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Hamburg: Gegen den Naziaufmarsch am 27. März



Im Folgenden der aktuelle Aufruf von Avanti - Projekt undogmatische Linke Hamburg zu den antifaschistischen Aktivitäten gegen den angekündigten Naziaufmarsch am 27. März 2004 in Hamburg. Flugblätter können über unsere Kontaktadressen bestellt werden.
Eine PDF-Version findet sich auf unserer Homepage.


:::AUFRUF:::

AM 31. JANUAR DEMONSTRIERTEN CA. 6.000 ANTIFASCHISTINNEN UND ANTIFASCHISTEN HINTER DEM LEITTRANSPARENT „DEUTSCHE TÄTER SIND KEINE OPFER! GEMEINSAM GEGEN FASCHISMUS UND KRIEG!“ DURCH HAMBURG-BARMBEK UND -WINTERHUDE. LEIDER KONNTE DER AUFMARSCH VON CA. 900 NEONAZIS ANLÄSSLICH DER „WEHRMACHTSAUSSTELLUNG“ NICHT VERHINDERT WERDEN. JEDOCH KONNTEN DIE NEONAZIS, TROTZ DES SCHUTZES VON ÜBER 3.000 POLIZISTINNEN, AUFGRUND DER „GEFAHRENLAGE“ NUR KNAPP EIN VIERTEL IHRER GEPLANTEN ROUTE LAUFEN.
FÜR DEN 27. MÄRZ HABEN DIE NEONAZIS EINEN WEITEREN AUFMARSCH ZUR VERHERRLICHUNG NATIONALSOZIALISTISCHER VERBRECHEN ANGEKÜNDIGT.

Die Geschichte der „Wehrmachtsausstellung“ ist auch eine Geschichte von Naziaufmärschen. In München kam es am 1. März 1997 zum bis dahin und seitdem größtem Naziaufmarsch in der Geschichte der BRD. Fast 5.000 Nazis folgten einem Aufruf der NPD, sowie des gesamten rechten Spektrum der BRD. Den Boden für diesen rechten Mobilisierungserfolg hatte die CSU bereitet, die massiv Propaganda gegen die Ausstellung machte und sich empörte, es gehe den Veranstaltern darum, „Millionen von Deutschen die Ehre abzusprechen“ (Bayernkurier, 22. Februar 1997)
Von nun an fanden Naziaufmärsche überall statt, wo die Wehrmachtssausstellung gezeigt wurde. Auch wenn sich die Teilnehmerzahlen von München nicht mehr wiederholen ließen, gehören sie seit nunmehr sieben Jahren zu den bestbesuchten Veranstaltungen im umfangreichen Nazi-Demokalender.
Als die ca. 900 Nazis am 31. Januar 2004 durch Hamburg zogen, stellte sich ihnen die sechsfache Anzahl von AntifaschistInnen entgegen. Mit dem Ziel den Naziaufmarsch zu stoppen und ihren Weg zum Ausstellungsort zu blockieren, so dass die Faschisten das Ziel ihres Aufmarsches nicht erreichen würden.
Die Geschichte der Wehrmachtsausstellung ist auch verbunden mit den Menschen, die sich entschlossen den Nazis entgegengestellt haben. Nicht immer hatten sie Erfolg, allzu häufig wurden die Naziaufmärsche auch mit Polizeigewalt durchgesetzt.
Wenn die AntifaschistInnen Erfolg hatten, kamen meist zwei Faktoren zusammen: Erstens ein breites, antifaschistisches Bündnis, das von aktiven Antifa-Gruppen bis zu den Gewerkschaften reicht und in dem trotz vorhandener Widersprüche konstruktiv zusammengearbeitet wurde; und zweitens die Bereitschaft und Entschlossenheit, sich den Nazis tatsächlich in den Weg zu stellen und sich dabei auch über behördliche Verbote oder polizeiliche Anordnungen hinwegzusetzen.

