Interim Nr. 574, Mitte Juni 2003 [ zurück ]

Autonomie gegen Krieg, Massenmord und Antisemitismus

Vielen Dank für die um Ernsthaftigkeit bemühte Antwort der Interim-Redaktion Nr. 572 auf unsere Attacke in der Nummer 570. Immerhin hält diese zum Teil unbefriedigende Antwort die Debatte um die politische Ausrichtung dieses Projektes offen.

Aber wie führt man nun etwas fort, was unter den Bedingungen des von der US-Regierung global verhängten Kriegsregimes kaum komplizierter sein kann, und im antideutschen Diskurs ohnehin bereits zielgenau zerstört worden ist: Eine wirkliche politische Debatte? Und das ist nicht nur ein Problem des Inhalts, sondern auch das der Form. Denn bei näherem Nachdenken merken wir an uns selbst, wie schnell wir hier bei ersten Schreibversuchen wahlweise mit Polemik überwuchert werden, die zwar unterhaltsam ist, jedoch schnell an allem und jedem vorbeizuzielen droht. Dem gegenüber rutscht die Form einer Argumentation, die noch davon ausgeht, an das gegenüber appellieren zu können, aufgrund des herrschenden Zynismus leicht unter Hohngelächter nach nirgendwo. Hinzu kommt das Problem, dass in der von der Redaktion Nr. 572 geltend gemachten Gegen-Argumentation implizit völlig andere Referenz- und Bezugspunkte zur Welt eingenommen werden, als die von uns reflektierten. Immerhin bestand einer unserer Anwürfe in der Behauptung, dass die im Zusammenhang mit der Dokumentation des Traktates jenes Bündnisses gegen Antisemitismus doch nicht zufällig in den Raum geschleuderte Parole vom "uneingeschränkt" sein sollenden "Existenzrecht Israels" hinreichend deutlich mache, dass für diese Redaktion hier ihre allererste Loyalität und gerade nicht der Idee und neu zu begründenden Praxis autonomer Bewegung gehöre. Da in der Antwort auf unseren Angriff auf diesen Anwurf überhaupt nicht mehr Bezug genommen wird, müssen wir ihn leider als wahr unterstellen. Lohnt aber dann eigentlich noch eine Debatte darüber, in der die einen sich dazu entschlossen haben, den Genuss von Jaffa-Orangen für das Glück der Menschheit zu erklären, während die anderen sich einfach mit dem Verzehr von Karotten aus dem Brandenburger Umland zufrieden geben? Also alles nur eine Frage des Geschmacks?

Es gibt manchmal, zumindest auf den ersten Blick, wichtigeres, als ein Rangeln darüber, wer sich denn noch eine Identität als Autonomer sichern darf, und wen das schon lange aus vielleicht ausgezeichneten Gründen nicht mehr interessiert. Es ist ohnehin evident, daß Autonome alleine gegen eine Reihe von grausamen Grundübeln auf der Welt, zu denen sowohl Massenmord durch Krieg als auch Antisemitismus zu zählen sind, fast nichts auszurichten vermögen. Und doch stellt sich ab einem bestimmten Punkt die Frage, auf welche Grundprinzipien wir unseren Widerspruch zu den herrschenden Verhältnissen auf der Welt beziehen. Auf uns selbst, auf Nationalstaaten, auf potentiell rebellische Subjekte, auf die Geschichte, oder einfach vielleicht auch auf nichts und gar nichts. Immerhin entscheiden die prinzipiellen Bezügen unser Politik darüber, ob aus einem individuellen Unbehagen am bedrohlichen Lauf der Welt ein organisiertes Nein in einem kollektiven Horizont werden kann. Darauf werden wir hier noch zu sprechen kommen.

Vielleicht nicht doch`n bisschen Krieg?

Die Interim-Redaktion Nr. 572 hat den Abdruck jenes Bündnis-Textes noch einmal unter Hinweis , daß er den Irak-Krieg doch eigentlich ablehne, verteidigt. Wir aber finden, das das so einfach nicht stimmt. Die hier in den Bündnis-Text hinein gelesene Kriegsablehnung ist nicht fundamental, sondern fadenscheinig. Das Krieg "das Schrecklichste auf Erden" sei, so meinen jene Bündnis-Texter zu wissen, sei allein eine "Halluzination ... des deutschen Sozialcharakters". Überhaupt ist in dem Bündnis-Text viel von Halluzination die Rede. Diese ist unzweifelhaft in der Welt und sie fällt auf eben jene Autoren zurück. Oder wieso sprechen sie im Zusammenhang mit dieser etwas verquast wirkenden "Krieg ist doch eigentlich so schlimm nicht-Aussage nur die Deutschen an, anstatt auch die älteren Bewohner solcher Städte wie Leningrad, Warschau, Stalingrad, und Hiroshima als Kronzeugen heran zu ziehen. Ersatzweise könnte man auch die heutigen Bewohner in den Ruinen Kabuls, in Belgrad oder auch Bagdad fragen. Alle diese Leute durften doch an jenen Orten vermutlich gut gelaunt eine ganze Reihe fetziger Bombennächte verleben, die sie sicher noch als ziemliche lustige Free-Speed-Style-Acid-Party in guter Erinnerung haben werden. Wie anders soll man denn bitte schön die durch die doppelte Negation zur Affirmation werdende Aussage verstehen:

