände und Handelsketten, Ordnungsämter sowie Menschen mit einem Bedürfnis
für autoritäre Strukturen stimmen in den emotional aufgeladenen Chor der
Sicherheitsbeschwörungen ein.

Zuallererst einmal jedoch ist "Sicherheit" ein Geschäft: Für die
AnbieterInnen von z. B. Kameraüberwachungssystemen, die an sogenannten
Kriminalitätsschwerpunkten installiert werden sollen. Auch in Banken,
Tankstellen, Bahnhöfen, in der Universität und in Kaufhäusern wird zum Teil
rund um die Uhr gefilmt. Neben dem Einsatz von Kameras sind private
Sicherheitsdienste unterwegs. Diese Schwarzen Sheriffs sind dazu da, gegen
Störungen des vorgesehenen Betriebsablaufs vorzugehen. Dazu gehört im
Zweifelsfall schon die Anwesenheit von Personengruppen, die sich nach
Meinung der AuftraggeberInnen des privaten Sicherheitspersonals "abweichend"
verhalten. Die also z. B. nicht fröhlich konsumierend durch die
Einkaufsstraßen flanieren, um dort Geld auszugeben, sondern die herumsitzen,
Mitgebrachtes essen und trinken oder andere PassantInnen anbetteln.
Sicherheitsdienste überwachen Einrichtungen der Bundeswehr und
Abschiebeknäste.

Demnächst sollen ganze Teile der Innenstädte privatisiert werden und damit
der Aufsicht durch Sicherheitsdienste übergeben werden. Die Branche freut
sich; der Markt mit Kameras, Alarmanlagen und weiteren technischen
Einrichtungen boomt. Ihre Umsätze sind in den letzten Jahren
überproportional gestiegen und liegen zur Zeit bei elektronischer und
mechanischer Sicherheitstechnik bei 10,6 Mrd. DM jährlich, bei der Bewachung
bei 3,9 Mrd. DM. Es gibt mit 118.000 beschäftigten Personen (1999) bereits
fast so viele – meist in oberflächlichen Crash-Kursen anqualifizierte –
Angestellte von Sicherheitsdiensten wie PolizistInnen. Die Stundenlöhne in
der Branche liegen zwischen 7 bis 19 DM.

Die immer stärkere Ausbreitung des Überwachungsgewerbes schränkt den
öffentlich zugänglichen Raum und die persönliche Freiheit vieler Menschen
immer mehr ein. Sie werden durch die ständige Kontrolle dazu konditioniert,
sich "unauffällig" zu verhalten. Neue räumliche Ausgrenzungen werden
etabliert, u. a. gegen Obdachlose, Arme, Nichtdeutsche, wie es Frank
Herrmann in einer Studie für die Bahnhofsumgebung von Essen nachgewiesen
hat. Kapital und Staat befürchten, daß die steigende Verelendung und
Überausbeutung in der BRD zu neuen Unruhepotentialen führen werden. Die
soziale Polarisierung in den Städten schafft so einen wachsenden Absatzmarkt
für die Ware "Sicherheit".

Im Rahmen der Reihe "Überwachen – Kontrollieren – Ausgrenzen" referiert am
Donnerstag, den 10. Mai, Frank Herrmann (Raumplaner, Uni Dortmund) über
"Säuberung" der Innenstädte durch die Tätigkeit privater Sicherheitsdienste.


--
Alternative Liste
der Fachhochschule Köln
Bergisch-Gladbacher Straße 147
51065 Köln

 AL-FH-Koeln@linkeliste.de
 http://www.linkeliste.de/AL-FH-Koeln/
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04.05.2001
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