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Berlin: Presseinfo zum Verbot der Neonazi-Organisation Blood & Honour

Heute, am 14.9.00 ist vom Bundesinnenministerium die Neonazi-Organisation
Blood & Honour/Sektion Deutschland verboten worden.

Trotz Verbot in Deutschland: Internationale Strukturen von Blood and Honour
organisieren fuer den kommenden Samstag, 16.9., in der ungarischen Stadt
Szekszard, ein sogenanntes Ian Stuart Memorial Concert. Angekuendigt sind u.a.
deutsche Neonazibands wie "The Might of Rage"; organisiert wird das Konzert
von der ungarischen Blood and Honour Sektion in Kooperation mit der Sektion
Deutschland und der Sektion =D6sterreich. In den Jahren 1999 und 1998
organisierte die ungarische Blood & Honour Sektion jeweils Anfang Februar zum
ungarischen Nationalfeiertag Aufmaersche mit 700 bzw. 1000 Teilnehmern,
darunter zahlreiche deutsche Neonazis. So ist nach Informationen des
Antifaschistischen Infoblatts auch fuer den kommenden Samstag davon
auszugehen, dass deutsche Neonazis nach Ungarn reisen werden, um - in
Deutschland mittlerweile verbotene - Neonazimusik zu hoeren, neue Strategien
auszuarbeiten und das internationale Neonazinetzwerk auszubauen.

Wir haben schon im Fruehjahr mit der Veroeffentlichung "White Noise;
Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour - Einblicke in die internationale
Neonazi-Musik-Szene" umfangreich auf die Struktur von Blood & Honour
hingewiesen und vor allem deren Bedeutung innerhalb der deutschen
Neonazi-Struktur dargestellt, wohingegen noch bis vor wenigen Wochen
staatliche Stellen die Gefahr von B&H verharmlosten. Innerhalb der letzten
Monate haben sich die Aktivitaeten von Blood & Honour bundesweit verstaerkt,
vor allem im norddeutschen Raum hat Blood & Honour mit der Durchfuehrung
mehrerer illegaler Konzerte fuer ein mediales Echo gesorgt. Dabei konnte eine
zunehmende Radikalisierung beobachtet werden: Blood & Honour-Aktivisten
bezogen sich positiv auf den Neonazi-Terroristen und Polizisten-Moerder Kay
Diesner, deutsche Blood & Honour-Aktivisten beteiligten sich an
internationalen Blood & Honour-Treffen in Schweden, bei denen der "bewaffnete
Kampf" propagiert wurde.

Das Verbot von Blood & Honour durch das Bundesinnenministerium wird fuer die
Struktur von Blood & Honour wirkungslos bleiben, solange nicht aktiv gegen
den kulturellen und organisatorischen Hintergrung der neonazistischen
Bewegung vorgegangen wird. Staatliche Repression gegen Blood & Honour haben
in der Vergangenheit nur kurzfristig deren Aktivitaeten gelaehmt: Eine Razzia
im Fruehjahr diesen Jahres gegen den Herausgeber des deutschen B&H-Magazins
und die Beschlagnahmung von ueber 1000 CDs mit neonazistischen Bands hat die
Auslieferung desselben Magazins nur um wenige Tage verzoegert; Ermittlungen
gegen den "Nibelungen-Versand", der illegale B&H-CDs nach Deutschland
importiert hat, sind noch im Gange, waehrend der CD-Vertrieb inzwischen unter
anderem von dem Goettinger Blood & Honour-Aktivisten Thorsten Heise
weitergefuehrt werden.
Blood & Honour ist fest verwoben in das Netzwerk der deutschen Neonazi-Szene,
nach Einschaetzung des Antifaschistischen Infoblatts wird innerhalb dieser
Strukturen eine Nachfolgeorganisation entstehen, zu schnell konnten sich in
der Vergangenheit Neonazis nach Verboten reorganisieren.
Die Herausgeber des Buches "White Noise" fordern stattdessen eine
umfangreiche gesellschaftliche Auseinandersetzung mit einer rechten
Jugendkultur, da sich Organisationen wie Blood & Honour letzendlich aus der
rassistischen Ideologie, die in vielen Teilen Deutschlands inzwischen
vorherrschend ist, speist.

Rat-reihe antifaschistischer texte/Antifaschistisches Infoblatt/Unrast Verlag


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Kontakt: Unrast Verlag, Postfach 8020, 48043 Muenster
Telefon: +49-(0)251-666293, Fax: +49-(0)251-666120,eMail:  unrast-verlag@gmx.=
de

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Literatur:
Searchlight, Antifaschistisches Infoblatt, Enough is enough, rat (Hrsg)

White Noise
Rechts-Rock, Skinhead-Musik, Blood & Honour
- - Einblicke in die internationale Nazi-Musik-Szene
Reihe antifaschistischer Texte Bd. 8, Unrast Verlag, 2000
156 S., ISBN 3-89771-803-0, 19,80 DM

 

14.09.2000
Unrast Verlag   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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