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Dänemark
Nazimarsch für Rudolf Hess: Von der Farce zur Parodie

Der Nazimarsch anno 98...

Am 15. August 1998 marschierten 132 Nazis aus dem nordeuropäischen Raum für ihr mythologisches Vorbild Rudolf Hess. Wie in den vorangegangenen Jahren konnten die Nazis nur unter massivem Bullenschutz demonstrieren. So wurde wie die Jahre zuvor der Nazimarsch in großer Hast und unter Ausschluß der Öffentlichkeit durchgeführt. Allerdings war dieses Jahr wohl der absolute Tiefpunkt, der für eine Demonstration überhaupt möglich ist, erreicht: So marschierten genau 132 Nazis mit Hakenkreuzfahnen und Rudolf Hess-Bildern um 8.30 Uhr im Schnellmarsch zum lokalen Rathaus von Greve, eines Außenbezirks von Kopenhagen. Die Bewohner des überwiegend aus Einfamilienhäusern bestehenden Viertels um den tristen Nazibunker herum, waren an diesem Samstagvormittag noch nicht auf der Straße, so daß nur ungefähr 300 Bullen diesem makaberen, anachronistischen Zug folgten. Schutz und Publikum zugleich...
Nach ungefähr einer halben Stunde war der ganze Spuk bereits wieder vorbei und die Nazis drängten sich zurück in den sicheren Bunker des dänischen Naziführers Jonni Hansen. In dieser halben Stunde hielten sie einige kurze Ansprachen, die niemand hörte und fotografierten wie wahnsinnig ihren Aufmarsch für die internationale Nazi-Szene. Von den 132 Nazis kamen über die Hälfte aus den benachbarten Ländern Schweden, Norwegen und der BRD.
...und der Widerstand (oder besser gesagt: Protest!)
Dieses Jahr gab es wieder verschiedene Initiativen aus dem Antirassistischen Spektrum.
Das antirassistische Netzwerk, bestehend aus verschiedenen linken Gruppen und antirassistischen Initiativen, sowie bekannte Leute aus dem bürgerlichen und sozialdemokratischen Spektrum. Politisch orientiert sich diese »linke« Initiative an einem durchwegs bürgerlichen Antifaschismus, der nich bereit ist, eine antirassistische Orientierung mit einer konsequenten antikapitalistischen Strategie zu verbinden. Dementsprechend war ihr Demokonzept streng ausgerichtet innerhalb des gesetzlichen Rahmens. So demonstrierten am späten Vormittag ungefähr 1000 TeilnehmerInnen nach Greve. Allerdings stoppten die Organisatoren die Demo bereits 5oo Meter entfernt von der ersten Bullensperre, die weiträumig das Gebiet um das Nazihauptquartier abschirmten. Obwohl diese selbsternannten Jungfunktionäre versuchten die Leute am Weitergehen zu hindern («das ist unsere Demo, hier bestimmen wir!«..) gingen ungefähr ein Drittel der DemoteilnehmerInnen weiter. Sie räumten die erste Bullenabsperrung beiseite und drängten vorwärts zur zweiten Bullenabsperrung, um den Faschos möglichst direkt unseren Widerstand zu veranschaulichen. Als die Bullen mit Tränengas in die Demonstration schossen und mit gepanzerten Autos in einer Reihe vorrückten zogen sich die 250 Antifas wieder zurück. Nicht zuletzt wegen des pazifistischen Teils der Demo im Hintergrund und den dort anwesenden Kindern.
Die selbsternannten Demofunktionäre distanzierten sich später in den bürgerlichen Medien von uns als »Chaoten« und als nicht zu »ihrer« Demo gehörende »Krawallmacher«. Ein eklatanter Bruch mit der politischen Bestimmung einer demokratischen Aktionseinheit.
Die Demo zog sich danach ungefähr einen Kilometer zurück und verblieb dann noch einige Stunden in Greve.
Einige Autonome aus Kopenhagen
(gekürzt)



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