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Görlitz: Gegen die Schließung des "BASTA!"

Gegen die Schließung des Jugendkulturzentrums "Basta!" Für eine linke,
emanzipatorische Jugendkultur in Görlitz!
Dem selbstverwalteten Jugendkulturzentrum "Basta!" in Görlitz droht das Aus!

Nach fast sieben Jahren, nach unzähligen Konzerten, Filmvorführungen,
Informationsveranstaltungen und dergleichen mehr hat die Stadt Görlitz, dem
Holzwurm e.V. den Cafe-Betrieb und das Veranstalten von Konzerten untersagt! Der
Grund sind angeblich gravierende Sicherheitsmängel.

Kurz zur Geschichte - 1994 besetzten linke Jugendliche in Görlitz ein Haus,
um damit ihrer Forderung nach eigenen Räumen Nachdruck zu verleihen. Nach
Verhandlungen mit der Stadt stellte diese schließlich das fast abrissreife
Gebäude Hotherstr. 25 als Ersatzobjekt zur Verfügung.
In Folge gründete sich der "Holzwurm e.V.", der die Trägerschaft über das
Haus übernahm. Die Stadt Görlitz schlug damals zwei Fliegen mit einer Klappe.
Einerseits sparte sie sich die Kosten für Abriss bzw. Sanierung des Hauses,
indem sie die Nutzungsrechte über das damals völlig desolate Gebäude per
Erbpachtvertrag einer Handvoll hochmotivierter Jugendlicher, die dieses in Folge
auf eigene Kosten und zum größten Teil in Eigenarbeit mühevoll wiederaufbauten.
Zudem erhielt die Stadt ein Jugendzentrum, das über Jahre hinweg kaum eine
Belastung für die Stadtkasse darstellte, da der Holzwurm e.V. sich überwiegend
selbst finanzierte und sich sämtliche Mitarbeiter ehrenamtlich engagierten.
Betroffen von der "Sicherheitsoffensive" der Görlitzer Behörden sind auch
andere Vereine und Jugendklubs. Auch ihnen drohen erhebliche Einschränkungen in
ihrer Arbeit. Wir denken, dass es sich hierbei nicht lediglich um ein
bürokratisches Problem handelt. Vielmehr halten wir es für einen politischen
Skandal, dass Behörden blindlings die Jugendarbeit in einer ganzen Stadt aufs Spiel
setzen und ohne mit der Wimper zu zucken einem erfolgreichen, linken
Jugend-Projekt den Garaus machen wollen.
Was Görlitzer Nazis mit wiederholten Angriffen auf das "Basta!" in den
letzten sieben Jahren nicht geschafft haben, erledigen "anständige" Bürokraten nun
innerhalb weniger Wochen. Die Görlitzer NPD setzt wahrscheinlich schon das
Dankesschreiben auf! Denn es werden die Rassisten und Nazis sein, die davon
profitieren werden, dass linker, antirassistischer Kulturarbeit in Görlitz
keine Räumlichkeiten mehr zur Verfügung stehen.

Wir fordern die Verantwortlichen in der Görlitzer Stadtverwaltung auf, dem
Holzwurm e.V. und den anderen betroffenen Vereinen die Öffnung ihrer
Räumlichkeiten wieder zu ermöglichen und die Mittel zur Behebung der beanstandeten
Sicherheitsmängel zur Verfügung zu stellen!

Wir unterstützen insbesondere den Forderungskatalog des Holzwurm e.V. an die
Stadtverwaltung, von der wir erwarten:

1. Ein klares öffentliches Bekenntnis zu nichtrechter, alternativer
Jugendkultur. Dieses Bekenntnis muss sich auch dahin gehend äußern, dass sich die
städtischen Behörden in ihrer Arbeitsweise nach den Bedürfnissen der
Jugendlichen richten. Oft genug erleben wir unflexible und verantwortungsscheue
MitarbeiterInnen auf den Ämtern, die sich hinter ihren Strukturen und Gesetzen
verstecken und denen wir uns dann auch noch anpassen sollen.

2. Die Anerkennung ehrenamtlichen Engagements von Jugendlichen für
Jugendliche.

3. Für die Weiterbetreibung des JKZ "BASTA!" ist es erforderlich einen
Bauantrag zu stellen und entsprechende Umbaumaßnahmen vorzunehmen. Hier fordern
wir von der Stadt ein finanzielles Engagement in angemessener Höhe, das ein
Fortbestehen des Projekts sichert. Das betrifft sowohl die mit dem Bauantrag
verbundenen Kosten in Höhe von ca. 20.000 DM als auch die Umbaukosten, über die
wir im Moment noch keine genauen Angaben machen können.

4. Die Stadtverwaltung benennt eine Person, die uns bei der Durchführung
der erforderlichen Maßnahmen mit Rat und Tat zur Seite steht. Um eine
vertrauensvolle Zusammenarbeit zu gewährleisten, ist für die Auswahl ein
Mitspracherecht unsererseits unumgänglich. Zu denken wäre an eine/n Mitarbeiter/in des
Jugendamtes.

Görlitz, März 2001
Kontakt per e-mail:  laribum@gmx.de
Wir fänden es auch nett, wenn das ein oder andere E-mail bei der
Stadtverwaltung ( online@goerlitz.de) bzw. ein paar empörte Anrufe oder Faxe bei
folgenden Nummern eingehen würde.
Bürgermeister für Bau Jörg-Peter Thomas (03581/ 672146); Bürgermeister für
Kultur und Soziales Ulf Großmann (03581/ 671201); Bauaufsichts- und
Bauordnungsamt (03581/ 672061)

Unterstützt wird die Resolution bisher von:
Grüne Liste Stadtratsfraktion Erlangen; Albrecht Kieser, Journalist, Köln;
Maritta Böttcher, MdB PDS; Prof. Dr. Heinrich Fink, MdB PDS (Kultur- und
wissenschaftspolitischer Sprecher); Carsten Hübner, MdB PDS; Sabine Jünger, MdB
PDS (Jugendpolitische Sprecherin); Wolfgang Gehrcke MdB PDS; Bildungsoffensive
für Brandenburg e.V.; Opferperspektive e.V. (Potsdam); Angela Marquardt, MdB
PDS; Druckerei Goldammer & Winkler, Görlitz; Prof. Dr. Annette Drews,
Hochschule Zittau/Görlitz (FH); Pastor Immer, Reformierte Gemeinde Görlitz;
Heidemarie Ehlert, MdB PDS; Prof. Thomas Eissing, Hochschule Zittau/Görlitz (FH);
Thomas Maruck, Buchhändler, Görlitz; Carmen Neumann, Kinokneipe "Camillo",
stellvertr. Vors. Kühlhaus e.V.;


 

18.04.2001
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