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Leipzig: Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein!


Gemeinsamer Aufruf von der Grünauer Antifagruppe (GAG), dem Bündnis
gegen Rechts (BGR) Leipzig und dem Antifaschistischen Schulnetz Leipzig
(ASN):

Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein!
Die Zeit ist reif - für eine antifaschistische Demonstration durch
Leipzig-Grünau

In einem Wald aus Betonklötzern fand schon in den frühen 90er Jahren die
sächsische NPD fruchtbaren Nährboden für ihre neue Wählerschaft in
Ostdeutschland. Die von nun an ständig wachsende Zahl von NPD-Anhängern
im Stadtteil wurde mehr und mehr auch auf der Straße präsent. Es häuften
sich Überfälle auf Cliquen, MigrantInnen und Jugendclubs, sowie
Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußgängerzonen. Dabei
schreckten die Täter, eindeutig aus der Nazi-Szene kommend, nicht vor
gezieltem Vorgehen gegen Einzelpersonen zurück.
Unterstützt durch die Integration von mittlerweile verbotenen
faschistischen Organisationen in die NPD, wie u.a. der FAP und der
Wiking-Jugend, konnten sich ausgeprägte Strukturen der Nazis in
Leipzig-Grünau etablieren. Begünstigt wurde dieses Vorgehen durch
konzeptlose Sozialarbeit mit Jugendlichen. Die Leipziger Stadtverwaltung
schaute bei der Verbreitung und Verfestigung eindeutig
nationalsozialistischer, antisemitischer, ausländerfeindlicher und
gewaltverherrlichender Ideologien tatenlos zu. Erst als autonome
Leipziger AntifaschistInnen durch lautstarke Proteste in der
Öffentlichkeit präsent wurden, wachten die Verantwortlichen langsam auf.
Augenscheinlichstes Ergebnis dieser Proteste war die umstrittene Debatte
der Leipziger Stadtverwaltung Anfang 1999. Diese war zu diesem Zeitpunkt
eine unumgängliche Folge der Situation in Grünau. Bei den Diskussionen
ging es u.a. auch um den dubiosen Jugendtreff ?Kirschberghaus?. Die
Bedeutung des Hauses als einschlägiger Treffpunkt der sächsischen
Naziszene und dessen Funktion als eine wichtige Kontaktstelle
deutschlandweit agierender Fascho-Organisationen war selbst dem
Verfassungsschutz bekannt. Dennoch wurden diese Fakten bis zuletzt von
der Stadtverwaltung geleugnet.

Tatsache ist, dass sich trotz zahlreicher Diskussionen und Gespräche der
verantwortlichen Institutionen sowie einer aktiven Öffentlichkeitsarbeit
der Leipziger Antifas nicht viel geändert hat.
Das Potential Rechtsorientierter im Leipziger Stadtteil Grünau hat sich
- trotz gegenteiliger öffentlicher Meinung - keineswegs vermindert. Es
ist nach wie vor sehr hoch. Bedrohungen und Überfälle auf Andersdenkende
und augenscheinlich alternative Menschen sind daher noch immer tägliche
Realität, wodurch sich jene sehr stark eingeschränkt und zurückgedrängt
fühlen. Verschlimmert wird diese Situation durch eine nach wie vor
falsch angelegte Jugend- und Sozialarbeit. Die Schließung des
Jugendtreffs ?Kirschberghaus? und ein versprochenes neues Jugendkonzept
für Leipzig ließen ein wenig Hoffnung aufkommen. Dennoch läuft alles
ohne große Veränderungen weiter wie bisher.

Wie sollen tolerante Menschen in einer Umgebung zufrieden leben können,
in welcher ?Rechts-Sein? als cool und chic angesehen wird? Läßt nicht
die Angst vor Neonazis und deren brutalen Übergriffen öffentlichen
Protest verstummen?
Aus diesen Gründen halten wir eine antifaschistische Demonstration in
Grünau für unbedingt erforderlich, um dem rechten Druck etwas entgegen
zu setzen!
Da sich die Lebensumstände besonders für Jugendliche in Grünau noch
immer nicht geändert haben, sondern nur nicht mehr interessant genug für
die Presse sind, wollen wir mit einer großen Demonstration an die
Bevölkerung und Öffentlichkeit appellieren. Durch diese Demonstration
wollen wir allen - inbesondere den Grünauer Jugendlichen - die
Möglichkeit geben, ihre Ablehnung gegen derartige Verhältnisse zu
zeigen.

Für antifaschistische und antirassistische Jugendkulturen!
Für ein antifaschistisches und antirassistisches Klima in Grünau und
überall!
Gegen die akzeptierende Sozialarbeit mit rechten Jugendlichen!
Für eine grenzenlose gerechte und solidarische Gesellschaft - ohne
Ausbeutung und Unterdrückung!
Schaut bei Nazi-übergriffen nicht weg, greift ein!
Organisiert den antifaschistischen Widerstand!
Für alternative Jugendzentren!

Samstag, 17.06.2000, 14.00 Uhr
Leipzig-Grünau
Allee-Center, Schönauer-/Breisgaustr.

GAG, c/o Infoladen, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig
BGR, c/o VL, PF 54, 04251 Leipzig, Fax: 0341-3013269,
e-Mail:  bgr@mail.nadir.org
ASN, c/o Infoladen, Koburger Str. 3, 04277 Leipzig

 

05.06.2000
anonym zugesandt   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  Zurück zur Übersicht

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