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Bielefeld: 27.10. 18.30 Uhr Demo&Kundgebung

Aufruf zur Protestveranstaltung
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Gegen die faschistischen Umtriebe im Burschenschaftshaus
an der Schloßhofstraße


Die Burschenschaft Normannia-Nibelungen zu Bielefeld ist eine
sogenannte "schlagende Verbindung". Wer dazugehören will, muß
seine "Wehrhaftigkeit" bei mindestens zwei Fechtpartien beweisen,
männlich, trinkfest und "deutscher Volkszugehörigkeit" sein.
Derlei Rituale des Männerbundes gehören nicht der Vergangenheit
an, sondern werden von der selbsternannten Elite auch heute noch
durchgeführt. Zum Beispiel im Haus der Normannia-Nibelungen in
der Schloßhofstraße 96. Bedrohlicher als derlei Dummheiten ist
jedoch, daß sich das Burschenschaftshaus zu einem Knotenpunkt der
rechtsextremen Szene in Bielefeld entwickelt. "Neue Rechte",
"Republikaner" und militante Neonazis geben sich in der
Schloßhofstraße die Klinke in die Hand.


Burschen, Nazis, "Neue Rechte"
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Im Mai dieses Jahres veranstaltete die Burschenschaft eine
Vortragsveranstaltung mit Horst Mahler. Der ehemalige RAF-
Mitbegründer vertritt heute seine völkisch-nationalistischen
Thesen auf Parteitagen der NPD oder vor militanten Neonazis.
Mahlers Warnungen vor der "Überfremdung" lauschte ein Publikum
von rund 80 Personen, neben den Burschenschaftlern auch
Glatzköpfe mit Springerstiefeln. Den Büchertisch betrieb der
stadtbekannten Neonazi Meinhard Otto Elbing. Neben einschlägigen
Zeitschriften bot er auch die "Schwarze Fahne", das Organ der NPD-
Jugend, an. Schon zur vorhergehenden Vortragsveranstaltung im
April dieses Jahres hatte die Burschenschaft das ehemalige
Bundesvorstandmitglied der "Republikaner" Klaus Weinschenk
eingeladen. Wegweisender Titel des Referats: "Sind die Deutschen
noch zu retten".

Die Vermutung, daß man bei der Normannia-Nibelungen vielleicht
nicht gewußt habe, wen man eingeladen hat, ist gänzlich
unbegründet, denn die Akteure kennen sich in der rechtsextremen
Szene bestens aus. Der derzeitige Sprecher der aktiven Burschen,
Marc Strothe, wurde als Mitglied der mittlerweile verbotenen
"Nationalistischen Front" (NF) geführt. Zwischenzeitlich war er
Chef der "Jungen Landsmannschaft Ostpreußen" (JLO) in
Ostwestfalen. In den rassistischen und großdeutschen
Vorstellungen dieser Gruppierung von Nachwuchsvertrieben sah auch
der Verfassungsschutz "Anhaltspunkte" für verfassungsfeindliche
Bestrebungen. Auf den Veranstaltungen der JLO in den Räumen
der "ostdeutschen Landsmannschaften" am Kesselbrink trafen
ebenfalls eine Reihe bekannter Neonazis aus Bielefeld zusammen.


Großdeutsch und rassistisch
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Zusammen mit dem ehemaligen Sprecher der Burschenschaft,
Christoph Amendt, und Björn Hauptfleisch, einem Autor in der
Wochenzeitung "Junge Freiheit", die dem "intellektuellen
Rechtsextremismus" zugeordnet wird, gehört Strothe zu den
Gründungsmitgliedern der "Initiative Hochschulrecht". Die kleine
Gruppe rechter Studenten hat in Bielefeld eine Initiative des
Hochschulverbandes der "Republikaner" aufgegriffen und versucht,
durch Klagen die Arbeit des Allgemeinen Studentenausschusses der
Universität zu behindern und ihren Einfluß einzuschränken.

Auch überregional hat sich die Normannia-Nibelungen eindeutig
verortet. Sie ist Mitglied des Dachverbandes "Deutschen
Burschenschaft", die von der rechtsextremen "Burschenschaftlichen
Gemeinschaft" stark beeinflußt wird. 1996 kam es zum Austritt der
gemäßigten konservativen Verbände aus der "Deutschen
Burschenschaft". Zu den Gruppen, die in dem stark rechtsextrem
beeinflußten Dachverband verblieben gehörte auch die "Normannia-
Nibelungen". Sie vertritt u.a. die Vorstellung eines
großdeutschen Reiches. Auf der Internetseite verbreiten die
Bielefelder Burschen alle drei Strophen des Deutschlandliedes:
"Von der Maas bis an die Memel/ Von der Etsch bis an den Belt".


Am 27. Oktober 1999 soll nun die nächste Vortragsveranstaltung im
Burschenschaftshaus an der Schloßhofstraße stattfinden. Referent
ist diesmal der Chefredakteur des rechtslastigen "Westfalen-
Blattes", Rolf Dressler. Dresslers Kommentare über ausländische
Menschen erinnern an die Hetzschriften der Rechtsextremen.
Mehrfach mußte das "Westfalen-Blatt" Rügen des Presserates
einstecken. Demnach wurden in dem Blatt falsche Tatsachen
behauptet und ausländische Menschen diskriminiert. Nach einer
Rüge wegen "pauschaler Verunglimpfung von Volksgruppen" 1993 war
der Verleger Busse aus dem Presserat, einem Organ der
freiwilligen Selbstkontrolle der Presse, ausgetreten.
Berührungsängste zur rechtsextremen Szene bestehen beim
Chefredakteur des "Westfalen-Blattes" scheinbar nicht. Schon nach
dem Mahler Vortrag berichtete die Bielefelder Presse über das
Burschenschattshaus. Erst vor wenigen Wochen, so ließ sich dem
Organ von Alfred Mechtersheimers rechtsextremen "Deutschland-
Bewegung" entnehmen, trat Dressler zusammen mit Rechtsextremen in
Bad Pyrmont auf. Für eine Veranstaltung zur Medienpolitik war er
zusammen mit dem Chefredakteur der "Jungen Freiheit", Dieter
Stein, und Reinhard Uhle-Wetter, einem rechtsgewendeten
ehemaligen General, angekündigt.

Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie an der Schloßhofstraße ein
neues Neonazizentrum entsteht. Akteure wie Meinhard Otto Elbing
oder Marc Strothe haben in der Vergangenheit gezeigt, daß sie
bereit sind, ihre rassistischen und nationalistischen
Vorstellungen auch in gewalttätigen Organisationen durchzusetzen.


Demonstration am 27. Oktober 1999

Beginn 18.30 Uhr auf dem Siegfriedplatz in Bielefeld

Protestveranstaltung vor dem Haus Schloßhofstr. 96 um 19.30 Uhr

(Nachtrag: Offenbar hat Dressler den Vortrag abgesagt. Die Demo
findet aber trotzdem statt.)

 

26.10.1999
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