"Nicht, dass es keine guten Gründe geben könnte Kriege zu befürworten." Wissen die Bündnis-Texter eigentlich wovon sie sprechen? Ob es wohl sein kann, dass in unseren Nachfahren der faschistischen Mördergeneration zumindest deren "gute Gründe" zum Zwecke der Kriegsbefürwortung wieder nach zu hallen? Wenn das keine überraschend auftauchenden stillen mentalen Kontinuitäten in deutschen Landen ist, was ist das dann?

Wenn ausgerechnet solche Leute auch noch glauben die Öffentlichkeit mit immanent betrachtet dilettantischen geostrategischen Blaupausenphantasien im arabischen Raum - die sich präziser und politisch bedeutsamer in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nachlesen lassen - belästigen zu müssen, dann ist das nicht wie uns die Interim-Redaktion noch einmal glauben machen will ?spannend? sondern zutiefst bedrohlich. Denn da richtet ein Teil einer neuen deutschen Intelligenzija erwartungsfroh ihren Blick auf neue Territorien, in denen Beute gemacht werden kann. Ein Schelm der, dem dazu in Analogie das Titelfoto einer IG-Farben-Werkszeitschrift aus dem Jahre 1940 einfällt, auf dem zwei freundliche Werksmitarbeiter über eine Landkarte gebeugt neugierig auf Osteuropa blicken. Ob es wohl sein kann, das die netten Faschisten von damals auch so gespannt waren, wie die Bündnis-Texter mit Blick auf dem arabischen Raum heute?

In diesen Bemerkungen schwingt von unserer Seite einiges an polemischer Wut mit, die nicht in jeder Nuance eine Debatte direkt befördern kann. Natürlich wissen wir, dass weder die Interimistas noch - soweit wir wissen - antideutschen Bündnis-Texter Faschisten sind. Aber ihre Krieg - und Hallo: Das heißt nun mal Massenmord auch wenn uns natürlich von den TV-Brainwash-Centern etwas anderes erzählt wird - relativierenden bis zynischen Zugänge ebnen die aus dem faschistischen Furor des zweiten Weltkrieges resultierende Erkenntnis von "Nie wieder Krieg!" ein. Von hier aus gewinnt es dann seine eigene Logik, auf die doch eigentlich machtpolitisch ultraharmlose Friedensbewegung in diesem Land ohne Maß und Verstand einzudreschen. Das ist nicht wie zumindest ein Teil der Interim-Redaktion in ihrer Erwiderung glauben machen möchte antideutsches "Pflichtprogramm abgespult", sondern verknüpft die geostrategischen Blaupausenphantasmen mit dem Kern der hier geltend gemachten politischen Botschaft: Nicht gegen die US- oder Bundesregierung oder unseretwegen auch gegen den Krieg, sondern "gegen die Friedensbewegung" möchten die Bündnistexter vorgehen. Über diese offen formulierte Kampfansage sollte man nicht hinwegschwadronieren, sondern es ist richtig sie unbedingt so ernst und durchaus auch persönlich nehmen, wie sie nun mal gemeint ist. Danach sollte man sich diesen politischen Aktivisten mit aller gebotenen Kälte - und selbstverständlich völlig frei von jeglichen Halluzinationen - frontal in den Weg stellen.

Noch einmal: Die Aussage "Nie wieder Krieg" ist nicht einfach nicht mal so eine von vielen Meinungen neben vielen anderen , sondern markiert einen fundamentalen Ausgangspunkt für ein besseres Leben, in dem übrigens frei nach Adorno, die Welt so eingerichtet werden soll, das Auschwitz nicht noch einmal sei. Und genau sowenig wie eine Diskussion von - sagen wir jetzt einmal - "vielleicht doch ein bisschen Konzentrationslager" spannend zu sein hat, gilt gleiches für ein "bisschen Krieg" da und dort. Glaubt denn jemand im Ernst, das sich die Bedingungen hier für emanzipatorische Bewegungen verbessern, wenn sich die Herrschenden mit einer Kriegslizenz einen Freifahrtschein dafür besorgen, ohne jede Begrenzung zulangen zu können? Wer wie die Antideutschen die gesicherte Erkenntnis des zwingenden Zusammenhanges zwischen Angriffskrieg und Auschwitz preisgegeben hat, ist nicht nur ein widerlicher Hasardeur, sondern beteiligt sich jetzt schon mindestens intellektuell an der Vorbereitung der nächsten Menschheitsverbrechen.

