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Überall: Zum Zuge kommen - Gorleben 2001

Zum Zuge kommen - Gorleben 2001

Es ist soweit: Der erste rot-grüne Castor soll in der letzten Märzwoche
aus der französischen 'Wiederaufarbeitungsanlage' LaHague ins
Zwischenlager Gorleben rollen.

Für viele ist damit schon jetzt klar: Rucksack packen, Schlafsack, Zelt
und warme Socken nicht vergessen und nichts wie ab zur

Auftaktkundgebung in Lüneburg am 24. März


Hierfür gibt es viele gute Gründe.

Einmal ist da natürlich der bekannt hohe Freizeitwert der Gorlebener
Frühlingsfestspiele. Zweitens bestehen hier gute Chancen, den materiellen
Erfolg handfester politischer Praxis zu erleben. Drittens geht es um
wesentlich mehr als 'nur' um den Castor. In den Auseinandersetzungen um
diesen Transport kommen viele Dinge zusammen: Unser 'Traum von einer
Sache', die materielle Wirklichkeit des Atomprogramms und die politischen
Interessen der Regierenden treffen aufeinander und bilden einen
Ansatzpunkt, nicht nur gegen den Castor vorzugehen, sondern in die
herrschenden Verhältnisse einzugreifen.

Daraus folgt auch: Wenn wir es schaffen, den Castor zu verhindern, haben
wir viel mehr geschafft als nur das.


Vom Charme der Konfrontation

Das Scheitern der Befriedungsstrategie: Den Castor zu verhindern und den
materiellen wie politischen Preis dieser Transportaktionen in die Höhe zu
treiben ist auch diesmal das Ziel. Aber: Die politischen Vorzeichen haben
sich geändert. Mit den Aktionen bis zum Transportstopp 1998 waren wir
erfolgreich genug, den politischen Druck auf die Betreiber und die neue
Bundesregierung so zu erhöhen, daß sie zu den Konsensgesprächen über einen
angeblichen Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie gezwungen waren. Daß
es sich bei diesem Konsens tatsächlich um eine Bestandsgarantie für das
Atomprogramm auf nicht absehbare Zeit handelt, sollte sich ja
herumgesprochen haben. Uns dies als Ausstieg verkaufen zu wollen ist eine
der großen Propagandalügen von Rot-Grün (wenn auch - man denke an den
Kosovo-Krieg - beileibe nicht die erste). Sie damit nicht durchkommen zu
lassen ist schon ein eigenes politisches Ziel der kommenden Aktionen!
Ebenso erklären wir den rot-grünen Versuch für gescheitert, an ein
nationales (Verantwortungs)-Bewußtsein zu appellieren, demgemäß "wir" zur
Rücknahme "unseres" Atommülls moralisch verpflichtet seien. Jeglicher
Versuch, uns sei es über die Einbeziehung in einen 'Konsens', sei es über
die Konstruktion eines nationalen Kollektivs zum Stillhalten zu bewegen,
gehört entschieden zurückgewiesen!

Dieser Castor ist auch darum politisch bedeutsam, weil es hier um den
Erfolg dieser Befriedungsstrategie geht. Wenn sie an dieser Stelle nicht
durchkommen, dann erwarten wir gespannt, wie es mit dem Konsens, dem
Atomprogramm und dem Herrschaftsprojekt rot-grün wohl weitergeht.

Anders herum formuliert:
Dieser Castor muß verhindert werden, und zwar nicht in erster Linie, weil
es materiell entscheidend wäre, ob 9, 10 oder 12 Behälter mit
hochradioaktivem Müll in der Gorlebener Kartoffelscheune vor sich hin
strahlen, sondern weil es für das große Legitimationsprojekt von rot-grün
ebenso wie für den zukünftigen reibungslosen Ablauf des Atomprogramms eine
entscheidende Rolle spielt, ob es ihnen an dieser Stelle gelingt, unseren
Widerstand zu brechen!


Nachhaltige Dekonstruktion

Wir wollen einen Ort schaffen, in dem wir unser politisches Handeln und
unsere Aktionsformen selbst bestimmen können. Das befreiende Erlebnis,
sich in Denken und Handeln nicht von staatlichen Spielregeln beschränken
zu lassen ist in seiner Bedeutung für wohlgestiftete Unruhe nicht zu
überschätzen. Das Wendland ist in diesem Sinne weniger ein geographischer
als vielmehr ein sozialer Ort, der im Handeln erst entsteht. Wenn alle in
Bewegung sind, entsteht Reibungsenergie, die es möglich macht, das ganze
Schienennetz der herrschenden Verhältnisse anzugehen. Ein sozialer Ort
bietet Anknüpfungspunkte, Raum für Auseinandersetzung und Streits, und er
bietet eine Basis für eigenes Handeln. Der Name dieses Handelns ist
"nachhaltige Dekonstruktion": "Nachhaltig" deshalb, weil wir mit 'Gorleben
2001' die Hoffnung verbinden, daß sich über die Aktionstage hinaus etwas
entwickelt, dies kein bloßer Actiontrip bleibt, nach dem wir uns alle auf
unser gemütliches Kuschelsofa zurückziehen. "Dekonstruktion" sei
symbolisch und materiell verstanden: Zerlegen wir das Konstrukt
"geregelter Ausstieg aus der Atomenergie"! Zerlegen wir das Konstrukt
eines "nationalen Konsenses"!

Kommt alle zu den Anti-Castor-Aktionen! Es geht hier nicht nur um
Umweltschutz, sondern auch um Glück und Befreiung und das entschlossene
'Nein' gegen die herrschenden Verhältnisse!

Für die sofortige Stillegung aller Atomanlagen weltweit!


Campen und Kämpfen: Der Praxisteil

Samstag, 24. März, Auftaktkundgebung in Lüneburg. Danach können Camps
bezogen werden. Z.B. an der Schienenstrecke bei Nahrendorf (Nähe
Dahlenburg), bei Tollendorf/Govelin (Nähe Hitzacker) und in Hitzacker
selbst (Letzteres schon in der Woche vor dem 24.3.). Ein Straßencamp bei
Gusborn und das Camp von X-tausendmalquer kommen dazu.

Infopunkte wird es ab dem 24. 3. in Dahlenburg und ab dem 27. 3. in
Dannenberg geben.

Aktionsmäßig ist die bewährte Ergänzung von Groß- und
Kleingruppenaktionen, offenen und klandestinen,
symbolischen wie handfesten Aktionen zu erwarten und auch erwünscht.

Weitere Infos: Infotelefon der BI Lüchow-Dannenberg: 05841/709282,
www.oneworldweb.de/castor, www.nadir.org,
www.x-tausendmalquer.de. Weitere Infotelefonnummern werden noch
bekanntgegeben.

Weil Widerstand teuer ist...: P. Crasemann, Kto.-Nr. 0795031204, Postbank
Hamburg, BLZ 20010020, Stichwort: 'Castor-Camps'


See you on the barricades! - Stiftung Unruhe

 

27.02.2001
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