nadir start
 
initiativ periodika archiv adressbuch kampagnen aktuell

Hamburg: Freiheit für Satpal Ram

FREIHEIT FÜR SATPAL RAM

"Die Free Satpal-Kampagne" besteht seit mehreren Jahren. Satpal ist nunmehr
seit über dreizehn Jahren im Gefängnis. Er wurde das Opfer eines
ausgesprochen bösartigen, rassistischen Angriffes. Bei Satpals Versuch sich
selbst dabei zu verteidigen, starb einer seiner Angreifer. (...) Im Folgenden
werden einige der wichtigsten Punkte umrissen, die Satpals Notlage betreffen.

DER VORFALL
Am 16. November 1986 genoss Mr. Ram nach der Arbeit ein Essen mit Feunden in
dem bengalischen "Sky Blue Restaurant" in Birmingham. Als Mr. Ram sein Essen
bestellte begann ein anderer Gast, ein Mr. Clarke Pearce, der mit einer
Gruppe von weißen Freunden auch in dem Restaurant war, die Kellner wegen der
dort gespielten asiatischen Musik mit rassistischen Beleidigungen zu
beschimpfen. Mr. Pearce und seine Reihe von Freunden machten Bemerkungen wie
"We don't want no Paki-Wog music" ("Wir wollen keine Paki-Wog Musik") und
"Black crap" ("Schwarzer Mist"). Mr. Ram gab zurück "Lasst es doch an, das
ist Chart-Musik". Mr. Pearce und seine Freunde fuhren fort rassistische
Beleidigungen gegen die Kellner und Mr. Ram auszustoßen.
Dann stand Mr. Pearce von seinem Tisch auf, ein Weiglas schwingend, mit dem
er sich dann auf Mr. Ram stürzte. Erschrocken und in Angst um sein Leben
Holte Mr. Ram ein Messer hervor, welches er als Packer in einer Fabrik bei
seiner Arbeit benutzte, und warnte Mr. Pearce nicht noch näher zu kommen. Mr.
Pearce ignorierte Mr. Ram, torkelte weiter auf ihn zu und schnitt dabei mit
dem Weinglass in Mr. Rams Gesicht und seinen Arm. Bei dem darauffolgenden
Handgemenge erlitt auch Mr. Pearce Verletzungen. Satpal und seine Freunde
verließen daraufhin das Restaurant, nicht realisierend wie ernstlich Mr.
Pearce verletzt war, während er weiterhin Mr. Ram als dieser ging mit
rassistischen Beleidigungen beschimpfte.
Mr. Pearce wurde später ins Krankenhaus gebracht, wo er anfänglich eine
Versorgung durch den Unfall-Dienst verweigerte. Schließlich wurde er
behandelt, erlag aber später seinen Verletzungen.
Dr. Jeanne McGivern, die Pearce behandelt hatte, sagte der Polizei gegenüber:
"Er brüllte so laut wie er konnte und musste von einem Pförtner, mehreren
Krankenpflegern und Schwestern festgehalten werden. Er war extrem
unkooperativ."
Die Familie und Freunde von Mr. Pearce waren extrem begierig darauf den Mann
zu finden von dem sie glaubten er habe Mr. Pearce ermordet und dies wurde
weitläufig in der lokalen Presse verbreitet. Innerhalb der asiatischen
Gemeinden hatten viele das Gefühl, daß sich ein Lynchmob formiert hätte, der
für den Tod von Mr. Pearce jemanden "drankriegen" wollte.
Während dieser Zeit hielt sich Mr. Ram im Hause eines Freundes auf - unter
Schock und voller Angst nachdem er erfahren hatte, daß Mr. Pearce gestorben
war. Ein paar Tage später setzte sich Mr. Ram mit einem Anwalt in Verbindung
und willigte ein zur Polizei zu gehen, um über den Vorfall zu sprechen.

Der obenstehende Bericht setzt sich zusammen aus den originalen
Gerichtsprotokollen und Satpals eigenem Bericht zu den Ereignissen. (...) Wir
wollen an dieser Stelle nocheinmal die Tatsache unterstreichen, daß dies ein
nicht-provozierter, rassistischer Angriff war, und daß Stapal ausschließlich
aus Notwehr gehandelt hat.

