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Leipzig/Gruenau: Demoaufruf von Gruenauer Jugendlichen fuer die Antifa-Demo am 1.4.2000

Demoaufruf von Grünauer Jugendlichen für die Antifa-Demo in
Leipzig/Grünau am 1.4.2000:

"Wir wollen kein Teil einer Nazibewegung sein!
Die Zeit ist reif- für eine antifaschistischen Demonstration durch
Leipzig-Grünau"

Grünau eine triste Plattenbausiedlung am Rande der Stadt Leipzig

In einem Wald aus Betonklötzen fand schon in den frühen 90`er
Jahren die sächsische NPD fruchtbaren Nährboden für ihre neue
Wählerschaft in Ostdeutschland. Die von nun an ständig
ansteigende Zahl von NPD-Anhängern im Stadtteil wurde mehr und
mehr auch auf der Straße präsent. Es häuften sich
Überfällen auf Cliquen, Migrant/Innen und Jugendclubs, sowie
Übergriffe in öffentlichen Verkehrsmitteln und Fußgängerzonen.
Dabei schreckten die Täter,eindeutig aus der Nazi- Szene
kommend, nicht vor gezieltem Vorgehen gegen
Einzelpersonen zurück.

Unterstützt, durch die Integration von mittlerweile verbotenen
faschistischen Organisationen in die NPD, wie u.a. der FAP und
der Wiking-Jugend, konnten sich ausgeprägte Strukturen der Nazis
in Leipzig- Grünau etablieren. Begünstigt wurden dieses Vorgehen
durch konzeptlose Sozialarbeit mit Jugendlichen. Die Leipziger
Stadtverwaltung schaute bei der Verbreitung und Verfestigung
eindeutiger nationalsozialistischer, antisemitischer,
ausländerfeindlicher und gewaltverherrlichender Ideologien tatenlos
zu. Erst als autonome Leipziger Antifaschist/Innen, durch
lautstarke Proteste, in der Öffentlichkeit präsent wurden, wachten
die Verantwortlichen langsam auf.

Augenscheinlichstes Ergebnis dieser Proteste war die umstrittenen
Debatte der Leipziger Stadtverwaltung, Anfang 1999. Diese Debatte
war zu diesem Zeitpunkt eine unumgängliche Folge der Situation in
Grünau. Bei den Diskussionen ging es u.a. auch um den dubiosen
Jugendtreff "Kirschberghaus".

Die Bedeutung des Hauses als einschlägiger Treffpunkt der
sächsischen Naziszene und die Funktion als eine wichtige
Kontaktstelle Deutschland weit agierender Fascho-Organisationen,
war selbst dem Verfassungsschutz bekannt.
Dennoch wurden diese Fakten bis zu letzt von der Stadtverwaltung
geleugnet. Tatsache ist, dass sich trotz zahlreicher Diskussionen
und Gesprächen verantwortlicher Institutionen, sowie einer aktiven
Öffentlichkeitsarbeit der Leipziger Antifas nicht viel geändert hat.
Das Potential Rechtsorientierter in Leipziger Stadtteil Grünau hat
sich, trotz gegenteiliger öffentlicher Meinung, keineswegs
vermindertes ist nach wie vor sehr hoch. Bedrohungen und
Überfälle auf Andersdenkende und augenscheinlich alternativen
Menschen sind daher noch immer tägliche Realität, wodurch sich
jene sehr stark eingeschränkt und zurückgedrängt
fühlen. Verschlimmert wird diese Situation durch eine nach wie vor
falsch angelegt Jugend- und Sozialarbeit. Die Schließung des
Jugendtreffs "Kirschberghaus" und eine versprochenes neues
Jugendkonzept für Leipzig ließen ein wenig Hoffnung aufkommen.
Dennoch läuft alles, ohne große Veränderungen weiter wie bisher.

Wie sollen tolerante Menschen in einer Umgebung zufrieden leben
können, in welcher "Rechts-Sein" als cool und chic angesehen
wird? Läßt nicht die Angst vor Neonazis und deren brutalen
Übergriffen öffentlichen Protest verstummen?

Aus diesen Gründen halten wir eine antifaschistische
Demonstration in Grünau für unbedingt erforderlich um dem rechten
Druck etwas entgegen zu setzten!
Da sich die Lebensumstände besonders für Jugendliche in Grünau
noch immer nicht geändert haben, sondern nur nicht mehr
interessant genug für die Presse sind, wollen wir mit einer großen
Demonstration an die Bevölkerung und Öffentlichkeit appellieren.
Durch diese Demonstration wollen wir allen -insbesondere den
grünauer Jugendlichen- die Möglichkeit geben, ihre Ablehnung
gegen derartige Verhältnisse zu zeigen.

Die Zeit ist reif:
Für ein antifaschistisches und antirassistisches Klima in GRÜNAU
und ÜBERALL!!!!
Gegen die akzeptierende Sozialarbeit mit rechten Jugendlichen
Für antifaschistische und antirassistische Jugendkulturen
Für alternative Jugendzentren
Für eine grenzenlose gerechte und solidarische Gesellschaft-
ohne Ausbeutung und Unterdrückung

SCHAUT BEI NAZIÜBERGRIFFEN NICHT WEG; GREIFT EIN !!!!!

ORGANISIERT DENN ANTIFASCHISTISCHEN WIDERSTAND !!!!!

 

27.03.2000
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