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Magdeburg: Demonstration gegen Neonaziterror und staatlichen Rassismus am Samstag

Gedenken an Frank Böttcher

Magdeburg: Demonstration gegen Neonaziterror und staatlichen Rassismus am Samstag

Heute vor vier Jahren, in der Nacht zum 8. Februar 1997, wurde der Antifaschist Frank Böttcher im Magdeburger Stadtteil Neu-Olvenstedt von Neonazis kaltblütig ermordet. Das Viertel ist weit über die sachsen-anhaltinische Landeshauptstadt hinaus dafür berüchtigt, daß Migranten, Linke und Obdachlose dort ständig mit der Angst leben müssen, von Neofaschisten angegriffen zu werden.

Die Mörder lauerten ihrem Opfer an einer Straßenbahnhaltestelle auf. Sie traten Böttcher die Schädeldecke ein und stachen, obwohl er seinen Verletzungen bereits erlegen war, noch siebenmal mit einem Messer auf ihn ein. Frank Böttcher ist nicht das einzige Opfer rassistisch motivierter Gewalt in Magdeburg. Bereits 1992 erstürmten 60 Neonaziskins, bewaffnet mit Stahlrohren und Baseballschlägern, eine Geburtstagsfeier und erschlugen den Punk Torsten Lamprecht. Am "Herrentag" 1994 jagten Neonazihools und Neonazis farbige Menschen durch die Innenstadt und verletzten viele davon schwer. Die Polizei schaut oftmals zu, statt der Täter wurden später die Opfer festgenommen. In den Jahren 1998 und 1999 wurden mehrere Wohnungen von vermeintlichen Linken von Neonazis gezielt überfallen.

Während die linke Szene in Magdeburg infolge der gezielten Einschüchterungen nur noch selten offen in Erscheinung tritt, haben Neofaschisten ihre Aktivitäten verstärkt. Sie beschränken sich auch in Magdeburg schon lange nicht mehr auf Terror, sondern versuchen, sich durch massive Öffentlichkeitsarbeit zu etablieren. Ortsverband der NPD und "freie Nationalisten" machen regelmäßig mit Flugblatt- und Plakataktionen, Infoständen, Kundgebungen und Aufmärschen in Magdeburg wie auch im Umland auf sich aufmerksam. Für organisierte Neonazis werden Schulungen angeboten. Sie werden häufig von dem bekannten Neonaziterroristen Peter Naumann bestritten.
Regionale Presse und Politik verhalten sich den erstarkenden neofaschistischen Gruppierungen gegenüber bislang absolut fahrlässig. Rassistische Übergriffe und rechter Terror werden heruntergespielt, häufig wird die politische Motivation von Gewalttaten verheimlicht. Doch es gibt auch positive Entwicklungen: Im letzen Jahr hat sich die radikale Linke in Magdeburg nach eigenen Angaben stabilisiert und gewinnt allmählich wieder an Einfluß. Direkt spürbar ist dies auch durch das Entstehen von neuen Gruppen sowie Haus- und Zeitungsprojekten. Um aus der Defensive zu kommen, organisierten Antifaschisten Anfang Februar Antirassistische Aktionstage. In Flugblattaktionen wurde staatlicher Rassismus am Beispiel der Landesregierung in Sachsen-Anhalt thematisiert. Den Abschluß der Aktionstage wird eine Demonstration nach Olvenstedt am 10. Februar bilden. Sie beginnt um 14 Uhr am Bahnhofsvorplatz.

Rainer Duncker

* Abfahrt von Berlin: 11.30 Uhr ab Ostbahnhof. Weitere Infos unter Tel. 030/27560756 und im Internet unter www.antifa.de

Quelle: junge Welt vom 8. Februar 2001
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08.02.2001
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