DER PROZESS
Mr. Ram erhielt durch das britische Rechtssystem einen unfairen und
voreingenommenen Prozess. Dies sind mehrere Punkte, die das deutlich
illustrieren:
1. Erstens wurde Satpal während der 40-minütigen Besprechung, nur eine Stunde
bevor der damalige Prozess begann von seinem eigenen Anwalt falsch beraten.
Obwohl Satpals Rechtsberater in ihrer Eingabe an das Gericht vorgebracht
hatten, daß dies ein klarer Fall von Notwehr sei, was kein Verbrechen ist,
riet ihm sein Anwalt dazu, auf "Provokation" zu plädieren - eine
Verteidigungsstrategie, die Mord auf Fahrlässige Tötung reduziert. Der Kern
einer solchen Verteidigung ist, daß eine Person durch Bemerkungen oder das
Verhalten eines Anderen die Selbstbeherrschung verliert und ausgelöst durch
den Verlust der Selbstbeherrschung vorsätzlich tötet.
Satpal hat weder behauptet seine Beherrschung verloren noch vorsätzlich
getötet zu haben. Außerdem riet ihm sein Anwalt dazu, nicht zu seiner eigenen
Verteidigung auszusagen was bedeutet, daß die Geschworenen niemals Mr. Rams
Version der Geschehnisse zu hören bekommen haben. Mr. Ram, der selbst keine
rechtlichen Kenntnisse besaß und daran glaubte die Anwälte würden vollends in
seinem Interesse handeln, stimmte ihren Anweisungen zu. Dies bedeutete, daß
er keine Möglichkeit hatte seine Notwehr den Geschworenen zu erklären.
2. Die Geschworenen waren "ausschließlich weisse" Geschworene. Auf diese
Weise konnte der Fall in den Medien als ein 'Schwarz gegen Weiss Thema'
dargestellt werden.
3. Die Zeugen, die zu Satpals Verteidigung aussagten waren bengalisch
sprechende Kellner, mit geringen Kenntnissen der englischen Sprache. Für
diese Zeugen wurde kein Übersetzer bereit gestellt und stattdessen erklärte
der Richter Mr. Justice Ognall, daß er selbst als Dolmatcher fungieren würde,
und das obwohl er kein Wort Bengalisch sprach. Ein Kellner, der den Vorfall
beobachtet hatte, ein Student, der sein Leben lang Englisch gesprochen hatte,
wurde nicht mal vorgeladen, um eine Aussage zu machen. Dadurch wurden
entscheidende Zeugen effektiv durch das Gericht zum Schweigen gebracht!
4. Der Richter legte den Geschworenen nahe ein Urteil wegen Mordes einem
Urteil wegen fahrlässiger Tötung vorzuziehen mit der Begründung Mr. Ram sei
"bei vollem Verstand" gewesen als Mr. Pearce die Messer-Verletzungen erlitt.
Dies jedoch ohne dabei den Vorfall in seinen wahren Context zu setzen
nämlich, daß Mr. Ram bei dem Angriff der von Mr. Pearce ausging in Notwehr
gehandelt hatte. (...)
5. Der Richter erklärte den Geschworenen mit Nachdruck, daß die Aussage von
einem der Freunde, die mit Mr. Ram in der Nacht des Angriffes zusammen waren,
zu Mr. Rams Gunsten voreingenommen gewesen sei.
Darauf, daß dieser Faktor auch bei der Aussage von Mr. Pearce' Verlobter, die
zusammen mit dem Rest von Mr. Pearce' Freunden auch an den rassistischen
Beschimpfungen der Restaurant-Angestellten beteiligt gewesen war, in Betracht
zu ziehen sei verwies er bei weitem nicht so vehement.
In der Folge wurde Mr. Ram durch die Geschworenen des Mordes für schuldig
befunden und von Richter Ognall zu lebenslanger Haft verurteilt, mit einem
empfohlenen Strafmaß von 10 Jahren.


DIE GEGENWÄRTIGE SITUATION UND NEUE ENTWICKLUNGEN
Mr. Ram ist nunmher seit fast 14 Jahren im Gefängnis. Er hat sein Urteil seit
vier Jahren abgesessen!
Wir glauben, daß seine mündlichen Anhörungen systematisch von
Gefängnis-Beamten sabotiert wurden, und daß er menschenunwürdige Behandlungen
durch durch das Gefängnis- und Rechtssystem erleiden musste.
Er wurde während seiner Haft von Gefängnis zu Gefängnis gebracht ; er war in
den meisten Gefängnissen Englands und wurde über SECHZIG Mal verlegt. Er
wurde mehrfach für längere Zeit in Einzelhaft genommen. In einem Fall bestand
sein "Verbrechen" für diese Bestrafung in nicht mehr als darin, eine Kiste
mit Gemüse neben seine Zellentür gestellt zu haben, wofür er der
beabsichtigten 'Behinderung' beschuldigt wurde.
Mr. Ram hat vehement Berufung gegen seine eigene Verurteilung eigelegt und
gegen die anderer bei denen er davon überzeugt ist, daß sie zu unrecht
verurteilt wurden. Darunter sind die Birmingham Six, die Guilford Four,
Winston Silcott und die M25 Three.. Außerdem hat er Kampagnen für verbesserte
Zustände in den Gefängnissen geführt und kontinuierlich gegen die gegen die
immerwieder durchgeführten 'Squat Searches' (Anal-Durchsuchungen)
protestiert, die er selbst und seine Mitgefangenen über sich ergehen lassen
müssen.

