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Wendland: Nazis und Antiatombewegung?

(aus junge-Welt, vom 14.03. '01)

Warum unterwandern Rechte die Antiatombewegung?
jW sprach mit Olaf Meyer von der Antifaschistischen Aktion Uelzen. Diese beteiligt sich seit Jahren am Castor-Widerstand im Wendland

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F: Das »Bündnis Rechts«, eine neofaschistische Organisation in Lübeck, möchte sich nach eigenen Aussagen am Widerstand gegen die Castor-Transporte beteiligen. Wie bewerten Sie das?

Wir sind der Meinung, daß sich die Nazis dadurch in der Öffentlichkeit ins Gespräch bringen wollen und sich als vermeintliche Umweltschützer darstellen möchten.

F: Meinen Sie, daß mit dieser Selbstdarstellung Leute in der rechten Szene angesprochen werden sollen oder eher die bürgerliche Öffentlichkeit ?

Natürlich steht hinter der Losung: »Umweltschutz ist Heimatschutz« die nazistische »Blut und Boden«-Ideologie. Das spricht die rechtsgerichteten Teile in der bürgerlichen Öffentlichkeit an. Außerdem will sich das »Bündnis Rechts«, die Gruppe um Dieter Kern aus Lübeck, natürlich in den Medien einen Platz sichern.

F: In der Presse findet die Tatsache, daß sich das »Bündnis Rechts« an dem Widerstand gegen die Castor-Transporte beteiligt, relativ viel Beachtung. Wie kommt das?

Der Verfassungsschutz streut die Information in diversen Medien, die drucken das dann unkommentiert ab. Auch Polizeidirektor Hans Reime hat in mehreren Interviews dargestellt, daß die Antiatombewegung jetzt Unterstützung von Rechtsradikalen erhält.

F: Was denken Sie, was Polizei und Verfassungsschutz damit bezwecken?

Ich denke, sie versuchen, uns in die rechte Ecke zu stellen, dadurch sollen natürlich Menschen abgeschreckt und vom Widerstand abgehalten werden. Gerade nach der langen Diskussion im letzten Sommer zieht das auch.

F: Das hört sich nach einem Widerspruch an. Einerseits sagen Sie, die Nazis wollten sich in der bürgerlichen Öffentlichkeit damit beliebt machen, andererseits ist das Ganze eine Strategie, um den Widerstand der Linken zu diskreditieren.

Das kann natürlich auch ein Plan von den Nazis sein, das ist schwer zu beurteilen. In den Köpfen von denen stecken wir nicht drin.

F: Wie steht die Antiatombewegung dazu, daß sie jetzt Unterstützung von rechts bekommt?

Das läßt sich nicht ganz eindeutig beantworten. Die momentanen Versuche, von ganz rechts außen in die Bewegung reinzukommen, oder das zumindest in der Öffentlichkeit so darzustellen, werden abgelehnt. Davon hat sich auch die Bürgerinitiative im Wendland klipp und klar distanziert.

Andererseits gibt es ja bekanntlich wie überall in der Bevölkerung auch in der Alternativbewegung rassistische und antisemitische Strömungen. Gerade in der Esoterikszene oder bei den Anthroposophen ist das erkennbar. Da gibt es ja auch seit Jahren heftige Auseinandersetzungen innerhalb der Bewegung.

F: Wie wird die Antifa damit umgehen, falls bei den Aktionen gegen die neuen Castortransporte wirklich das »Bündnis Rechts« auftauchen sollte?

Also erst mal gehen wir davon aus, daß die nicht kommen. Wenn doch, ist es vielleicht eine gute Gelegenheit, ihnen zu zeigen, was wir von ihnen und ihrer menschenverachtenden Ideologie halten. Die Aufmärsche der Nazis laufen ja normalerweise nur deswegen so glatt, weil sie durch die Polizei geschützt werden. Und da haben die Nazis natürlich diesmal ein großes Problem: Die Polizei wird damit beschäftigt sein, die Castortransporte zu schützen. Falls Nazis im Wendland erscheinen, werden wir natürlich alles daransetzen, daß Auftritte verhindert werden.

Interview: Nicola Helferich

 

14.03.2001
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