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Polen: Warhead Nr. 12 - Neues aus Polen

WARHEAD Ausgabe Maerz 2001 Nr. 12

FUCK ALL GOVERNMENTS
PO BOX 129 15-662 BIALYSTOK POLEN
 soja2@poczta.onet.pl

Vorwort

Hallo zusammen! Es ist ja eine Weile her, seit ich damit angefangen habe, diese Zeitung zu machen. Ich haette nicht gedacht, dass es sie solange geben wuerde, und dass sie so bekannt werden wuerde. Es ist eine Menge passiert seit der letzten Ausgabe. Die letzten Ereignisse machen Mut und ich hoffe, dass es noch viele Aktionen geben wird.

Die polnische anarchistische Bewegung hat grosse Erwartungen an die Warschauer 1.Mai-Demo. Wir werden sehen, was passiert, aber eins ist ganz offensichtlich: es ist viel los! Die polnische Bewegung ist groesser denn je (ausser vielleicht die Bewegung von 1905).

Ich hoffe, dass Ihr Spass habt beim Lesen, aber auch, dass Ihr anfangt, in Eurer Gegend Aktionen zu machen, denn der Kampf ist international. Wir sind alle Teil einer grossen Bewegung aus vielen Teilen, die eines Tages alles gewinnen wird. Wir brauchen nur gegenseitige Unterstuetzung, Solidaritaet und viel Spass auf den Barrikaden!


Die Torten-Internationale hat wieder zugeschlagen!
Es hat weitere Torten-Anschlaege in Polen gegeben. Das erste Ziel war Premierminister Buzek, den es in Wroclaw getroffen hat. Zwei Leute wurden festgenommen und wegen 'Verletzung der koerperlichen Unantastbarkeit eines hohen Staatsverteters' [breaking body inviolability of a high state official] angeklagt. Das kann drei Jahre Gefaengnis nach sich ziehen.
Das naechste Ziel war der neoliberale Politiker Olechowski, einer der Praesidentschaftskandidaten der letzten Wahlen. Sein ganzer Anzug war voller Torte; auch dies fand in Wroclaw statt.
Waehrend eines Vortrags in Szczecin ueber die EU wurde Geremek durch AnarchistInnen mit einer Torte getroffen. Niemand wurde festgenommen.
Einen aehnlichen Angriff gab es in Lublin auf den EU-Vertreter Prodi. AnarchistInnen bewarfen sein Auto mit zwei Eiern. Zwei Leute wurden festgenommen und haben eine Anklage wegen Angriffs auf den Vertreter eines anderen Landes, was zwischen drei Monaten und fuenf Jahren Gefaengnis bedeuten kann. Es sind laecherliche Vorwuerfe, die deutlich machen, wie viel ‚Toleranz' die polnische Regierung fuer Leute hat, die gegen die EU sind.
EinE AnarchistIn aus Bialystok wurde wegen 'Verletzung der koerperlichen Unantastbarkeit eines hohen Staatsverteters' angeklagt und neun andere haben Geldstrafen wegen 'Stoerung der Arbeit des Stadtrats' gekriegt, nachdem der Vizebuergermeister der Stadt eine Torte abgekriegt hatte.

Der Tortenkampf geht weiter!


Bash The Rich Demo in Krakov

Abgesehen davon, dass sie ihre eigene speziell Website hat, war die traditionelle Bash The Rich Demo in Krakov die groesste, die es jemals gab, mit mehr als 200 Leuten. Die Reaktion der Polizei war voellig paranoid, mit Wasserwerfern, Sondereinheiten und sogar einer Antiterror-Einheit. Schon vor der Demo wurden einige DemonstrantInnen festgehalten bei Durchsuchungen von zwei anarchistischen Treffpunkten, davon eine Privatwohnung, bei denen sie Menschen mit Schusswaffen bedroht haben. Es ist offensichtlich, dass die Durchsuchungen der Versuch waren, die Demo zu stoeren. Die Demo fand statt, als die Polizei die Durchsuchungen beendet hatte und verschwunden war.
Trotz der Demo gelang es den meisten der reichen Scum-Bankettgaeste, reinzukommen. AnarchistInnen haben Parolen gerufen, umsonst vegetarisches Essen verteilt und Knaller geschmissen. Es gab aber trotzdem keine Auseinandersetzungen mit den Bullen und niemand wurde festgenommen.


Anti-McShit-Demo in Debica

Ca. 60 AnarchistInnen haben sich an einer Demonstration gegen ein McShit-Restaurant in Debica beteiligt. Es war zwar massive Polizeipraesenz vor Ort, aber es gab keine Festnahmen. Ein paar Wochen danach wurden einige TeilnehmerInnen zur anarchistischen Bewegung und dieser speziellen Demo verhoert.

Antifaschistische Offensive 2001

Eine neue Phase des antifaschistischen Kampfes hat in Bialystok begonnen. Diese neue Offensive, die 'Antifaschistische Offensive 2001' hat zum Ziel, den Kampf zu intensivieren und sich gleichzeitig mit den sozialen Ursachen von Faschismus auseinander zusetzen. Das wird fuer wichtig gehalten, weil es bei Faschismus nicht nur um Neonazis geht, sondern auch um rassistische Gesetze, geschlossenen Grenzen etc.
Am 23.3. wird es eine Demo in Bialystok gegen die EU und Naziaktivitaeten in der Region geben.


Davos in Warschau!

