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Prag: INPEG Soli-Aufruf fuer die Opfer

Am 26. September fand in Prag ein massiver Protest gegen die
Konferenz von IWF und Weltbank statt. Rund zwölftausend Menschen
forderten die Auflösung dieser beiden Einrichtungen. Es war ein
Erfolg - das Treffen wurde erheblich gestört und die Argumente der
Protestierenden an die Öffentlichkeit gebracht. Es kam auch zu
Zusammenstößen mit der Polizei, die in riesigen Mengen anwesend
war. Hunderte von DemonstrantInnen wurden während der Proteste
festgenommen und viele mehr seit dem Ende der Proteste. Während
der gesamten folgenden Nacht kam es zu beträchtlichen Vergeltungsmaßnahmen
der Polizei. Alle, die "verdächtigt" wurden, zu den DemonstrantInnen
zu zählen, wurden gejagt, in vielen Fällen geschlagen und festgenommen.
Die offizielle Zahl der Festgenommenen am Tag nach S26 war 422
Personen. Da die Proteste am 27. September fortgesetzt wurden,
hatte die Polizei reichlich Zeit, nach Menschen zu suchen, die wie
AktivistInnen aussahen. Es gibt Berichte, laut denen die Polizei
teilweise von tschechischen Nazis unterstützt wurde; sowohl bei
der Jagd auf die DemonstrantInnen als auch in den Polizeiwachten,
zu denen die Festgenommenene gebracht wurden.

Heute, Donnerstag den 28. werden die massenhaften Festnahmen
fortgesetzt. Eine gewaltfreie Demonstration gegen Polizeigewalt
und für die Solidarität mit den Festgenommenen fand vor dem
Innenministerium statt. Dabei wurden weitere 30 Menschen verschleppt.
Offiziellen Polizeiquellen zufolge wurden bisher 892 AktivistInnen
festgenommen, von denen die Mehrzahl bereit freigelassen wurde.
Die Berichte der Freigelassenen sind absolut schockierend. Ihnen
wird der Zugang zum Telefon verweigert, sie werden von Zeit zu Zeit
geschlagen, in mindestens einer Polizeiwache wurde Nazis Zugang zu
den Zellen gewährt ...

Es ist schwer, sich ein klares Bild von der Situation in Prag zu
machen. Aufgrund der Polizeibrutalität sind einige AktivistInnen
dermaßen verängstigt, daß sie nach ihrer Freilassung so schnell
wie möglich versuchen, das Land zu verlassen. Dadurch können wir
ihre Zeugenaussagen und Beweise nicht aufzeichnen.

Die Medien sind hysterisch, unterstützen die Polizei hundertprozentig
und stacheln soagr zu weiterer Repression auf. Da die Repression
auch gegen tschechische AktivistInnen gerichtet wird, ist es schwer,
Solidarität mit den Festgenommenen zu organisieren, da alle Versuche,
sich in den Strassen zu organisieren, nur zu weiteren sofortigen
Festnahmen führen. Zugleich haben wir nicht die geringsten Chancen,
unseren Argumenten in den etablierten Medien Gehör zu verschaffen.

Deswegen rufen wir zur internationalen Solidarität auf - so schnell
und stark wie möglich. Die Situation hier ist kritisch. Die
Festgenommenen brauchen Eure Solidarität. Wir bitten Euch, Faxe
und E-Mails zu verschicken, um gegen die behandlung der Festgenommenen
zu protestieren. Bitte bedenkt, daß die übergroße Mehrheit der
Festgenommenen nur aufgrund ihrer politischen Überzeugung festgehalten
wird. Die Repression fußt auf dem Prinzip der Kollektivschuld -
die Polizei muß ihre Brutalität einstellen und die Festgenommenen
sofort freilassen.

Wenn möglich, versucht Proteste vor den Botschaften der Tschechischen
Republik zu organisieren. Je schneller, desto besser. Wenn es in
Eurer Stadt keine Botschaft gibt, dann vielleicht ein tschechisches
Kulturzentrum.

Wir danken Euch auch im Namen der festgenommenen AktivistInnen.

Initiative gegen ökonomische Globalisierung (INPEG)
Organisationsplattform des S26

Euer Vikto Piorecky (Sprecher der INPEG)


Büro des Präsidenten Vaclav Havel:
Tel.: 00 420 2 24310855
Fax.: 00 420 2 24373196
00 420 2 24310851
e-mail: president@hrad.cz

Tschech. Innenministerium:
Tel.: 00 420 2 61421115
Fax.: 00 420 2/6143 3552-3
00 420 2 61433560

Tschech. Botschaft in der BRD:
Tel.: 030-226380
Fax.: 030-2294033

 

04.10.2000
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