Türkischer Staat ermordet zwei Menschen in Pîran

Bei den seit 15 Tagen anhaltenden Protesten in Pîran (Lice) in der Provinz Amed (Diyarbakir) ist es zu Toten gekommen. Der türkische Staat hat gegen 16.30 Uhr des 7. Juni mit Militär- und Polizeikräften die Demonstranten angegriffen. Das Militär hat hierbei nach Angaben der örtlichen Bevölkerung mit scharfer Munition auf die Menschen geschossen und zwei Menschen ermordet.

Die türkischen Medien sprechen derzeit von lediglich einem Toten. Es soll sich hierbei um den 26-jährigen Ramazan Baran handeln. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Dicle (DIHA) sind es hingegen insgesamt zwei Tote. Bei der zweiten Toten handelt es sich um Baki Akdemir. In den Abendstunden nach der Tat machten sich große Teile der Bevölkerung von Pîran mit Taschenlampen auf dem Weg in Richtung des Tatorts, um die Leichname der Opfer zu finden.

Die BDP-Abgeordnete aus Amed (Diyarbakir) Nursel Aydoğan erklärte nach der Tat, dass die Bevölkerung mit ihrem Protest gegen neue Militärstationen für den Frieden auf die Straßen geht. „Doch ich brauche zur Haltung des türkischen Staates demgegenüber nichts weiter zu sagen. Die Tatsache, dass es hier Tote gibt, spricht für sich selbst”, so Aydoğan.

Nach der Ermordung der zwei Menschen hat sich vor dem Dicle Krankenhaus in Amed, wohin der Leichnam von Baran gebracht worden ist, eine Menschenmenge gebildet, um gegen den Angriff des Staates auf die Demonstranten zu protestieren. Doch auch dort griffen türkische Sicherheitskräfte die Menschen mit Gasgranaten an. In der gesamten Stadt von Amed ist seit den Morden von Pîran eine verstärkte Polizeipräsenz zu spüren. Unterdessen gab das Krankenhaus bereits in einem Autopsiebericht die Todesursache von Baran bekannt. Der 26-Jährige ist demnach durch zwei Kugeln in den Rücken ermordet worden. Der Leichnam von Akdemir wurde in das Krankenhaus von Pîran gebracht.

Seit der Tat hindert das Militär Journalisten daran, den Ort des Geschehens zu besuchen. Währenddessen gibt es von Staatsseite bislang allein vom Gouverneur von Amed eine Stellungnahme.

In dieser ist die Rede von einem Toten und es wird versucht die Ermordung zu rechtfertigen, indem von einem bewaffneten Angriff auf das Militär gesprochen wird, auf das angeblich geantwortet worden sei. Die Demonstranten sprechen hingegen von wahllosen Schüssen in die Menge, wodurch es neben den beiden Todesfällen auch zu zwei Verletzten gekommen sei.

Bereits Ende Juni letzten Jahres hatte das türkische Militär in Pîran bei Protesten gegen den Bau von neuen Militärstationen angegriffen und den 18-jährigen Medeni Yildirim ermordet.

ANF, 07.06.2014, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan