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Köln: Rock-o-Rama dichtmachen !

Rock-o-Rama dichtmachen !
Gegen Europas größtes Nazi-Label vorgehen !

In Köln Braunsfeld befinden sich die Lagerräume von Rock-o-Rama, der
größten Versand- und Produktionsfirma für rechtsextreme Musik in Europa.
Durch Firmen dieser Art kommen viele
Jugendliche zum erstenmal mit dem rassistischen und menschenverachtenden
Weltbild von
Nazis in Berührung und werden auf diese Weise rekrutiert. Deshalb rufen
wir am 24.Juni 2000
zu einer antifaschistischen Demonstration gegen Nazimusik, Naziversände
und insbesondere
Rock-o-Rama auf.

Der rechtsextreme Musikmarkt ist in Deutschland in den 90er Jahren zu
einem
Millionengeschäft angewachsen. Es existieren über 100 Bands die CDs mit
rassistischem und
neonazistischen Texten produzieren, sowie ein breites Angebot an
Accessoires T- Shirts,
Aufnähern , Schmuck und faschistischer Literatur. Diese werden über ein
Netz von 50
Vertrieben und Labels sowie über 20 Szene Läden verbreitet. Allein 1998
fanden in
Deutschland über 120 neonazistische Konzerte mit bis zu 2000 Besuchern
statt. Die Texte
solcher Bands strotzen nur so vor NS- Verherrlichung und Antisemitismus.
So singt die Gruppe
Weisser Arischer Widerstand "Adolf Hitler unser Führer, Adolf Hitler
unser Held". Auf dem
Sampler Northeim Live #1 heißt es: "Lasst die Messer flutschen in den
Judenleib, (...) schmiert
die Guillotine mit dem Judenfett". Nach solchen Konzerten kommt es bei
der so angeheizten
Menge immer wieder zu Übergriffen auf MigrantInnen, Linke, Behinderte und
Obdachlose.

Die Entwicklung dieses rechtsextremen Musikmarktes geht einher mit einer
gesamtgesellschaftlichen Rechtsentwicklung, die ihren Niederschlag
insbesondere im
jugendkulturellen Bereich findet. Die Musik rechtsradikaler Bands bietet
der Naziszene
einerseits eine nicht zu unterschätzende Einnahmequelle, da die Umsätze
aus dem Verkauf
teilweise direkt zurück in die Kassen neonazistischer Organisation, wie
z.B. der NPD fließen.
Andererseits ermöglicht die Musik der Szene massiv Jugendliche mit ihrer
Propaganda zu
erreichen, diese zu politisieren und neue AktivisteInnen zu rekrutieren.
Dieses Potential wird
auch von der NPD gesehen. In ihrer Parteizeitung "Deutsche Stimme" heißt
es hierzu : "Ein
nationales Netzwerk ist zu schaffen, das tief in den vorpolitischen und
kulturellen Raum
hineinreicht.(...) Hierzu ist langfristig eine möglichst große Bandbreite
an Medien abzudecken."
Vor diesem Hintergrund läßt sich das Engagement von Führungskadern in der
rechten
Musikszene erklären, die sich über Labels , Vertriebe, Organisation von
Konzerten Einfluß auf
jugendkulturellen Bereich versprechen. Ziel ist es dabei diese an sich zu
binden und nach ihren
Vorstellungen zu formen. Musik fungiert dabei als Vermittler eines
rechten Lebensgefühls, das
weit über den harten Kern neonazistischer Kreise, Jugendliche beeinflußt.
Damit trägt
neonazistische Musik zum Entstehen eines Rechtsextremismus bei, der
stärker im kulturellen
vorpolitischen Raum der Alltagskultur eingebunden und somit erweitert
reproduktionsfähig ist.

