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Amsterdam: Kalenderpanden-Newsletters Nr. 1

KEINE RAEUMUNG DER KALENDERPANDEN!
EAT THE RICH!!!
WENN´S SEIN MUSS: BURN AMSTERDAM!!!!!!
AKTIONSWOCHENENDE IN AMSTERDAM 29.9.-1.10.
EUROPAWEITE DEMO AM 1.10. (14 UHR: DAM)
RAEUMUNG VERHINDERN AB 2.10.

Dok-Info #1 (die Kalenderpanden)
von: infocafe aachen 15.09.2000
mailto: infocafe-aachen@gmx.de


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Ja, hallo: hier endlich der erste Teil des versprochenen
"Kalenderpanden-Newsletters". In diesem liefern wir 1) einen
kurzen Abriss der Geschichte der
Kalenderpanden und 2) eine Skizzierung der BesetzerInnenkultur in
den
Niederlanden allgemein.


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1) Die Kalenderpanden

Gestern
Die Kalenderpanden Amsterdam, ein Fabrikkomplex am
Entrepotdok 93-98, sind im November 1996 von einer Gruppe
AktivistInnen der Amsterdamer BesetzerInnenszene bezogen
worden. Schnell war ein Teil des Gebaeudes hergerichtet und ist
bereits im Sommer 97 einem groesseren Publikum bekannt
geworden, als es
als Pennplatz fuer auswaertige DemonstrantInnen gegen den EU-
Gipfel diente. Seitdem ist sowohl der oeffentliche Raum als auch
der Wohnraum im Gebaeude kontinuierlich ausgebaut worden.

Heute
Zur Zeit wohnen etwa 20 Menschen in den Kalenderpanden. Diese
BewohnerInnen sind es, die einen Grossteil der Aktivitaeten, die
dort stattfinden, planen und durchfuehren. Dazu werden die
Raeume auch von Gruppen und Menschen ausserhalb des Hauses
genutzt. Das kulturelle Programm der Kalenderpanden orientiert
sich grundsaetzlich an unkommerziellen Massstaeben und ist auf
Publikum - auch szene-externes - mit kleinem Geldbeutel
zugeschnitten. Nach den verschiedenen Ausbauphasen gibt es -
zusaetzlich zum Wohnraum -
inzwischen zwei Konzertraeume, eine Bar, einen Essraum, einen
Filmsaal, einen Proberaum fuer Theater- und Musikgruppen,
verschiedene Arbeits- und Werkstatteinrichtungen, ein Buero als
politische Anlaufstelle, einen Schlafsaal fuer Gaeste, einen
"Bakfietsen"-Verleih (Fahrraeder mit "Beiwagen" zum
Warentransport), einen Fitnessraum und einen Radiosender.
Neben Konzerten, Filmabenden und politischen
Informationsveranstaltung
findet woechentlich ein Akustik/Elektronik-Musikabend unter dem
Motto "Kraakgeluiden in de binnenstad" (Besetzungs-Geraeusche
in der Innenstadt) statt. Einmal im Monat gibt es eine Gothic
Dance Night, die fest in der oertlichen Gothic-Szene verankert ist.
Regelmaessig finden studentische Veranstaltungen statt, und es
kommt immer wieder vor, dass "auslaendische BesucherInnen"
spontane Veranstaltung, z.B. zu politischen Aktivitaeten in ihren
Heimatlaendern, organisieren. Alles in allem sind die
Kalenderpanden ein vorbildliches Modell fuer die Integration von
Wohnen und Arbeit unter einem Dach. "Arbeit" ist dabei sowohl
woertlich, als auch natuerlich weitergefasst im Sinne von
politischer und kultureller Arbeit zu verstehen.

