Türkischen Militär begeht erneut systematisch Kriegsverbrechen

Nachdem im letzten Jahr schon gegen Guerillas in Defensivposition nach internationalem Recht verbotene chemische Waffen eingesetzt worden und Leichen gefallener GuerillakämpferInnen systematisch verstümmelt worden sind, häufen sich Kriegsverbrechen dieser Art, aber auch extralegale Hinrichtungen, vor den Parlamentswahlen in der Türkei erneut. Nach Angaben des Pressezentrums der kurdischen Guerilla (HPG) wurden mehrfach Giftgas und Streubomben eingesetzt. Es sollen Ballons mit Giftgas abgeworfen worden sein, welche die Guerillas bewegungsunfähig machten, daraufhin wurden sie von Soldaten umstellt und durch Schüsse extralegal hingerichtet.

STREUBOMBEN IM ZAP-GEBIET
In den Morgenstunden des 27.05.11 wurden nach Angaben des Pressezentrums der HPG Teile der Zapregion sowohl durch Artillerie als auch mit nach internationalem Recht geächteten Streubomben bombardiert. Dieser Einsatz von Streubomben ist kein Einzelereignis. Seit 2007 werden diese Bomben systematisch benutzt und verseuchen mit Blindgängern ganze Landstriche, die u.a. den 70-jährigen Şevket Haci Sedir im August 2008 töteten. Vielfach wurden diese Bomben auch von Journalisten und Journalistinnen dokumentiert. Im Januar 2009 wurden sogar Streubomben mit weißem Phosphor bestückt eingesetzt.

TÜRKEI UND INTERNATIONALE KONVENTIONEN
Die Türkei gehört zu den Ländern, welche die Oslo-Konvention, die unter anderem den Einsatz von Streubomben und Napalm verbietet, nicht unterzeichnete. Allerdings unterzeichnete die Türkei die Chemiewaffenkonvention von 1997, die sie seitdem systematisch bricht. Allerdings deckt die internationale Öffentlichkeit den Mantel des Schweigens über diese Kriegsverbrechen.

HPG: NACH DEM ABWURF DES GASES WURDEN DIE GUERILLAS HINGERICHTET
Der Vorsitzende des Exekutivrats des KCK, Murat Karayılan erklärte, dass in Dersim und Amanos gegen die Guerillas verschiedene Arten von Chemiewaffen eingesetzt worden sind. Er erklärte zu den Einsätzen der letzten Wochen:
„Wir haben ermittelt, dass an unseren Guerillas in Dersim und Amanos unter dem Einsatz chemischer Waffen ein Massaker verübt worden ist. Die Ereignisse stellen sich folgendermaßen dar: Bevor die Militäroperation begann, werfen Hubschrauber in den Gebieten, in denen sich die Guerillas befanden, Ballons ab. Sobald sich diese Ballons dem Boden annähern, explodieren diese und setzen Giftgas frei. Die Menschen, die ihnen ausgesetzt waren, bekommen Schmerzen im Hals, Atemnot und Übelkeit, nach 2–3 Stunden kollabieren sie. Danach rücken Armeeeinheiten vor und töten diese.“

VERSTÜMMELUNGEN GEFALLENER GUERILLAS HÄUFEN SICH
Die Verstümmelung von Leichen kurdischer Guerillas gehört zum systematisch angewandten Repertoire der psychologischen Kriegsführung des türkischen Staates. Die Bevölkerung soll auf diese Weise eingeschüchtert und gedemütigt werden. Oft posieren die Soldaten deshalb auch mit den Leichen oder deren Teilen. Es ist mittlerweile nicht mehr die Frage wie viele Leichname von Guerillas verstümmelt wurden, es im Moment eher die Ausnahme wenn Leichen nicht verstümmelt werden. Auch mit diesem Vorgehen verstößt das türkische Militär gegen die Genfer Konvention, die den würdigen Umgang mit den Leichen des Gegners vorschreibt.
In verschiedenen Regionen, insbesondere an den anscheinend durch chemische Waffen bewegungsunfähig gemachten und dann hingerichteten Guerillas, häufen sich die Verstümmelungen der Leichen. So wurden allein in den ersten drei Monaten des Jahres 2011 4 Guerillas die Augen herausgerissen.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur DIHA wurden in Maraş drei HPG-Guerillas die Augen herausgerissen und die Körper unter dem Einsatz ätzender Chemikalien verstümmelt. Weitere Beispiele dieses Jahres sind:
1. April, Hatay: Schwere Folterspuren an den Körpern von 4 gefallenen Guerillas (Aydın Baran (Mazlum Amed), Şehmus Özalp (Cigerxwin Mardin), Bülent Döner (Devrim Sipan) und Emrullah Atalmış'ın (Kendal Kavvar)
26. April, Dersim: Verstümmelung der Leichen von 7 gefallenen Guerillas, teilweise wurden ihnen die Augen herausgerissen ( Şehmus Akak (Rizgar Amed), Hakan Gem (Tekoşer Amed), Uğur Utanç (Munzur Amed), Rojvan Serhat Başalak, Ercan Veske (Roni Sozdar), Şerfedin Can(Zerdeşt Çeleng), Kenan Taş (Zinar Hakkari))
3. Juni, Kastamonu: Dem Guerilla Sancar Buluç (Seyit Riza) wurde das rechte Auge herausgerissen und der Körper mit Chemikalien verätzt.

ULUDERE: GUERILLA VERMUTLICH DURCH FOLTER ERMORDET
18. Mai, Şırnak: Hanifi Aydın (Berxwedan Malazgirt) in Uludere gefallen. Der Vater erklärt, dass er anscheinend lebend gefangen worden ist und dann durch Folter getötet wurde. Die Leiche habe nur eine Schussverletzung am Bein gehabt, allerdings Spuren von Schlägen am ganzen Körper aufgewiesen. Er werde dies zur Anzeige bringen.

Quellen: ANF, DIHA, 05.06.2011


ISKU | Informationsstelle Kurdistan