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                        Berlin: Demonstration: "Gleiches recht für alle!? In der Bundesrepublik leben ca. 7,5 Millionen Menschen, denen die
elementarsten staatsbürgerlichen Rechte bis heute verweigert werden. Viele
 von ihnen wurden vor Jahrzehnten von deutschen Unternehmen und Behörden
 angeworben. Seit langem besitzen bereits über zwei Millionen Menschen die
 doppelte Staatsbürgerschaft - Anlaß für aufgeheizte Debatten war das bisher
 nicht.
  Die Landtagswahl in Hessen hat gezeigt, daß es in Deutschland - sechszig
Jahre nach der Reichspogromnacht - immer noch möglich ist, durch das
 Abrufen rassistischer Stimmungen Wahlen zu gewinnen. Die
 Ausgrenzungskampagne der Union schließt an die Stimmungsmache gegen
 "Asylanten" von 1992 an, in deren Ergebnis das Asylrecht abgeschafft und
 Flüchtlingsheime angezündet wurden. Selbst die tödliche Menschenjagd auf
 den Flüchtling Omar Ben Noui am 13. Februar 1999 in Guben veranlaßte in der
 Union niemanden, über den Abbruch der Kampagne auch nur nachzudenken. Das
 Nachgeben von SPD und Bündnis 90 / Grüne leistet der Ausgrenzungspolitik
 Vorschub. Darüber hinaus werden die jüngsten Proteste kurdischer
 Organisationen bis weit in die Sozialdemokratie zum Anlaß genommen,
 öffentlich weitere Verschärfungen der AusländerInnengesetzgebung zu fordern
 und nach "schnellen Abschiebungen" - selbst in die folternde Türkei - zu
 verlangen.
  Auch der Regierungsentwurf zur "doppelten Staatsbürgerschaft" betrachtet
diese als Privileg und verbindet sie mit für "Deutsche" herkömmlichen
 Rechts undenkbaren Auflagen: wirtschaftlicher Erfolg, Straffreiheit und
 unbedingte politische Zuverlässigkeit. Um "Gleiche Rechte für alle" ging es
 auch hier nicht. Allerdings würde dieser Entwurf erstmals
 territorialrechtliche Elemente im deutschen Staatsbürgerschaftsrecht
 verankern und diese damit an internationale Standards annähern.
 Deutschland ist seit langem Einwanderungsland. Unsere Gesellschaft ist eine
multikulturelle. Erleichterte Einbürgerung und doppelte Staatsangehörigkeit
 fördern das Zusammenleben aller in Deutschland Lebenden. Wir fordern
 deshalb, das bestehende "Blutsrecht" zugunsten einer territorialrechtlichen
 Regelung zu streichen. Wir wenden uns gegen die praktizierte
 Abschiebepolitik und jede Verschärfung der AusländerInnengesetze. Rassismus,
 Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung muß gerade in der gegenwärtigen
 Situation durch ein starkes gesellschaftliches Gegengewicht begegnet werden.
 Sonntag, den 21. März 1999
Demonstration
 13:00 Uhr Spreewaldplatz (U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof)
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