Morgen?
Um es kurz zu machen: Dieses einmalige Projekt soll 47
Luxusappartments und einem privaten Parkhaus weichen! So ist
der Wille des Eigentuemers, der Gemeinde Amsterdam. Und wie
zu erwarten war, hat sich nach jahrelangem Streit ein Gericht
gefunden, dessen Wille das auch ist. Unser Wille ist sicher ein
anderer, und jetzt liegt es alleine an uns, unseren Willen gegen die
Schergen der Macht durchzusetzen. Der Verkauf der Appartments,
von denen das billigste umgerechnet 800.000 DM kosten soll, hat
jedenfalls begonnen. Versalzen
wir den Bonzen das Geschaeft!

Einen guten zusaetzlichen Ueberblick ueber die Kalenderpanden
bietet die folgende Darstellung der NutzerInnen in leicht
verstaendlichem Englisch:

"NO EVICTION FOR THE "KALENDERPANDEN" IN AMSTERDAM!
Eviction possible from 3rd October

WEEKEND OF ACTION: Saturday 30th September and Sunday
1st October DEMONSTRATION: Sunday 1st October, 2pm, Dam
Square, Amsterdam Luxury apartments in the "Kalenderpanden",
whatever next?! In these
squatted warehouses in Amsterdam you can find concerts,
performances, food, an infocafe and giveaway shop, information
evenings, parties and many other activities - something happening
almost every day. But if the city council get their way, in the very
near future there will be, instead of all these cultural activities, 47
luxury apartments with private parking spaces... From 3rd October,
the current users of the Kalenderpanden can be evicted by the
police. We refuse to leave because Kalenderpanden is not only a
non-commercial venue, but also a protest against the direction
Amsterdam is developing in.
The form of the \\'new Amsterdam\\' is becoming clearer and clearer: a
city where the centre is affordable only for the rich, with lower-
income people, immigrants and students pushed out to deprived
neighbourhoods. People living in houseboats, artists and other non-
conformists are dumped out in industrial areas.
All this to make space for the rising population of bourgoise hard-
working yuppies. Their streets are kept clean by city guards,
chewing-gum cleaners and other underpaid workers - all to present
an appealing investment climate
for big companies like Albert Heijn, Heineken and McDonalds. The
middle-class consumer lifestyle is selling itself well! Never before
has Amsterdam been so boring and never before has the city
reaped so many hundreds of
millions of guilders in profit and rising property prices. And as if all
this isn\\'t enough, they now want to build millionaires\\' apartments in
the Kalenderpanden, because they say there is a \\'need\\' for
ludicrously expensive living spaces. Who came up with that? What
sick mind thinks seriously that a rich citizen is some kind of
"ubermensch" that can solve all the problems of our city?
The Kalenderpanden has had an important public function for the
last 4 years: everything has deliberately been made affordable for
everybody, and initiatives that haven\\'t yet really \\'made it\\', or maybe
never will, are all
given a place. This is how it must stay. Over the last few years
there has been an endless list of squats evicted in Amsterdam.
This must end. The owner of the Kalenderpanden is the city of
Amsterdam. They have the
choice how it is used. Choosing to evict is therefore a political
choice: a choice for high incomes, privatisation, polarisation and
stamping down on culture.
Our demands are therefore: NO EVICTION OF THE
KALENDERPANDEN, NO RICH-ONLY NEIGHBOURHOODS!
mailto: entrepot@dds.nl
 http://www.kalenderpanden.nl
Kalenderpanden Entrepotdok 93-98 1018 AD Amsterdam tel. 0031-
(0)20
4206645"

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2) Die BesetzerInnenkultur in den Niederlanden