Am 27.1. haben sich ca. 70 Leute an einer Demo vor der Schweizer Botschaft beteiligt, als Soli-Aktion fuer die Leute, die gleichzeitig in Davos demonstriert haben. Es gab Strassentheater, Flugis, Reden, Transpis und ziemlich viele Berichte in den Medien. Diese Demo war gleichzeitig der Anfang der Arbeit der M1-Vorbereitungsgruppe, deren Ziel es ist, den polnischen 1.Mai mehr zu einem revolutionaeren anarchistischen Ereignis zu machen.


M1 - Vorbereitungen fuer den 1.Mai 2001 in Warschau

Polnische AktivistInnen bereiten den diesjaehrigen 1.Mai intensiv vor. Es wird wahrscheinlich das groesste anarchistische Ereignis der letzten 10 Jahre in Polen. Die Vorbereitungen umfassen die Warschauer 1.Mai-Website, Zeitungen und noch viel mehr. Im naechsten WARHEAD wird es mehr Informationen geben.


Tomasz Wilkoszewski kaempft fuer seine Freiheit!

Der antifaschistische Aktivist Tomasz Wilkoszewski, der zu 15 Jahren Haft verurteilt wurde, weil er unbeabsichtigt einen Nazi bei einem Strassenkampf umgebracht hat, kaempft noch immer fuer seine Freiheit. Seine letzte Chance ist die Begnadigung durch Praesident Kwasniewski. Wir haben eine Petition mit vielen Unterschriften zusammengestellt und viele auslaendische GenossInnen haben Tomasz geholfen, indem sie E-Mails an den Praesidenten geschickt haben. Wir hoffen, dass wir zum Schluss mit Tomasz zusammen gewinnen werden und er rauskommt. Unterstuetzung ist immer noch notwendig!

Das Food-not-Bombs-Netzwerk waechst!

Das polnische Food-not-Bombs-Netzwerk waechst. Zur Zeit gibt es einige regelmaessig aktive Gruppen in Rzeszow, Lodz, Zielona Gora, Wroclaw und Warschau, andere Gruppen verteilen unregelmaessig Essen.


8.Maerz-Demonstration

Die 8.Maerz-Demonstration in Warschau war ein grosser Erfolg. Neben den offiziellen, reformistischen Demonstrationen gab es eine anarchistische Demo, die von der feministischen Gruppe KURWA organisiert wurde. Es gab Strassentheater und ein grosses Transparent mit der Aufschrift "Kein Gott, kein Herr, kein Ehemann". Es gab ziemlich gute Berichte in den Medien, wir wissen aber nicht, wie viele Leute bei der Demo waren.


Anti-Wehrpflicht Demos

In einer Reihe von Staedten in Polen gab es Anti-Wehrpflicht Demos. In Bialystok haben etwa 30 Leute gegen Wehrpflicht demonstriert, Transpis von einer Bruecke gehaengt und Flugis verteilt. In Mielec gab es eine aehnliche Demo mit ca. 100 Leuten, und es gab eine Menge kleinerer Aktionen in anderen Staedten. Leider waren die meisten dieser Aktionen von der PKU organisiert worden, die als reformistische pazifistische Organisation betrachtet wird, weil sie nicht gegen die Armee an sich, sondern nur gegen die Wehrpflicht kaempft. Viele AnarchistInnen beteiligen sich an ihren Aktionen, weil es keine bessere Alternative gibt.


Nazialarm in Bialystok!

Im Februar haben Nazis in Bialystok ein Konzert fuer die Band Honor organisiert, zu dem ca. 60 Nazis kamen. Das ist nicht viel, aber die Tatsache, dass sie ueberhaupt das erste Nazikonzert seit 1992 organisieren konnte, ist kein gutes Zeichen. Oertliche Antifas haben versucht, dass Konzert zu verhindern, aber die Polizei war vorbereitet und hat AktivistInnen davon abgehalten, irgendwas zu machen. Drei Nazis wurden bei Begegnungen auf dem Weg zum Konzert schwer verletzt. In den Tagen vor dem Konzert gab es Auseinandersetzungen ueberall in der Stadt und die Nazis haben versucht, ein besetztes Haus anzugreifen - allerdings mit wenig Erfolg.


Antifaschistische Gefangene

Es gibt z.Z. in polnischen Gefaengnissen verschiedene antifaschistische AktivistInnen, die wegen unterschiedlicher Straftaten verurteilt wurden. Drei AktivistInnen aus Wroclaw sind noch im Gefaengnis, weil sie angeblich einen Polizisten verpruegelt haben sollen. Weitere drei Leute aus Warschau warten noch auf ihr Urteil; laut Klage sollen sie einen Nazi angegriffen haben. Zwei junge AntifaschistInnen haben ein Verfahren wegen 'Koerperverletzung mit einem gefaehrlichen Gegenstand' nach Auseinandersetzungen mit Nazis im Maerz in Bialystok, die fuer einen der Nazis einen Krankenhausaufenthalt nach sich zogen. Klaudiusz Gliklich ist noch im Gefaengnis; er wurde zu sechs Jahren wegen Verletzung dreier Nazis verurteilt. Er ist sehr krank und wir machen uns Sorgen, dass er vielleicht nicht ueberlebt. Tomasz Wilkoszewski ist noch im Gefaengnis Sieradz, aber er versucht, in's Warschauer Gefaengnis verlegt zu werden, was nicht ganz so katastrophal ist und auch die Moeglichkeit fuer die Gefangenen hat, draussen zu arbeiten. Falls Ihr Informationen ueber diese Gefangenen haben wollt, schreibt uns und wir schicken Euch ihre aktuellen Adressen.


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Uebersetzung aus dem Englischen

 

16.04.2001
FA Bialystok   [Aktuelles zum Thema: Osteuropa]  Zurück zur Übersicht

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