Türkei bombardiert Dörfer in Südkurdistan

Krankenstation zerstört – Anzahl der Toten und Verletzten unklar – Keine Verluste bei der Guerilla

Die türkische Armee hat heute Luftangriffe auf 15 Dörfer in Südkurdistan durchgeführt. Dabei wurden nach ersten Informationen zwei Zivilisten getötet und eine Vielzahl von Personen verletzt. Genaue Zahlen gibt es noch nicht. Die Betroffenen flüchteten aus ihren Dörfern. Bombardiert wurde auch die Krankenstation Lewce, die jedoch zuvor evakuiert worden war. Ziel der türkischen Armee scheint es zu sein, im Frühling eine Pufferzone im Grenzgebiet zu schaffen.

Die von Diyarbakir aus startenden Kampfflugzeuge überquerten nachts um ein Uhr die Grenze nach Südkurdistan und bombardierten stundenlang die ländliche Gegend im Gebiet der Kandil-Berge. Betroffen sind u. a. die Dörfer Lewcê, Serçalê, Bukixka, Rızga und Meledo, die Kleinstadt Sidika sowie die Region Kanî Cengê. Neben den menschlichen Verlusten entstand großer Sachschaden, mehrere Häuser wurden zerstört und Hunderte Nutztiere getötet.

Der türkische Generalstab gab hinterher eine Erklärung ab, in der er eine Bombardierung von Dörfern dementierte. Bürgermeister aus der betroffenen Region, ein Peschmerga-Kommandant sowie internationale Nachrichtenagenturen bestätigten jedoch, dass Dörfer betroffen seien.

Der Peschmerga-Sprecher Cabar Yaver erklärte, nach den bisher vorliegenden Informationen seien Grenzdörfer von acht türkischen Kriegsflugzeugen bombardiert worden. Dabei seien auch mehrere Brücken zerstört worden. Die Menschen seien aus den Dörfern geflüchtet.

Auch die HPG bestätigten in einer ersten Stellungnahme die Bombardierung der Region Kandil. Der stundenlang anhaltende Angriff sei durchgeführt worden, nachdem einen Monat lang us-amerikanische Aufklärungsflüge stattgefunden hätten. Guerillakämpfer seien nicht zu Schaden gekommen, aber es gebe Berichte über getötete und verletzte Zivilisten.

Dr. Andok Pola von der PKK-Krankenstation Lewce, in der neben Guerillakämpfern vor allem auch Zivilisten aus der Umgebung gesundheitlich versorgt werden, erklärte gegenüber Roj TV, auch die Krankenstation sei Ziel des Angriffs gewesen. Da die Kranken aus Sicherheitsgründen zuvor evakuiert worden seien, habe es keine Verluste gegeben. Das Gebäude sei komplett zerstört worden. Man habe bereits mit der medizinischen Behandlung der verletzten Zivilisten in der Umgebung begonnen.

Die DTP forderte eine umgehende Einstellung der Militäroperation, bei der zivile Dörfer als vermeintliche PKK-Lager angegriffen worden seien.

Die Sprecherin der US-Botschaft in Ankara, Kathy Schalow, erklärte gegenüber türkischen Medienvertretern, die Türkei habe vor der Operation nicht die Genehmigung der USA eingeholt, es handele sich um eine Entscheidung der Türkei, aber man sei vorab darüber informiert worden.

Quelle: ANF, 16.12.2007, ISKU

Übersetzung aus dem Türkischen
ISKU | Informationsstelle Kurdistan