Hausbesetzungen haben in den Niederlanden eine lange
Geschichte. Bereits in den 60er Jahren war Amsterdam, was das
angeht, eine Hochburg (trotz - oder wegen?- der ausgepraegten
Hippiekultur). Aber auch in jeder anderen groesseren Stadt und
sogar in vielen Doerfern gab es BesetzerInnenszenen. In den
Niederlanden ist ein eigenstaendiger Begriff fuer das Besetzen von
Haeusern gepraegt: "kraak". Die "kraker" sind seit jeher die mit
Abstand groesste und erfolgreichste Gruppe der undogmatischen,
radikalen Linken in den Niederlanden. Seit Ende der 80er/ Anfang
der 90er Jahre stagniert die Szene wie die europaeische Linke im
allgemeinen. Aber insbesondere in Amsterdam hat sich ein
AktivistInnenpotential gehalten, das je nach Anlass durchaus ein
paar
hundert Menschen auf die Beine bringen kann. Alleine durch die
relativ arbeitsaufwendige Politikform der Hausbesetzung ist der
Anteil tatsaechlich im Alltag aktiver MitstreiterInnen relativ hoch.
Den "krakern" kommt die niederlaendische Gesetzgebung zugute,
die relativ unfreundlich gegenueber Spekulanten war und teilweise
noch ist. Ein "Hausfriedensbruch" ist in den Niederlanden noch
nicht gegeben, wenn mensch ungefragt ein Gebaeude betritt, das
jemand anderem GEHOERT, sondern erst bei Gebaeuden, die
tatsaechlich von anderen GENUTZT werden. Leerstehende
Gebaeude bzw. auch leerstehende Etagen haben also keinen
juristischen "Hausfrieden". Diese Gesetzeslage ist 1993
verschaerft worden. Seitdem gilt ein Gebaeude erst dann als nicht
genutzt, wenn es mindestens ein Jahr lang leergestanden hat. Das
ist in der Praxis z.T. recht schwer nachzuweisen. Hat aber erstmal
eine "gesetzeskonforme" Besetzung stattgefunden, so geht das
Hausrecht automatisch auf die BesetzerInnen ueber. Der
Hausbesitzer bleibt zwar der Hausbesitzer, muss nun aber die
Gerichte bemuehen und nachweisen, dass er den Leerstand
aufheben will.
Zudem gehen viele Gerichte schon von einem "genutzten Zustand"
aus, wenn sich nur ein Bett, ein Stuhl, ein "persoenlicher
Gegenstand" und keine allzu dicke Staubschicht in einem
Gebaeude befinden. Ein Umstand, den sich viele Hausbesitzer
zunutze machen, indem sie sogenannte "kraakwachten"
(BesetzungswaechterInnen) mietfrei in ihren Spekulationsobjekten
wohnen lassen, um einer moeglichen Besetzung
entgegenzuwirken. Das sorgt zwar fuer eine gewisse Menge
bezahlbaren "Wohnraum" in Amsterdam, dient aber letztlich nur der
Spekulation. Ein Grund, warum die "kraakwachten" (oft
auslaendische Studierende) bei den BesetzerInnen nicht sehr
beliebt sind... Das Recht auf bezahlbares Wohnen ist natuerlich
nicht das einzige Ziel der "kraker". Kurz gesagt, decken vor allem
AktivistInnen aus der Bewegung "in ihrer Freizeit" alle Felder
autonomer Politik ab, die uns in Deutschland auch bekannt sind.
Ein weiterer Umstand, der der Bewegung gelegentlich dient, ist die
Existenz eines "buergerlich linken" und liberalen Milieus, wie es
das in Deutschland schon lange nicht mehr gibt. Bei den
Kalenderpanden ist es konkret so, dass ein Gerossteil der
AnwohnerInnen die Ziele der BesetzerInnen teilen und den Erhalt
des Projekts befuerworten - oder andersrum betrachtet keinen
Bock auf eine versnobte Nachbarschaft haben. Das sollte im
Umfeld eines Raeumungsversuchs dazu fuehren, dass "wir"
gewissermassen als "die Guten" dastehen. Dies sollte unserer
Meinung nach als Erweiterung des Handlungsspielraums
betrachtet werden.


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Dok-Info #2 ...
dann:
- - Einschaetzung der Solidaritaetsbewegung
- - Moeglichkeiten zur Soli im Vorfeld
- - notwendige Technix im Vorfeld
- - Kalenderpanden-Termine fuer FruehstarterInnen

 

18.09.2000
Infocafe Aachen   [Aktuelles zum Thema: Squatting]  [Schwerpunkt: Kalenderpanden]  Zurück zur Übersicht

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