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Braunschweig: Naziueberfall auf Cafe

Pressemitteilung der Sozialistischen Jugend - Die Falken Kreisverband
Braunschweig vom 26.09.1999

Naziüberfall auf Gruppenraum der Sozialistischen Jugend - Die Falken
Am Samstag, 25. September gegen 22 Uhr überfielen ca. 15 rechtsradikale
Skinheads das Café Che, den Gruppenraum und Treffpunkt der
Braunschweiger Falken am Cyriaksring. Dabei wurde die Einrichtung
verwüstet und mehrere Jugendliche leicht verletzt. Hiermit erreicht das
Wiedererstarken der gewaltbereiten rechten Szene in Braunschweig, die in
den letzten Jahren eher durch Übergriffe gegen einzelne Personen auf
sich aufmerksam machte, einen neuen traurigen Höhepunkt. Zur Tatzeit
befanden sich in dem Gruppenraum etwa zehn Jugendliche im Alter von
14-20 Jahren, was für die Täter jedoch offenbar kein Hemmnis darstellte:
Sie stürmten brüllend in das Café und zerstörten diverse
Einrichtungsgegenstände, darunter einen Fernseher sowie eine Gitarre,
mit der sie die Anwesenden verprügelten. Außerdem bewarfen sie Personen
mit verschiedenen Gegenständen und prügelten wild auf die Jugendlichen
ein. Nach wenigen Minuten zogen sie sich dann in Richtung Madamenweg
zurück. Die fünf Minuten später eintreffende Polizei griff nach kurzer
Zeit einen der Täter auf, der von den Jugendlichen identifiziert werden
konnte. Ein 15jähriger wurde ins Krankenhaus gebracht, da ein Verdacht
auf Gehirnerschütterung bestand, der sich aber zum Glück nicht
bestätigte.
Der Überfall geschah auf den Tag genau ein Jahr nach einem Anschlag auf
denselben Gruppenraum, bei dem in der Nacht vom 25. September 1998 die
Fenster und Türen des Hauses mit Nazisymbolen und rechtsradikalen
Parolen beschmiert worden waren. Er markiert eine neue Qualität rechter
Gewalt in Braunschweig, die es hier in dieser Form seit Anfang der
neunziger Jahre glücklicherweise nicht gegeben hat. Es steht nun zu
befürchten, daß sich derartige Gewalttaten gerade auch im Hinblick auf
die in Braunschweig bevorstehende Wehrmachtsausstellung häufen werden.
Es ist auch kein Zufall, daß sich dieser Angriff gerade auf die Falken
richtete: erst am Samstag morgen erschien in der Braunschweiger Zeitung
ein Artikel über die "Initiative Wertgutscheinumtausch", die von einer
Braunschweiger Falkengruppe ins Leben gerufen wurde und die sich zum
Ziel gesetzt hat, Asylsuchenden und Bürgerkriegsflüchtlingen durch
Umtausch der statt Bargeld an sie ausgegebenen Wertgutscheine ein
menschenwürdigeres Leben zu ermöglichen. Gerade das scheint den Nazis
ein Dorn im Auge zu sein: wer sich offen ihrer Ideologie widersetzt und
den alltäglichen Rassismus in der Öffentlichkeit thematisiert, soll mit
Gewalt zum Schweigen gebracht werden. Derartige gewalttätige Aktionen
dürfen in Braunschweig nicht - wie bereits in vielen Städten vor allem
in Ostdeutschland - zur Regel werden. Sonst ist es bald auch hier
soweit, daß Jugendliche, die sich eine politische Meinung gebildet haben
und diese auch öffentlich vertreten, sich bald nicht mehr allein auf die
Straße trauen können.

 

28.09.1999
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