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Türkische Sicherheitskräfte und faschistische Schlägertrupps gemeinsam gegen Studenten

Regelmäßig finden Kundgebungen und Protestveranstaltungen an den Hochschulen der Türkei und Kurdistans statt, um beispielsweise für die Demokratisierung der Hochschulen und gegen das türkische Unrechtsregime zu kämpfen. Die Veranstaltungen werden ohne zögern von Ordnungskräften des Staates angegriffen. Die diesjährige Protestkundgebungen anläßlich der Gründung des sogenannten Hochschulrates (YÖK) vor 14 Jahren wurden in der ersten Novemberwoche von den Stoßtruppen der faschistischen MHP (in Deutschland bekannt als 'Graue Wölfe') und der Polizei angegriffen. Mit Knüppeln und Schlagstöcken schlugen Uniformierte und Zivilfaschisten auf die linksorientierten StudentInnen ein. Viele wurden verletzt, hunderte verhaftet.
YÖK ist das Resultat des Militärputsches vom 12. September 1980. Die Militärs hatten am 6. November 1983 den reaktionären YÖK gegründet, um die Studierenden zu entpolitisieren. Der Rat besteht aus 24 Personen, u.a. aus einer Gruppe von Großindustriellen (TÜSIAD). Die Wissenschaft und Forschung in der Türkei ist somit ganz unter der Kontrolle von Holdings, die die Hochschulen als ihre ideologische Ausbildungsstätte nutzen.
Die Hochschulinstitution YÖK hatte dafür gesorgt, daß demokratisch gesinnte Professoren und Dozenten aus ihren Lehrstühlen entfernt wurden. An ihre Stelle traten faschistische und islamisch-fundamentalistische Kader.
Die Hochschulen in der Türkei und in Kurdistan erinnern an Militärkasernen. Die Ein- und Ausgänge werden von der Polizei oder der Gendarmerie kontrolliert. Politische Hochschulgruppen oder eine politische studentische Selbstverwaltung wie StuPen und ASten sind verboten. Lediglich regimefreundliche, von der Hochschulleitung kontrollierte Vereine sind erlaubt.
Die Proteste der StudentInnen in den letzten Wochen richten sich gleichzeitig auch gegen die Vertuschung der Beziehungen zwischen Staat, Mafia und Politik, die durch einen Autounfall am 3. November 96 in Susurluk ans Tageslicht kam. Dabei zeigte sich, daß der Staat mittels Kontraorganisation die Profikiller, bekannt gewordene Anhänger der MHP benutzte, um linke Oppositionelle zu ermorden oder "verschwinden" zu lassen.
Die jüngsten Suspendierungen der Richter, die die "vollständige" Aufdeckung des Susurluk-Skandals wollten, zeigen, daß für den Staat zuviel auf dem Spiel steht. Zu eng ist die Verbindung der aus MHP-Kreisen rekrutierten 'ülkücü-mafya' (Idealistenmafia) zu den Apparaten des Staates und der politischen Führung. Einige der "Killer im Staatsdienst", die nach dem Susurluk-Unfall festgenommen wurden, sind inzwischen wieder auf freiem Fuß. Sie werden weiterhin gegen die linke Opposition und gegen die kurdische Bevölkerung eingesetzt.
Bei den Protesten haben die Zivilfaschisten zunächst Studenten an der Bildungsfakultät in Burdur angegriffen. Dabei wurden sie von der Polizei unterstützt. Sie prügelten mit Schlagstöcken auf die Protestierenden ein. Später haben die mit Knüppeln und Messern bewaffneten Faschisten in Istanbul das "Atatürk-Studentenwohnheim" überfallen und zahlreiche StudentInnen zum Teil schwer verletzt.
Als in den folgenden Tagen in Istanbul und anderen Städten der Türkei und Kurdistans Studierende gegen das brutale Vorgehen der Faschisten und der Polizei und gegen die Festnahmen ihrer KomilitonInnen protestierten, wurden sie erneut von den faschistischen Schlägertrupps angegriffen. Auch die Pressekonferenz der Studenten der Literatur-Fakultät (in Istanbul) wurde von Faschisten überfallen, erneut prügelte die Polizei mit Schlagstöcken auf die Studenten ein und nahm rund 200 StudentInnen fest.
In den folgenden Tagen ließen die Sicherheitskräfte den Faschisten an den Universitäten in Izmit, Diyarbakir, Malatya, Agri u.a. freie Hand. Noch immer werden die Wohnungen von fortschrittlich-demokratischen Studenten gestürmt, und sie werden festgenommen.
Die Studenten vermuten, daß hinter den Angriffen die kriminellen Banden der 'ülkücü-mafya' stecken, die im Staat verankert sind und die der Polizei und den Zivilfaschisten ihre Befehle erteilen. Die Organisiertheit der Angriffe bestätigt die Behauptung der Studenten.
Die Regierenden und die meisten Rektoren der Hochschulen bezeichnen die Proteste als Hetze und Versuch der Aufwiegelung. Sie sehen die Schuldigen auf Seiten der Studierenden. Über das brutale Vorgehen der Zivilfaschisten und der Polizei sowie die Forderungen der Studierenden verlieren sie kein Wort.
Die StudentInnen-Verfolgung beweist, daß die Türkei weiterhin von faschistischen und nazistischen Mächten regiert wird. Faschistischer Terror, Massenverhaftungen durch die Ordnungskräfte des Staates können jedoch die Studenten von ihrem gerechten Kampf nicht abhalten.

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