nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Votkinsk, Udmurtische Republik, Russland: Sommercamp gegen Chemiefabrik

Vorabinformation - bitte veroeffentlichen und verbreiten!


Votkinsk ist eine Stadt mit 100.000 BewohnerInnen in der Udmurtischen Republik, Russische Foederation. Dort wird gerade eine russisch-amerikanische Fabrik geplant, um altes Raketenoel [old heavy rocket fuel] zu verarbeiten. Das erste solche Experiment wurde von der US-Umweltbehoerde verboten - der Vorschlag war, die Fabrik in der Wueste von Nevada zu bauen; die naechsten NachbarInnen waeren eine 250 km entfernte indianische Gemeinde von 300 Leuten gewesen. Die Fabrik haette den in dieser Gegend geschuetzten Schildkroeten geschadet.
Daher hat sich der US-Kongress entschieden, das Experiment in Russland mit 55 Mio. US$ zu finanzieren - zehnmal so gross wie die geplante Fabrik in Nevada.

Zuerst gab es den Plan, die Fabrik in Perm in der Naehe des Urals zu bauen - nach starkem Protest der lokalen Bevoelkerung entschied die russische Regierung, das Projekt 4 km ausserhalb von Votkinsk zu planen. Und zwar, weil das Raketenbauunternehmen Topol der groesste Arbeitgeber der Stadt ist. Dabei ist geplant, dass die Fabrik nach fuenf Jahren unter amerikanischer Fuerhrung von einem lokalen Unternehmen weitergefuehrt werden soll.

Nach dem Ausschreibungsverfahren hat die US-Regierung entschieden, den Subkontrakt an Lockheed Martin zu vergeben, den groessten militaerisch-industriellen transnationalen Konzern der Welt und wichtigsten Vertragnehmer von US-Army und NASA. Lockheed Martin war ausserdem erheblich an Privatisierungen in Russland beteiligt und hat eine Geschichte von Skandalen, sowohl oekologischen als auch Bruechen von Waffenexportregulierungen.

Die russische Regierung hat eine Untersuchung der potentiellen oekologischen Folgen durchgefuehrt - wie ueblich nicht nach der russischen Gesetzeslage. Das Resultat war, dass die Fabrik Arbeitsplaetze schafft - derzeit wohl 25 am Anfang...Die bekannte 'Gruenfaerbe-NGO' "Green Cross" ist bezahlt worden, um das Projekt in den oertlichen Massenmedien zu promoten und um den Widerstand zu marginalisieren.

Die BewohnerInnen von Votkinsk habe sofort begonnen, Widerstand zu leisten, als sie von den Plaenen erfuhren. Die oertliche organisierende Gruppe hat Dutzende AktivistInnen und hat oeffentliche Protestaktionen organisiert, an denen sich 2.000-3.000 Leute beteiligt haben. Die lokale Bewegung hat ausserdem geschafft, eine staedtische Volksabstimmung zu organisieren, bei der die sich die Mehrheit gegen das Projekt ausgesprochen hat. Und zwar ohne irgendwelche finanziellen Mittel fuer die Kampagne, waehrend die Stadt viel Geld und Anstrengung in die Gegenpropagenda gesteckt hat. Der groesste Arbeitgeber der Stadt, das Unternehmen Topol, hat seinen Angestellten verboten, sich an der Abstimmung zu beteiligen und hat die Leute beobachtet, die hingegangen sind.

Das Verwaltungsgericht hat die Abstimmung fuer ungueltig erklaert, was inzwischen in Russland zur Routine geworden ist, weil staedtische und regionale Volksabstimmungen rechtlich bindend sind.

Es gibt auch eine starke Bewegung in der Stadt Tschaikovskij in der Naehe von Votkinsk, die grosse Kundgebungen und eine Autokarawane nach Ischewsk, Hauptstadt der Udmurtischen Republik, organisiert hat.

Gruppen in Votkinsk und Tschaikovskij gehoeren zur Sozio-Oekologischen Union, Dachorganisation von ca. 300 Umwelt-NGOs und "Khimbez", Netzwerk gegen chemische Schadstoffe in Russland. Nach langwierigen juristischen Verfahren hat die lokale Bewegung die "Rainbow Keepers" um Hilfe gebeten, eine radikale soziale oekologische Bewegung, die fuer ihre direkten Aktionen bekannt ist. Nach zwei Jahren Widerstand haben die lokalen AktivistInnen entschieden, dass neue Formen des Widerstands notwendig sind. Sie wollen ein Protestcamp organisieren, was die Rainbow Keepers seit Anfang der 90er Jahre jedes Jahr getan haben.

Das Camp soll Mitte Juli anfangen - normalerweise dauern die Rainbow Keeper-Camps bis zu sechs Wochen.

Genauere Details zum Zeitplan und Reisemoeglichkeiten gibt es noch nicht - notiert schon mal den Namen Votkinsk und das Datum 15. Juli. Die oertliche Bewegung hat noch keinen Internetzugang, aber ihr koennt die Gruppe in Moskau per Mail kontaktieren:
 tw@ecoline.ru ,  rkrzl@ecoline.ru und  repellent@mail.ru oder Autonome Aktion Moskau:  dikobrazi@lists.tao.ca

Wir sehen uns in Votkinsk!


----------
Uebersetzung aus dem Englischen


 

23.02.2001
Osteuropa AG   [Aktuelles zum Thema: Osteuropa]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht