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Nordhausen: Demobericht

Wir möchten uns im Nachfeld, bei all denen entschuldigen, die uns kurz vor der Demo
noch kontakttiert haben, um Stadtpläne, Infonummern oder sonstige Infos zu
erhalten und denen wir nicht antworten konnten.
Im Vorfeld der Demonstration gab es so massive Kriminalisierungsversuche
von allen Seiten und zu dem sind einige Techniks ausgefallen
(z.B. Infotelefon noch am 02.12 ) und wir mußten noch 3 Tage
vor der Demo unsere komplette Struktur umstellen und somit ist
sie für kurze Zeit komplett zusammengebrochen. Sorry, aber wir haben
es nicht mehr geschafft, auf die vielen Anfragen rechtzeitig zu reagieren,
da wir uns nun darauf konzentrieren mußten, die Struktur für die Demo aufrecht
zu erhalten. Also noch einmal Sorry!!!!!


Demobericht: 02.12.2000 „Antifaschistisch Leben, Handeln, Kämpfen!“
in Nordhausen (Thüringen)

Die Konsequenz, aus der im Vorfeld der Demonstration erfolgten Kriminalisierung
der Initiative der Autonomen Antifa Südharz, bewahrheitete sich am 02.12.2000.
Eine Armee mit über 1500 Bullen baute Nordhausen in eine Festung aus.
In den frühen Morgenstunden wurden an allen möglichen und unmöglichen
Zufahrtswegen Straßensperren errichtet und mit z.T mit MP`s
ausgestatteten Rambos bestückt. Diese Maßnahmen, die Luftüberwachung
per Hubschrauber und die Wasserwerfer vor Ort stellen eine neue Deminsion
in der thüringischen „Demonstrationhistorie“ dar.
Dieses Aufgebot kündigten die Bullen schon in den
Kooperationsgesprächen indirekt an, um die maßlos übertriebenen Demonstrationauflagen
durchzusetzten. Beispielslos (zumindest in Thüringen) erfolgten
die Demonstrationsauflagen.

-keine Blockbildung (???)
-angekündigte „einschließende Begleitung“ durch Polizeikräfte
-keine Seitentransparente
-Frontransparente 1m x 2m
um nur einige zu nennen.

Um 14. Uhr füllte sich langsam der Auftaktkundgebungsplatz. Eingeschlossen von
Polizeikräften, die alle Zugänge des Platzes kontrollierten, formierte
sich gegen 14.30 die Demonstration. Hier kam es zu den ersten
Provokationversuchen durch die Bullen. Die mit roten Armbändern
und aufgenähten AA-Logo gekennzeichneten Ordner der Demo,
wurden nicht anerkannt. Die „Ordnungshüter“ drohten mit sofortiger Auflösung,
wenn diese nicht mit weißen Armbinden und der Aufschrift „Ordner“
gekennzeichnet werden (O-Ton: „passende Auflösungsgründe lassen sich schnell finden!“)
. Fast Zeitgleich wurde die „erste Reihe“ belangt, da ein Frontransparent mit
einer (unglaublichen) Länge von ca. 4 m entrollt wurde. Nach Diskusionen
des Demoanmelders mit den Bullen startete die Demo mit erheblicher
Verzögerung, mit einschließender Begleitung durch Polizeikräfte und natürlich
mit Fronttranspa. Nach ca. 400 Metern wurde ein Transparent (3m x 8m) mit
der Aufschrift „Antifaschistisch Leben, Handeln, Kämpfen“ von einem Dach
entlang der Demoroute entrollt. Die Aktion von 3 schwarz gekleideten,
vermummten Antifas sollte symbolisch die Demonstrationsauflagen
bezüglich der Transparente thematisieren.
Die Demonstration antwortete mit lautstarken Sprechchören
und Solidaritätsbekundungen. Die überforderten und
sichtlich überraschten Bullen reagierten nervös und
desorientiert. Die mittlerweile 1200 Menschen starke
Demo zog dann weiter zum Zwischenkundgebungsplatz vor
dem Rathaus. Die Autonome Antifa Südharz stellte in ihrer
Rede die inhaltliche Ausrichtung der Demonstration dar.
Aus ihrer Sicht ist es vordergründig , neben aller Gegenmobilisation gegen
faschistische Aufmärsche und Aktionen, eine linke, antifaschistische Kultur und
Jugend aufzubauen. Um vor Ort die rechte Hegemonie und kulturelle Dominanz
der Faschos zu brechen, ist es wichtig sich nicht nur an den offensichtlichsten

Symtomen der Rechtsentwicklung abzuarbeiten, sondern langfristige Konzepte
für eine Gegenbewegung zu verwirklichen. Im Anschluß rief die
Autonome Antifa Südharz auf, kreative und facettenreiche Aktionen gegen den
am 09.12 in NDH stattfindenen Fackelumzug der NPD zu organisieren.
Mit guter Stimmung zog die Demonstration weiter und wurde gegen 16 Uhr auf dem
August-Bebel-Platz beendet. Es gab keine Verhaftungen aus der Demo heraus.


Einschätzung: Die Demonstration hat gezeigt, dass antifaschistischer Widerstand
nicht nur anhand rechter Aktivitäten o.ä. möglich ist. Über 1000 Menschen
folgten dem Demonstrationaufruf der Autonomen Antifa Südharz und setzten
somit ein deutliches und kraftvolles Zeichen gegen den vorherrschenden
rechten Mainstream in Nordhausen und Umgebung, trotz des massiven
Polizeiaufgebots. Obwohl für die Demo keine Bündniskonstellation zustande
gekommen war, entwickelte sich die Initiative zu einem politischen Kristallisationpunkt.
Zwei Wochen vor der Demo brachte der Landesvorstand der PDS Thüringen einen
Beschluß zur Unterstützung der Demo heraus und zwei Tage vor Beginn der Demo rief
die SPD offiziell zu dieser auf. CDU und Co. Wollten jedoch nicht mit (laut Flugblatt der
CDU an Bürger NDH`s) RAF Sympatisanten und schwarz vermummten Krawallmachern
durch die Straßen ziehen (wen wundert`s?).
Diese Demonstration hat wirklich wahnsinnig viel gebracht. Zum einen ist die politische
Stimmung nach links gekippt, CDU & Co ins Schußfeld geraten und antifaschistische
Initiativen konnten aus der bisherigen politischen Isolation herauskommen. Und zum
anderen ist die erhoffte Stärkung antifaschistischer Initiativen in NDH und Umgebung
weit über den Erwartungen erfolgt. Alles in Allem eine wirklich passende Demonstration,
zur richtigen Zeit, am richtigen Ort. Wir möchten allen Danken die uns geholfen haben
diese Demo voezubereiten und durchzuführen und allen die am 02.12 mit uns
demonstriert haben.


AUTONOME ANTIFA SÜDHARZ
c/o Buchladen
Nickolaikirchhof 7
37073 Göttingen
Tel./Fax:01805-66166602337
E-mail:  antifa.suedharz@firemail.de

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12.12.2000
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