Nun hören wir immer wieder, dass die Meinungs- und Demonstrationsfreiheit doch auch für die Rechten gelten müsse. Wir sagen dagegen: Wer denkt, es handele dabei lediglich um Versammlungen einiger isolierter brauner Spinner, wer vorschlägt, man solle sie ruhig marschieren lassen und wer gar behauptet, der antifaschistische Protest und Widerstand würde die Nazis erst aufwerten, der betreibt eine unverantwortliche Verharmlosung und spielt den Faschisten in die Hände.
Wir können an der nicht abreißenden Welle rassistischer Übergriffe sehen, was diese Neonazis schon heute anrichten, wo sie noch relativ wenige sind. Weit mehr als 100 Menschen sind in den vergangenen 10 Jahren von den Nazibanden erstochen, verbrannt, zu Tode geprügelt worden. Machen wir uns also nichts vor: Wenn diese Leute jemals die Möglichkeit dazu erhalten, dann werden sie die Verbrechen des historischen Faschismus wiederholen.
Die Nazis wissen sehr gut, dass ihr größter Feind die historische Wahrheit ist. Deswegen versuchen sie, die Verbrechen zu leugnen und zu relativieren, die sie in Wirklichkeit aber gutheißen und verherrlichen. So erklärt sich auch ihr wütender Protest gegen die Wehrmachtsausstellung. Denn die Schlussfolgerung aus den dort dokumentierten und den anderen beispiellosen Verbrechen des deutschen Faschismus kann doch nur lauten: Nie wieder! Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen.
Und genau deswegen dürfen wir als AntifaschistInnen den Nazis die Straße nicht überlassen.
Dass die Zahl der braunen Aufmärsche in den letzten Jahren so stark zugenommen hat, liegt nicht in erster Linie an der Stärke der Nazis selbst. Es ist vielmehr die Polizei, die die Nazis immer rabiater und gewalttätiger vor antifaschistischem Protest und Widerstand schützt. Es sind deutsche Gerichte, die immer häufiger die Verbreitung von Nazi-Parolen oder die Glorifizierung der SS von Meinungs- und Demonstrationsfreiheit gedeckt sehen.

: : NICHT AUF DEN STAAT VERTRAUEN! : :
Wenn also Staat, Justiz und Polizei nicht willens sind, das Treiben der Nazis wirksam zu unterbinden, wenn sie selbst durch ihre Politik gegen Flüchtlinge und EinwanderInnen den Rassismus schüren und wenn schließlich im herrschenden Gesellschaftssystem selbst der Nährboden für Rassismus und Faschismus angelegt ist, was müssen dann die Schlussfolgerungen für antifaschistische Politik sein?
Die Konsequenz kann doch nur lauten, im antifaschistischen Kampf auf die eigenen Kräfte zu vertrauen, staatlichen Kampagnen nicht hinterher zu laufen und sich eigenständig und unabhängig zu organisieren. Das heißt nicht, auf Forderungen zu verzichten und schon gar nicht, sich sektiererisch aus der gesellschaftlichen Debatte zu verabschieden. Es bedeutet aber, zunächst der unabhängigen antifaschistischen Organisierung, der Entwicklung von inhaltlicher Kompetenz und praktischer Aktionsfähigkeit Priorität einzuräumen. Konkret ist dies die Aufforderung an alle, die sich dem Neofaschismus entgegenstellen wollen, sich unabhängigen antifaschistischen Initiativen anzuschließen bzw. solche Initiativen zu gründen, wo sie noch nicht existieren. Denn die gesellschaftliche Ächtung des Faschismus und der Kampf für gleiche Rechte benötigt eine starke, offensive Bewegung von unten.

: : WAS BEDEUTET DAS KONKRET FÜR DEN 27. MÄRZ? : :
Es wird an diesem Tag zunächst eine breite, antifaschistische Demonstration geben. Aber mit der bloßen Äußerung unserer Ablehnung des Naziaufmarsches kann es nicht getan sein. Wir wollen den Marsch der Faschisten verhindern oder zumindest stoppen. Hierfür befürworten wir entschlossene Aktionen des sozialen Ungehorsams, wie z.B. Blockaden, sowie direkte Störungen entlang der Naziroute. Wichtig ist ein gemeinsames und solidarisches Handeln, denn je mehr Menschen sich dem Aufmarsch praktisch entgegenstellen, desto sicherer für die Einzelne oder den Einzelnen und desto größer die Chance, dass die Nazis nicht durchkommen.

Achtet auf aktuelle Infos: 040-40187921
www.hamburg-gegen-nazis.de.vu
EA: 040-43278778

ANTIFASCHISTISCHE DEMONSTRATION
10 UHR :: S/U-BHF BARMBEK :: HAMBURG
ANSCHLIESSEND DIREKTE AKTIONEN ENTLANG DER NAZIROUTE


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Avanti - Projekt undogmatische Linke
c/o Schwarzmarkt
Kleiner Schäferkamp 46
20357 Hamburg

[m] hamburg@avanti-projekt.de
[i] www.avanti-projekt.de

 

07.03.2004
Avanti, Hamburg   [Aktuelles zum Thema: Antifaschismus]  [Schwerpunkt: Deutsche Täter sind keine Opfer]  Zurück zur Übersicht

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