Şîrîns
letzte Worte vor ihrer Hinrichtung
ANF, İSMET KAYHAN
Şîrîn
Elemhulî, die zusammen mit 4 anderen kurdischen Gefangenen im Iran hingerichtet
wurde, schrieb kurz vor ihrer Ermordung: „Sie wollten, dass ich leugne,
Kurdin zu sein. Sie boten mir eine Zusammenarbeit an. Sie sagten, dass
sie die Hinrichtung widerrufen, sollte ich zustimmen. Aber ich habe abgelehnt.“
Şîrîn Elemhulî hatte
4 Tage vor ihrer Hinrichtung einen Brief verfasst, in dem sie ihre Erfahrungen
aus drei Jahren Gefangenschaft erklärte. Elemhulî, der nicht einmal ein
Verteidiger zugestanden wurde, berichtet von den Jahren im Gefängnis „voller
Folter und Schikanen hinter eisernen Türen.“
Hängen sie mich auf
weil ich Kurdin bin?
Von den Tagen voller Folter berichtend schreibt Şîrîn Elemhulî: „In den
Händen der Soldaten habe ich Tag voller Schmerz durchlebt. Warum haben
sie mich festgenommen oder warum hängen sie mich auf? Ist es weil ich
Kurdin bin? Ich bin als Kurdin geboren und musste soviel Folter und Schikane
erleben weil ich Kurdin bin.“
Ich bin mit der kurdischen
Sprache aufgewachsen
Elemhulî schreibt, dass der iranische Staat von ihr verlangte ihre Nationalität
zu verleugnen. „Wenn ich das getan hätte, so hätte ich mich selbst verleugnet.
Meine Sprach ist kurdisch. Ich bin mit dieser Sprache aufgewachsen. Sie
erlauben nicht, dass ich in meiner eigenen Sprache spreche oder schreibe.“
Eure Folter ist mein
Albtraum geworden
In ihrem Brief richtet sich Şîrîn Elemhulî auch an die Anwälte und Richter
und beschreibt, dass ihr nicht gestattet wurde während der Verhöre und
Aussagen auf kurdisch zu sprechen. Sie hat in zwei Jahren ihrer Gefangenschaft
im Ewin Frauengefängnis Persisch gelernt: „Weil ich nicht so gut Persisch
konnte und ihr die Aussagen in eurer Sprache aufnehmen wolltet, habt ihr
nicht verstehen können, was ich sagte.“„Die Misshandlungen, die ihr mir
angetan habt waren Nachts meine Albträume und Tags Schmerz und Folter.
Wegen den Folterungen während der Verhöre habe ich Kopfschmerzen, an manchen
Tagen halte ich diese Schmerzen nicht aus. Ich kriege nicht mehr mit,
was neben mir und in meinem Umfeld geschieht, und ich komme stundenlang
nicht mehr zu mir. Ich blute aus der Nase. Eine weitere Folge der Folter
ist, dass meine Sehkraft mehr und mehr schwindet. Ich bekomme nicht einmal
die Erlaubnis zu einer Behandlung.“Elemhulî beschreibt, dass den anderen
kurdischen Gefangenen in den Kerkern des Irans es genauso ergeht. Ihre
letzten Worte vor der Hinrichtung waren folgenden:
„Was ihr getan habt, habt ihr nicht nur mir und meiner Familie angetan;
das weiß ich. Diese Folter haben auch Zeynab Celaliyan, Rûnak Sefazade
und viele andere junge Kurd_innen erlebt. Tagelang warten kurdische Mütter,
die Augen voller Tränen darauf, ihre Kinder zu sehen. Immer wenn das Telefon
klingelt quälen sie sich, weil sie daran denken, was für schlimme Nachrichten
sie erreichen mögen. Ist mein Kind hingerichtet worden …?“
Sie wollten, dass
ich mit ihnen zusammenarbeite
„Nach einer langen Zeit ein paar Tage vor dem 2. Mai 2010 haben sie mich
für ein Verhör wieder einmal in den den Abschnitt 209 des Ewin Gefängnisses
gebracht und ihre grundlosen Anschuldigungen wiederholt. Dort wollten
sie, dass ich mit ihnen kollaboriere und sagten, dass sie mein Hinrichtungsurteil
aufheben würden, sollte ich zustimmen. Das war unsinnig. Darum gab es
nichts was ich ihnen hätte sagen können, außer der Dinge, die ich schon
in meiner Verhandlung gesagt hatte.Letztendliche wollten sie, dass ich
das, was sie mir sagten vor den Kameras wiederhole. Aber ich habe das
nicht akzeptiert. Darauf hin sagte derjenige, der für meine Aussage verantwortlich
war: 'wir haben versucht dir zu helfen, aber weil deine Familie nicht
bereit war zu kooperieren sind wir an diesen Punkt gekommen'. Er hat mir
zu diesem Zeitpunkt gesagt, dass sie mich nicht freilassen werden, dass
sie mich hinrichten werden ...“
Quelle: ANF, 10.05.2010,
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