Mr. Ram ist bei seinen Protesten sehr erfahren; er steht in Verbindung mit
der Presse, seiner Kampagne und seinen Untestützern und verfasst Briefe an
die Direktoren der zahlreichen Gefängnisse in denen er inhaftiert war. Er
benutzte immer die richtigen Wege, um seinen Beschwerden Ausdruck zu
verleihen und Kampagnen für angemessene Konditionen zu führen.
Aus diesen Gründen wurde Mr. Ram in den Augen vieler Menschen, einschließlich
der Medien und (darüber sind wir uns sicher) des Gefängnissystems, zu einem
politischen Gefangenen.
Nach den zahlreichen Angriffen, die Mr. Ram ertragen musste, oft
überraschender Weise nur ein paar Wochen vor seinen mündlichen Anhörungen,
und den vielen Haftanstalten in die er gebracht wurde, kann man sich dem
Schluss nicht erwähren, daß er zum Schweigen gebracht werden soll, und daß
die Justiz, aus Angst vor dem öffentlichen Aufschrei, den Mr. Rams Proteste
auslösen könnten, versucht ihn im Gefängnis-System 'verschwinden' zu lassen.
Glücklicherweise wächst Mr. Rams Kampagne um Gerechtigkeit von Tag zu Tag
genauso wie das Medien-Interesse und die öffentliche Aufmerksamkeit auf
seinen Fall.
AKTUELLES:
1. Entscheidende, neue Beweise sind aufgetaucht und ein wichtiger Augenzeuge,
der bis jetzt noch nicht die Gelegenheit gehabt hat seine Sicht der Dinge
über die Ereignisse des eigendlichen Vorfalls zu schildern, hat sich gemeldet.
2. Bei der Berufungsanhörung von 1995 wurde akzeptiert, daß Mr. Draycott
(Satpals ursprünglicher Verteidiger) bei der Frage über die Anzahl der
entstandenen Verletzungen einen Fehler gemacht hat
- letztlich wurden drei der hauptsächlichen Wunden bei Mr. Pearce durch ein
Glas und nicht durch ein Messer verursacht.
3. Gareth Peirce, die hochverdiente Bürgerrechtsanwältin, hat jetzt Satpals
Fall übernommen. Sie sagte darüber: "Dies ist ein vergessener Fall, er
besteht aus einer Ansammlung von Fehlern, von Dingen die unterlassen wurden,
von Beweisen die nicht verfolgt wurden."
4. Satpals Anwälte haben der Criminal Cases Rewiew Commission (Kommission für
die Überprüfung von Kriminalfällen) ein Dossier vorgelegt in dem sie deutlich
machen, daß seine Verurteilung wage und ungerechtfertigt war. Wenn die CCRC
zustimmt werden sie Satpals Fall an das Berufungsgericht zurückverweisen.
Eine Entscheidung darüber wird Ende November 2000 erwartet.
5. Satpal hat ein neues Gesuch für eine mündlich Anhörung vorgelegt. Es wird
erwartet, daß die Entscheidung darüber jeden Tag fallen kann.
6. Bis jetzt haben mehr als 30.000 Menschen die Petition zur Unterstützung
von Satpal Ram unterschrieben, und die Kampagne wird diese am 16. November in
der 'Downing Street ' abgeben.

Es ist unsere Meinung, daß Mr. Ram einen unfairen und voreingenommenen
Prozess hatte, und daß er ein politisches Opfer des britischen Rechtssystems
geworden ist; daß er extrem zu leiden hatte weil sein Gerechtigkeitsempfinden
es ihm untersagt hat stillschweigend den Mißbrauch zu akzeptieren, den er und
andere Gefangene tagtäglich ertragen müssen.
Wir weisen entschieden jegliche Behauptungen von Seiten der Gefängnisbehörden
zurück, Satpal sei ein 'gewalttätiger' Gefangener - die Rechtfertigung, die
sie für seine anhaltende Gefangenschaft geben.
Wir laden euch dazu ein all diese Faktoren zu betrachten und die Umstände die
Mr. Rams Fall berteffen zu untersuchen.

Free Satpal Kampagne (London)
Gekürzt und bearbeitet durch das Solidaritätsbündnis 'FREE MUMIA ABU-JAMAL'
(Hamburg)

16. NOVEMBER 2000 INTERNATIONALER AKTIONSTAG FÜR DIE FREIHEIT VON SATPAL RAM !

Schickt an diesem Tag Protest-Briefe, Protest-Faxe, macht Protestanrufe oder
schreibt e-mails
Britisches General -Konsulat , Harvestehuder Weg 8a,
20148 Hamburg
Tel: 040/ 448 03 20 Fax: 040/ 410 72 59 E-mails unter:
www.british-consulate-general.de


Kontakt: Solidaritätsbündnis FREE MUMIA
ABU-JAMAL c/o B5, Brigittenstr. 5 - 20359 Hamburg
Tel:040/ 431 89 463 Fax:040/ 431 89 462 e-mail:
maj@mail.nadir.org website:www.freiheitfuermumia.de

 

15.11.2000
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Repression]  Zurück zur Übersicht

Zurück zur Übersicht