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Neuruppin: Das da ist nicht unser Heer!

Das da ist nicht unser Heer!

Aktionen gegen die Bundeswehrausstellung:
Donnerstag, 13.Juli 17 Uhr Protest zur Eröffnung am Reizparkplatz
Samstag, 15.Juli 15 Uhr Protestaktion am Reiz-Parkplatz (alte
Klamotten und altes Obst mitbringen!)
Montag, 17.Juli 15 Uhr antimilitaristische Kundgebung auf dem
Schulplatz

"Unser Heer" tourt zurzeit durch Brandenburg. "Unser Heer", das
ist eine aufwendige Ausstellung der Bundeswehr, mit der die
Militärs für mehr Sympathien und Akzeptanz in der Bevölkerung
werben wollen. Auch in Neuruppin wird die Propaganda-Show
Station machen. Vom 13. bis zum 18. Juli wird die Ausstellung,
bestehend aus Schautafeln, Infoständen und allerlei
Waffensystemen, auf dem Parkplatz des Reiz-Einkaufszentrums
gezeigt werden. Mit Bratwurst, Bier und Bomben will sich die
Bundeswehr dort als zeitgemäße, schlagkräftige Truppe
präsentieren und sich selbst eine positive gesellschaftliche Rolle
zuschreiben. Mit schwerem Militärgerät sollen vor allem
Jugendliche und Waffennarren geködert werden. Eine solche
Ausstellung in einer Stadt zu zeigen, die derart schlechte
Erfahrungen mit dem Militär machen musste, ist eine Provokation,
die nicht unbeantwortet bleiben darf. Keine 10 Jahre nach Abzug
der letzten sowjetischen Soldaten und 60 Jahre nachdem - auch
von Neuruppin aus - deutsche Truppen loszogen und Krieg und
Zerstörung über die Welt brachten, sollen nun wieder Panzer durch
Neuruppin rollen.

Neuruppin ist eine Stadt mit langer militaristischer Tradition. Erst
war sie Garnisionsstadt des Kaisers, dann der Nazis und
schließlich der Sowjetarmee. Das Stadtbild ist bis heute von
Kasernen geprägt, große Bodenflächen sind verseucht und der
Fluglärm ist wohl noch allen alten NeuruppinerInnen in Erinnerung.
Heute wird einerseits die Überführung alter Militärgebäude in die
zivile Nutzung im Rahmen eines Expo-Projektes als gelungene
Konversion gefeiert, andererseits wird der Bundeswehr Gelegenheit
gegeben, sich in der Stadt zu profilieren. Paradoxerweise sollte
"Unser Heer" ursprünglich als Teil des Expo-Konversions-Projektes
gezeigt werden. Für Otto Theel (PDS), Bürgermeister Neuruppins,
scheint das kein Widerspruch zu sein: "Man darf über die
Konversion nicht ins Träumen geraten. Es gibt nun mal Waffen in
der Welt und die Leute sollen [bei der "Unser Heer"-Ausstellung]
sehen, wofür ihr Steuergeld ausgegeben wird." Übereifrig hatte
Theel der Bundeswehr sogar einen Platz in der Innenstadt für ihre
Ausstellung zugesichert. Das musste er aber zurücknehmen,
nachdem sich viele Stadtverordnete - die Theel vorher gar nicht
konsultiert hatte - einschalteten.

Mit Propaganda-Events wie "Unser Heer" oder jüngst bei einer
Aufräumaktion zum Tag der Umwelt in Strausberg – die auch von
Protesten begleitet wurde - will die Bundeswehr ihr lädiertes Image
aufpolieren. Dabei ist sie keineswegs "eine tolle Truppe mit prima
Kameradschaft, wo man klasse Abenteuer erleben kann". Wie in
jeder Armee wird jungen Menschen bei der Bundeswehr
verinnerlicht sich Autoritäten zu unterwerfen, sich patriarchale
Denkmuster anzulegen und schließlich das Leben zu verachten:
Den Soldaten wird beigebracht zu morden! Und zwar im Interesse
deutscher Großmachtpolitik. Das dies kein fiktives Szenario mehr
ist zeigte der Kosovo-Krieg 1999. Zum dritten Mal in diesem
Jahrhundert überfielen deutsche Soldaten mit ihren Verbündeten
den Balkan, um ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen zu
sichern. Eine "humanitäre Intervention" war der Bundeswehr-
Einsatz im Kosovo ganz sicher nicht, er war völker- und
grundgesetzwidrig.

Dies versuchten während des Krieges einige AntimilitaristInnen in
Neuruppin durch die Besetzung des hiesigen
Kreiswehrersatzamtes deutlich zu machen. An dieser Stelle
solidarische Grüße an alle AktivistInnen, die wegen der Aktion vor
Gericht standen und noch stehen werden. Doch auch andere
Menschen in der Region wehren sich gegen den deutschen
Militarismus. Seit vielen Jahren kämpft die BürgerInnen-Initiative
"Freie Heide" gegen eine militärische Weiternutzung des
Bombodroms in der Kyritz-Wittstocker-Heide durch die
Bundeswehr. Besonders für die Aktiven der BI ist das Zeigen einer
die Bundeswehr verherrlichenden Ausstellung wie "Unser Heer" ein
Schlag ins Gesicht.

LASST UNS DER BUNDESWEHR ORDENTLICH IN DIE
GULASCHKANONE SPUCKEN!
GEGEN DIE MILITARISIERUNG DES ÖFFENTLICHEN RAUMES!
WEG MIT DER WEHRPFLICHT!
FÜR EINE HERRSCHAFTSFREIE GESELLSCHAFT!

UnterstützerInnen des JAN-Aufrufs:
Kampagne gegen Wehrpflicht, Zwangsdienste und Militär (Berlin
und Bernau), JWP Mittendrin Neuruppin, Beratungsstelle Zivildienst
und Totalverweigerung Neuruppin, Junge Gemeinde Neuruppin,
Antifaschistische Aktion Eberswalde, Initiative Kontroverse
(Eberswalde), Antifaschistisches Aktionsbündnis 11

Wie es aussieht wird die Ausstellung abgezäunt sein. Von
Protesten werden Bund und Polizei wohl ausgehen. Das Reiz-
Einkaufszentrum ist beim Landgericht Neuruppin am Stadtrand.
Anfahrt über Autobahn: Die Abfahrt Neuruppin-Süd von der
Autobahn (A24) runter, die paar Kilometer bis zum Ortseingang
fahren und dann hinter dem Krankenhaus an der Ampel links. Nach
etwa 500 Meter ist das Reiz auf der linken Seite zu finden. Meist
halten sich dort sehr viele Leute auf. Das Gelände ist sehr groß,
auf der einen Seite hört die Stadt auf, auf der anderen fangen
Neubau-Ghettos an. Der Reiz-Parkplatz ist offensichtlich ein
Privatgrundstück, dass heißt, das das Reiz Hausrecht hat. Meldet
Euch, wenn sich Eure Gruppe als Unterstützerin auflisten lassen
möchte!

 

13.07.2000
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Antimilitarismus]  Zurück zur Übersicht

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