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Eschweiler: Laut und Bunt gegen Nazis

LAUT UND BUNT GEGEN NAZIS


Das 'braune Haus'

Ende 97 mußten Manfred Rouhs und sein neofaschistischer 'Europa Vorn'-Verlag
(heute: 'Signal') nach antifaschistischen Protesten das 'braune Haus' in der
Jülicher Straße 247-249 in Eschweiler-Dürwiß verlassen. Ein Jahr später
wurde das Haus an den damaligen JN-Kader Achim Ezer vermietet und zum Sitz
der 'Jungen Nationaldemokraten' (JN) NRW sowie ihrer Zeitung 'Schwarze
Fahne' und des dazugehörigen Versandes.

Die Spaltung der JN

Ezer kandidierte im April 99 als JN-Bundesvorsitzender und verlor die
Kampfabstimmung gegen Sascha Roßmüller. Die schon vorher bestehenden
Differenzen zwischen der JN Sachsen, NRW und Teilen aus Baden-Württemberg
auf der einen und der Mutterpartei NPD und dem amtierenden JN-Bundesvorstand
auf der anderen Seite führten nun zusammen mit persönlichen Angriffen
(Roßmüller wurde wegen seines Besuches bei einer polnischen Prostituierten
'Rassenschande' vorgeworfen, dieser rechtfertigte sich damit, er habe sich
'dabei als Herrenmensch gefühlt') und dem Vorwurf des Wahlbetrugs zum
Austritt des Flügels um Ezer aus der JN. Der ausgetretene Flügel sieht sich
als 'außerparlamentarische Opposition' und arbeitet mit den militanten,
nationalsozialistischen 'Freien Kameradschaften' zusammen, der amtierende
Bundesvorstand der JN dagegen distanziert sich offiziell davon und
konzentriert sich auf die nächsten Landtagswahlen.

Das 'Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft'

Unter Führung der ehemaligen JN NRW-Kader Achim Ezer und Frank Amberg und
unter Beteiligung der übrigen aus der JN ausgetretenen Kader wurde nun am 5.
Juni das "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft" (BDVG) mit Sitz in
Eschweiler-Dürwiß als "Rechtsabspaltung" der NPD/JN gegründet. Neben dem
Haus in der Jülicher Straße, in dem das erste BDVG-Schulungszentrum
entstehen soll, wurden auch Zeitung und Versand der "Schwarzen Fahne"
übernommen, welche wohl auch zur Finanzierung des BDVG beitragen sollen.

Das BDVG sieht seinen Schwerpunkt in der Bildungsarbeit "in Verbindung mit
politischer Aktion", hält die "nationale Idee" für "größer und bedeutender
als den Einzelnen" und möchte "die Volksgemeinschaft im Kleinen vorleben".
Darüberhinaus finden sich im BDVG-Grundsatzprogramm die üblichen
Widerwärtigkeiten versammelt, die "Wiedereingliederung der
völkerrechtswidrig abgetrennten deutschen Gebiete" wird ebenso gefordert wie
das "Ende der lebensfeindlichen und menschenverachtenden multikulturellen
Ideologie". Es wird zwischen "schaffendem" und "raffendem" Kapital
unterschieden, die Todesstrafe soll wieder eingeführt werden, die "Gesundung
und Festigung des Bauerntums als Kultur- und Kraftquell unseres Volkes" wird
verlangt und die Familie verHERRlicht.

Die alltäglichen deutschen Widerwärtigkeiten

Die Demonstration richtet sich gegen das offen nationalsozialistisch
auftretende BDVG. Darüber aber darf nicht der Kampf gegen die alltäglichen
deutschen Verhältnisse vergessen werden.

Die vom BDVG propagierte Volksgemeinschaft formiert sich ansatzweise schon
heute, wenn Deutsche gemeinsam gegen angebliche 'Asyl- und
SozialschmarotzerInnen', 'ausländische Drogenbanden', nicht in ihre Norm
passende Menschen und das in dieser Form nicht existente Wahnbild der
'Organisierten Kriminalität' hetzen. Zumeist nur verbal, während der
Bundesgrenzschutz beispielsweise die als 'Schlepper' diffamierten
FluchthelferInnen jagt und als 'Illegale' bezeichnete AsylbewerberInnen an
der deutschen Ostgrenze erschießt, ertrinken läßt oder in den Tod hetzt.

Wenn tödliche Abschiebungen auf der Tagesordnung sind und die deutsche Armee
ohne nennenswerten Widerstand wieder weltweit 'humanitär' morden darf und
dabei auch gleich die deutsche Geschichte durch Vergleiche zwischen
Milosevic und Hitler entsorgt wird. Unter tatkräftiger Mithilfe der
deutschen Presse und der deutschen Bevölkerung, die mit Erinnerung an ihre
eigenen Taten noch nie etwas anfangen konnte und ihren Rassismus jetzt schon
durch eine Unterschrift bei der CDU beweisen kann.

Wenn (nicht nur) Martin Walser zum Verdrängen des Dritten Reiches auffordert
und seine antisemitischen Reden gefeiert werden, sich das deutsche Volk und
die deutschen 'Intellektuellen' in der Verurteilung von Ignatz Bubis einig
sind, und einige wie Henning Voscherau und Rudolf Augstein diese
antisemitischen Exzesse noch steigern. Wenn diese antisemitischen
Stereotypen in den Reaktionen auf die Forderungen ehemaliger
ZwangsarbeiterInnen gegen deutsche Firmen nur fortgesetzt werden und sich
das deutsche Volk und die deutsche Regierung demonstrativ hinter die
deutsche Industrie stellen, dann muß klar sein, daß Antisemitismus und
Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft kommen und diese genauso zu
bekämpfen ist wie offen auftretende Neonazis.

weg mit nationalem konsens und vaterland !

deutsche normalitäten angreifen !

das 'bildungswerk deutsche volksgemeinschaft' zerschlagen !

zugverbindungen:

regionalexpress dortmund hbf 9.15 uhr essen hbf 9.39 uhr duisburg hbf 9.54
uhr düsseldorf hbf 10.11 uhr köln hbf 10.45 uhr -> eschweiler hbf 11.25 uhr

regionalexpress aachen hbf 11.17 uhr -> eschweiler hbf 11.30 uhr

wir gehen gemeinsam zum talbahnhof und nach der demo geschlossen zum hbf
zurück.

es ist mit fotografierenden nazis im haus des bdvg zu rechnen.

antifaschistisches bündnis aachen c/o rotes büro charlottenstr. 6 52070
aachen fax 0241-5152478 fon 0241-5152476 (mo & fr 17-22 uhr)
 antifa_b_aachen@iname.com
www.nadir.org/nadir/initiativ/rotes_buero/antifa.html

 

01.09.1999
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