Kemangers letzte Worte

Die letzten Worte des politischen Gefangenen Ferzad Kemanger, der vom iranischen Regime zusammen mit 3 Freunden hingerichtet wurde, sind nun veröffentlicht worden.

Kemanger wollte, dass die Schreie der Freunde, die in der Todeszelle warteten, gehört werden, "dies bekannt zu machen ist wichtiger als mein Leben!" sagt er.

Auf dem kurdischen Sender Newroz TV wurden die letzten Sprachaufzeichnungen von Ferzad Kemanger ausgestrahlt, der am Morgen des 9. Mai zusammen mit 3 weiteren Freunden hingerichtet wurde. Vorgeworfen wurde ihnen die Mitgliedschaft in der PJAK. Auf den Aufnahmen von Kemanger aus dem Gefängnis sagt er, dass er jeden Moment hingerichtet werden könnte und ruft dazu auf, die Schreie der anderen Freund_innen zu hören.

Newroz TV hatte 3 Tage vor den Hinrichtungen, also am 6. Mai eine Tonaufnahme im Evin Gefängnis gemacht und nun veröffentlicht. Kemanger sagt darauf folgendes:

"Ich denke nicht an mich, sondern an meine Freund_innen"

"Als kurdischer Gefangener denke ich nicht an mich, sondern an meine Freunde, die mich umgeben. Für mich ist momentan nur das von Bedeutung. Meine kurdischen Freunde an meiner Seite sind für mich sehr wichtig. Mache haben 10 Jahre, manche 20 Jahre bekommen, manche sind auch zum Tode verurteilt worden. Niemand hört diese Menschen und niemand gibt irgendwelche Informationen. Die iranische Presse kümmert sich um die anderen Oppositionellen, die verhaftet, zum Tode verurteilt aber später wieder freigelassen werden. Aber warum werden unsere natürlichen und gesetzlichen Rechte vom Rechtsstaat in diesem Land nicht zugestanden. Wir, die kurdischen Gefangenen in den iranischen Kerkern, werden nicht wie die übrigen iranischen Gefangenen behandelt und wir können wie die anderen Staatsbürger keinen Gebrauch von unseren Rechten machen."

"Den Schreien meiner Freunde Gehör zu verschaffen ist wichtiger als mein Leben"

"Für mich ist momentan das einzig wichtige, dass die Stimmen von Şirin, Eli, Ferhad und der anderen Genoss_innen die auf die Hinrichtung warten, Gehör zu verschaffen. Alle müssen ihre Schreie hören, dies zu verkünden ist wichtiger als mein Leben." (diejenigen, deren Namen Kemanger hier nannte sind am selben Tag wie er hingerichtet worden)

"Ich werde hingerichtet, weil ich Kurde bin, und weil ich gesagt habe, dass ich Kurde bin"

"Ihr Menschen, vor allem die Menschen in Europa, ihr könnt den Stimmen der kurdischen Gefangenen, die in den Kerkern des Irans sitzen, auf der ganzen Welt Gehör verschaffen; ihr könntet eine Rolle spielen. Ich werde hingerichtet, weil ich Kurde bin und weil ich gesagt habe, dass ich Kurde bin. Dies muss jede/r wissen."

Bei den Strafen werden zwei Standards angewandt

"Auch jetzt noch ist die Situation in der Kerkern die gleiche wie früher. Alles ist gleich. Die Strafe die sie uns gegeben haben ist bis jetzt die selbe, es geht weiter wie immer, wir könnten jeden Moment hingerichtet werden. Aber die Strafen von einiger Perser_innen wurde zurückgezogen oder ihre Todesstrafen wurden in andere Strafen gewandelt, manche wurden freigelassen. Manche nicht-kurdische Gefangene bekommen sogar Freigang. Die Situation aller nicht kurdischen Gefangenen ist gut.Laut dem iranischen System bekommt jede/r einen Monat oder ein paar Monate Freigang. Aber auf uns Kurd_innen wird dies nicht angewandt.

Unser ganzes Volk, alle die wir lieben, Freund_innen und Genoss_innen senden wir unsere Grüße. Trotz der hier beschränkten Möglichkeiten haben wir bezüglich der kurdischen Gefangenen eine Untersuchung angestellt und versuchen diese an die Öffentlichkeit zu bringen."

"Sie opfern Kurd_innen um das Volk einzuschüchtern"

„Langsam nähern wir uns dem Tod. Manche Freund_innen. In den Prozessen mancher Freund_innen gab es ungeklärte Umstände. Manche von uns sind gefährdet. Jeden Moment, sogar in einer Minute könnten sie 'bismillah' (im Namen Gottes) sagen und uns aufhängen. Im Iran werden Kurd_innen geopfert um die Menschen, die anderen Oppositionellen einzuschüchtern. Sie machen die Kurd_innen zu Werkzeugen der Einschüchterung. Für sie ist der beste Kurde, der Kurde, der benutzt werden kann um das Volk zu ängstigen."

"So sind sie, sie könnten jeden Moment kommen"„Das könnte unser letzter Kontakt gewesen sein. Wir könnten schon morgen erhängt werden. Deswegen sende ich euch allen nochmals meinen Respekt und meine Liebe. Wir fragen uns was mit Zeynep und mit Şirin passiert ist. Diese Henker können uns zu jeder Zeit aufhängen. Wie Loor sagte: 'sie sind wie Schweine, wenn sie kommen, dann kann jede Teufelei passieren.' So sind sie, sie könnten jeden Moment kommen, hier ist das so."

18 politische Gefangene kurdischer Herkunft sind von Hinrichtung bedroht, 4 werden vermisst

Am 9. Mai wurden die Lehrer Ferzad Kemanger, Eli Heyderiyan, Ferhad Wekili und die Frauenaktivistin Şirin Elem Hulu unter dem Vorwurf der PJAK Mitgliedschaft, sowie Mehdi Eslamian unter dem Vorwurf der Tondar-Mitgliedschaft erhängt. Mit diesen letzten Hinrichtungen hat sich die Zahl derer, die seit 2007 wegen dem Vorwurf der PJAK-Mitgliedschaft hingerichtet wurden auf 7 erhöht. Nach der Hinrichtung von İhsan Fetahiyan am 11. November 2007 wurde am 6. Januar Fesih Yasemini erhängt. Als erster PJAKler wurde 2007 Hasan Hikmet Demir hingerichtet.

Laut der Nachrichten, die die Firat Nachrichtenagentur erreichen, warten nach diesen letzten Hinrichtungen weitere 18 politische Gefangene kurdischer Abstammung in den Todeszellen des iranischen Regimes. Mindestens 4 von ihnen wurden aus den Gefängnissen an unbekannte Orte gebracht. Gemeldet wurde zuletzt, dass Eziz Mimhemedzade aus dem Seqiz Gefängnis, Qadir Mihemedzade und Husen Xizri aus dem Gefängnis in Urmiye, sowie Zeyneb Celaliyan aus dem Dizilabad Gefängnis bei Kirmaşan geholt wurden.

Quelle: ANF, 11.05.2010, ISKU

ISKU | Informationsstelle Kurdistan