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Berlin: Demo gegen Vertriebenentreffen

[Quelle: Flugblatt]

Demo:
3. September 2000 - 11.00 Uhr
Friedrichstr./Unter den Linden (Berlin)
Zwischenkundgebung am Gendarmenmarkt - Abschlusskundgebung vor der
sowjetischen Botschaft


Nie wieder Heimat!

"Schlesien" gehört zu Polen, das "Sudetenland" gehört zur tschechischen
Republik!

Die "Vertriebenen" haben kein Recht, an die osteuropäischen
Nachbarländer Forderungen nach "Rückkehr" und "Entschädigung" zu stellen
und damit wieder Unruhe, Angst und Hass zu schüren!

Am Sonntag, den 3. September 2000 wird der "Bund der Vertriebenen" (BdV)
- - die Dachorganisation aller organisierten Donauschwaben, Ostpreussen,
Siebenbürgen, Sudetendeutschen und anderen obskuren Gesinnungsteutonen -
für ihre "Heimat", sprich "Blut und Boden" demonstrieren. Der "Tag der
Heimat", der dieses Jahr im Schauspielhais am Gendarmenmarkt unter
Mitwirkung von Bundeskanzler Gerhard Schröder stattfinden wird, ist kein
Karneval der Trachtengruppen, sondern eine unappetitliche Parade
weinerlicher Herrenmenschen.

Die sogenannten Vertriebenen-Verbände sind Nachfolgeorganisationen der
ehemaligen deutschen Herrenmenschenkolonnen in den osteuropäischen
Nachbarländern, wie z.B. des VDA (Volksbund für das Deutschtum im
Ausland). Diese waren Wegbereiter für den Überfall Nazideutschlands auf
seine Nachbarn und die darauf folgende Ermordung von Millionen von Juden
und Osteuropäern in der Tschechoslowakei, Polen und der ehemaligen
Sowjetunion. Sie waren in der Tschechoslowakei die ersten Nutzniesser
der deutschen Eroberungspolitik, sie plünderten ihre nichtdeutschen
Nachbarn aus und zwangen sie zur Zwangsarbeit in deutschen Unternehmen.
Das Recht dazu leiteten sie aus ihrer deutschen Herkunft ab.

Wenn sie heute ihr "Recht auf Heimat" fordern, meinen sie wieder genau
das: Sonderrechte für eine Gruppe von Menschen aufgrund ihres "Blutes
und der verlorenen Heimat", Sonderrechte auf Kosten anderer.

Die heutigen "Vertriebenen" und ihre nach dem Bundesvertriebenengestz
definierten Nachkommen leben in Bonn, Hannover, Neukirchen oder
Castrop-Rauxel. Doch ihre "Heimat" ist angeblich der Bauernhof in Polen
und die Fabrik in Tschechien. Ihre "Heimat" ist Gier, Aneignung und
Raub.

Der BdV ist die Interessenvertretung der deutschen Täter und seine
Mitglieder stilisieren sich zu Opfern der Geschichte. Dabei waren und
sind sie die Nutzniesser und Zechpreller deutscher Grossmachtspolitik.
Sie wollen nicht die Zeche ihrer - der deutschen - Verbrechen zahlen,
sondern doppelt belohnt werden. Jeder Schlesier, der im bundesdeutschen
Nachkriegs-Hannover gelandet ist, hat von der Bundesregierung ein
kräftiges Startkapital bekommen und war im bundesdeutschen
Wirtschaftswunder gut aufgehoben. Heute fordern sie noch immer
Entschädigung. Entschädigung wofür? Dass die Nazipläne am Ende doch
nicht ganz gelungen sind?

Doch die Täter gehen noch weiter und vergreifen sich zum zweiten Mal an
ihren Opfern.

Noch immer sind die Opfer des deutschen Faschismus, die Arbeitssklaven
der deutschen Industrie, nicht entschädigt. Aber die "Vertriebenen"
nutzen die öffentliche Diskussion darüber, um laut "Entschädigung" für
die Täter, z.B. deutsche Kriegsgefangene, zu fordern oder sie den Opfern
vorzuenthalten.

Der BdV erwartet 160 Millionen Mark von Bund und Ländern für ein
"Zentrum gegen Vertreibung" in Berlin. Es solle in deutlicher
"geschichtlicher und räumlicher Nähe" zum geplanten Holocaust-Mahnmal
neben dem Brandenburger Tor angesiedelt werden, forderte BdV-Präsidentin
Erika Steinbach. Die räumliche Nähe zum Holocaust-Mahnmal begründete die
CDU-Bundestagsabgeordnete damit, dass die Juden "letzten Endes in der
ersten Phase auch Vertreibungsopfer" gewesen seien. Diese zynische
Gleichsetzung von Tätern und Opfern ist kaum zu überbieten.

Dennoch, oder vielleicht gerade deshalb, wurden und werden die
Vertriebenen-Verbände von den Bundes- und Landesregierungen mit
Millionenbeträgen unterstützt. Allein in Berlin waren es 1999 39
Millionen Mark. Damit muss endlich Schluss sein.

Keinen Pfennig mehr für die deutschen Täter, sondern Auszahlung der
Vertriebenensubventionen an die überlebenden Opfer des deutschen
Faschismus!
Auflösung aller sogenannten Vertriebenen-Verbände!
Sofortige Entschädigung aller ZwangsarbeiterInnen!

- --
Der Stressfaktor ist der
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für linke Subkultur und Politik.
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30.08.2000
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