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Dresden: Bericht von IWG-Demo am 25.3

IWG-Demonstration in Dresden

Im Vorfeld der IWG-Demonstration (unter der Forderung
der "Rückgabe deutscher Ostgebiete") am 25.3. wurde
eine Gegendemonstration von verschiedenen Antifas
vorbereitet.

Neben dieser Gegendemonstration (an der etwa 230
Menschen teilnahmen) bereitete die Gruppe
"Jugend gegen Rassismus in Europa" (JRE) verschiedene
Aktionen vor.
Wir gingen davon aus, daß die Nazis sich auf
Konfrontationen bereits eingerichtet haben; bzw.
daß in der Öffentlichkeit kaum noch über solche
berichtet wird. Die Idee die Nazis durch eine
kreative Aktion lächerlich zu machen gefiel uns besser.

So verkleideten und schminkten sich zwei Leute unserer
Gruppe als Clowns.
Wir gingen so als "Nationale Clowns" verkleidet
zum Nazimarsch (mit etwa 110 Teilnehmern).
"Hier marschiert der Nationale Unverstand!" war unser
Ruf, wozu ein Clown auf einem Waschbrett Marschrhytmen
trommelte.
Es gelang uns für ein paar hundert Meter sogar
direkt am Ende der Nazidemonstration mitzulaufen.
Die Nazis verstanden offensichtlich nicht, daß wir
Gegendemonstranten waren. Die meisten Passanten allerdings,
die eben noch durch Reichskriegsflaggen verschreckt waren,
lachten. Leider waren auch die Polizisten nicht
ganz dumm, so daß wir bald des Platzes verwiesen wurden.
Wir liefen in die Stadt zurück, wo wir uns in zwei kleinere
Grüppchen teilten. Zwei JRE-Leute ließen vom Turm der
Kreuzkirche ein Transparent "Nie wieder Faschismus" herunter
(was leider abriß). Die Clowns und ihre Freunde suchte nach
anderen neuen Aktionsfeldern. Währenddessen wurde die Antifademo aufgelöst
und größere Gruppen Antifas wollten zum Zielort der Faschisten.
Sie wurden jedoch von einer Hundertschaft BGS auf dem Altmarkt
eingekesselt.
Uns als Clowns nahm aber keiner so richtig ernst und so erreichten
wir ohne Probleme die Kreuzkirche. Was tun? sprach ein Clown zum andern.
"auf die Kreuzkirche rauf" war die prompte Antwort. Und als wir endlich den
Turm erklommen hatten, stellten wir überrascht fest, daß die Nazis ihre
Abschlußkundgebung genau unter uns, am Fuß der Kreuzkirche abhielten.
Und wir hatten ein Megaphon im Rucksack! Wir konnten also
zu zweit ihr Kampfgelaber wunderbar und mit nur geringem Risiko stören,
zumal der Schall sich in der engen Gasse hervorragend verstärkte.
Zuerst wußten die Nazis gar nicht, wie ihnen geschah und als
sie uns endlich entdeckten, brach ein wildes Gebrüll ohnmächtiger Wut los.
Doch wir waren lauter und sie konnten nix machen (HäHää! <-
Schadenfreude). Alles in allem waren die antifaschistischen Aktivitäten an diesem Tag ein
voller Erfolg. Und dieser war auch nötig, da die Nazis angekündigt hatten,
bei einem "positiven"
Verlauf ihrer Demo, zukünftig alle vier Wochen derartige Aufmärsche
abzuhalten. Doch nach dieser Blamage werden sie sich das wohl
gut überlegen.

Die Aktion hat uns gezeigt, daß man auch mit wenigen
Menschen ziemlich viel erreichen kann.
Wie wäre es, wenn hinter nächsten NPD-aufmarsch
lauter Leute mit Schafsmasken (unter ständigem Blöken)
herlaufen? Oder 20 Leute die Nazis einfach nur auslachen?
Oder ein Clown vorneweg durch Megaphon "den lächerlichsten
Faschingsumzug dieses Jahres" ankündigt?
Kann dann auch ein normaler Bürger die Nazis noch ernst
nehmen? Wichtig ist natürlich, daß die Aktion politisch
bleibt.
Wir glauben jedenfalls, daß man die Idee, Nazis lächerlich
zu machen, noch ausbauen könnte.
Zum einen sind die Nazis auf so etwas nicht eingestellt.
Zum anderen ist die Aktzeptanz in der Bevölkerung sicher-
lich höher als Antifademos, so daß man vielleicht mehr
Leute erreichen könnte. (man sollte aber das andere nicht
lassen)
Nicht zuletzt zerstört man so das Bild von Macht, das die
Nazis so gern von sich sehen.
Dies als Anregung für Leute, die mal mit etwas anderen
Mitteln gegen Naziaufmärsche vorgehen wollen.


JRE-Dresden

 

10.04.2000
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