Der in Europa größte Versand mit angegliedertem Label für rechtsradikale
Musik ist
"Rock-o-Rama", der seine Lagerräume in Köln Braunsfeld hat. Rock-o-Rama
existiert bereits
seit 1977 und wird von Herbert Egoldt betrieben. Vor allem als Label der
Böhsen Onkelz zu
ihrer eindeutigen Fascho Zeit, machte sich Rock-o-Rama Mitte der
achtziger Jahre in
Nazikreisen einen Namen. Bis 1993 galt Rock-o-Rama als einziger
autorisierter Versand zum
Vertrieb des vom Skrewdriver Sänger Ian Stuart Donaldson gegründeten
Blood&Honour
Labels. Dieses diente der britischen Naziterrorgruppe Combat 18, die für
zahlreiche
Anschläge auf MigranntInnen und AntifaschistInnen verantwortlich ist, als
Finanzierungsquelle.
Im Programm von Egoldt befinden sich nach wie vor alle einschlägig
bekannten Nazi Bands
wie Endstufe, Kraftschlag, Oithanasie, Störkraft, Werwolf, Skrewdriver
etc. Im Text des Titels
"Volk steh auf der" Gruppe Störkraft heißt es da u.a.: "Wollt ihr Zukunft
für unser Land, ich hoffe
ihr habt es jetzt erkannt, wir müssen kämpfen für unsere Rasse, deutsches
Volk beweise
Deine Klasse." Die Staatsanwaltschaft hat bereits mehrfach Verfahren
gegen Rock-o-Rama
wegen Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen,
Volksverhetzung
und Gewaltdarstellung eingeleitet, die jedoch alle - zum Teil gegen
Zahlung eines
Geldbetrages- eingestellt wurden. Größeres Aufsehen erregte lediglich
eine Razzia im Jahr
1993, bei der 30.000 CD's und Nazipropaganda beschlagnahmt wurden.
Ansonsten kann
Egoldt weiterhin unbehelligt von Köln-Braunsfeld aus Europa mit seiner
braunen Propaganda
versorgen, wovon er selbst nicht schlecht zu profitieren scheint.

Der Fall Rock-o-Rama ist exemplarisch für das entstehen des gesamten Nazi
Musik Business,
das sich jahrelang ohne größere Widerstände entwickeln konnte. Es ist
daher wichtig zu
erkennen, daß staatliche Maßnahmen alleine die Produktion und den
Vertrieb von
rechtsradikaler Musik nicht stoppen können, da spezielle Maßnahmen meist
nur ergriffen
werden, wenn der Staat das Ansehen der BRD in Gefahr sieht. Insbesondere
in Gebieten wo
das nationalistische Skinhead Image bereits eine Hegemonie in der
Jugendkultur innehat,
greifen staatliche und polizeiliche Maßnahmen in den wenigsten Fällen.
Allzu oft verharmlost
die Polizei und auch eine breitere Öffentlichkeit diese Szene als
ausgeflippte Subkultur oder
desorientierte Jugendliche. Dieser Umgang behindert jegliche effektive
Antwort auf die
Bedrohung durch eine immer stärker werdende nationalistische und
rassistische Musikszene.
AntifaschistInnen müssen deshalb weiterhin auf allen Ebenen gegen
neonazistische Einflüsse
aktiv werden. Es genügt daher nicht, sich nur gegen direkt angreifbare
Naziaufmärsche auf die
Straße zu begeben, sondern die neonazistische Infrastruktur muß in ihrer
Gesamtheit beachtet
und bekämpft werden.

Laßt uns gemeinsam der rassisitischen Musikszene den Saft abdrehen!!!


Für den 24. Juni rufen wir deshalb zu einer antifaschistischen
Demonstration unter dem
Motto "Rock-o-Rama dichtmachen!-Gegen Europas größtes Nazi -Label
vorgehen!" auf.
Reißen wir Egoldts Rock-o-Rama aus seiner weitgehenden Anonymität mitten
in Köln
heraus und machen wir eine breite Öffentlichkeit auf seine rassistischen
Umtriebe
aufmerksam.

Treffpunkt: 13.00 Uhr Aachener Str./ Ecke Maarweg

mehr Infos gibt es auf der Internetseite der Antifa K

 http://www.is-koeln.de/antifakoeln oder unter 0221/9526359

UnterstützerInnen: Antifa K, Antifa Bergheim und Umgebung, AG Arsch huh!,
AStA der Spoho Köln,
AZ-Gruppe Köln, Bauwagenplatz Wem gehört die Welt!, DKP Köln, Food not
Bombs Köln,, Infoladen
Köln, Jugendclub Courage Köln, JungdemokratInnen/Junge Linke Köln, Kein
Mensch ist illegal Köln, VVN
Köln, Radikale Linke Köln, Philtrat Köln, SDAJ Köln, Ulla Jelpke MdB, PDS
Köln, DellbrückerInnen
gegen Rechts, Fuckin' People Records, JungdemokratInnen/Junge Linke NRW,
Antifaschistische Aktion
Düsseldorf organisiert im KOK, Junge Linke Wesel, Autonome Antifa
Lüdenscheid organisiert in der
AA/BO, Antifa Jugend Front Lüdenscheid, Kurdistan Soligruppe
Lüdenscheid, Antifaschistische Gruppe
Link Oberhausen, RAI Duisburg, MAD Duisburg, Unabhängige Antifa Aktiv
Essen, Multikulturelles
Zentrum Recklinghausen, Libertäre Initiative Recklinghausen, Mumia
Soli-Gruppe Recklinghausen, Antifa
Zebra, Antifa Gelsenkirchen, Notstand Bochum, Antifa Unna,
Antifaschistische Aktion Dortmund, WKhK,
Astrid Keller MdR Dortmund, PDS Dortmund


 

05.06.2000
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