Ein tückisches Terrain - das "Existenzrecht des Staates Israel"

Wie hatten in unserem Angriff den Zusammenhang zwischen der intellektuellen Liebdienerei der Interim-Redaktion an die Adresse der Antideutschen auf den zwielichtigen Frage eines sogenannten Existenzrechtes des Nationalstaates Israel aufmerksam gemacht. Dabei ist schon der Gebrauch des Begriffes "Existenzrecht" ausgerechnet im Zusammenhang eines Nationalstaates durch die Interim-Redaktion ein ziemlich schlechter Witz: Bei welchem Amtsgericht wurde denn der Staat Israel angemeldet und registriert? War es nicht einmal eine Erkenntnis der materialistischen Staatskritik, das Staaten gerade nicht mit dem formalen "Recht", sondern vielmehr ganz schnöde mit Panzern, Bomben, Knarren, Volkstänzen und der Unterstützung mindestens einer Großmacht gegründet werden und zugleich damit ihre Existenz sichern?

Ohne Zweifel ist es unbestreitbar, das sich in den Augen der sich selbst ja zuweilen verdeckt als "Einzigartige" reflektierenden Mitglieder des deutschen Kollektivs der Nationalstaat Israel als eine "identitätspolitische Goldader" sans Phrase darstellt. Ausgerechnet zu diesem Ort können fast ohne Gefahr auf substantiellen Widerspruch beliebige Projektionen hin vagabundieren. Daraus saugen Antideutsche ihren nationalidentitären Honig. Dabei markiert die wesentlich von Ihnen in den 90er Jahren brillant lancierte Existenzrechtsposition ausgerechnet am Beispiel Israels ein außerordentlich tückisches Terrain. Und das ist in einem direkten Sinne gerade von diesem Land aus nur um den Preis des intellektuellen Unterganges bespielbar.

Die Interim-Redaktion hat sich in ihrer Erwiderung - wenn auch leider ohne jegliches Argument - noch einmal zu der heroischen Geste durchgerungen, auf dem "Existenzrecht" für Israel, zwar nicht zu liegen, aber doch "dazu (zu) stehen". Direkt daran kehren sie dann den Spieß an unsere Adresse mit der tückischen Frage um: "Du nicht"" Lassen wir dabei die Frage zunächst außer Acht mit welcher Legitimation die Interim-Redaktion glaubt sich zu dieser irre wirkenden Selbstermächtigung aufzuschwingen, über das "Existenzrecht" eines der militärisch stärksten Staaten der Welt positiv befinden zu können. Als was glaubt man uns eigentlich mit Fragen, an denen der Hauch der Inquisition klebt, ansprechen zu können? Wird von uns nun eine Antwort verlangt, die sich der eindimensionalen Codierung auf der Welt in "Ja" oder "Nein" fügen soll? Ist etwa daran gedacht, das wir zu dieser Frage als Staatschef oder Außenminister in Spe eine Position einnehmen sollen? Und zwar die, die wenigstens an diesem Punkt von allen Bundeskanzlern und Außerministern dieser Republik überzeugend eingenommen wird? Nein, alles das sind wir unter keinen Umständen bereit zu tun, denn nach dieser auch für Menschen jüdischen Glaubens mörderischen Geschichte dieses Landes kommt es uns überhaupt nicht zu, über eine derartige Frage zu befinden. Vielleicht heißt Eingedenken, dessen was einmal an Massenmord in diesem Land verübt wurde, in diesem Zusammenhang schlicht, nicht auch noch die Existenz des Staates Israel zu einem Spielmaterial von Anerkennungsverfahren zu machen, die ganz offenkundig modischen Zeitströmungen unterliegen. Wieso ist das so schwer zu verstehen? Darüber hinaus werden wir einen Teufel tun, uns als autonome Bewegungsaktivisten durch falsche Fragen auf das Terrain der großen Staatspolitik locken zu lassen. Aber wir sind gerne bereit zuzugeben, das die Geschichte des Linksradikalismus in diesem Land bereits überzeugend bewiesen hat, das sich manche die Tür für solche enormen machtpolitischen Rochaden offen zu halten wussten. Dann soll man es doch bitte gleich so sagen, anstatt ausgerechnet von Deutschland aus mit dem dubiosen Chiffre eines "Existenzrechtes" irgend eines Nationalstaates auf der Welt, die ganz konkrete Existenz der im Raum Israel-Palästina lebenden Leute zum Medium eigener identitäts- und machtpolitischer Phantasterien herab zu würdigen. Wenn also die Mitglieder der Interim-Redaktion Nr. 572 nun beabsichtigen mit dem was sie denken, in das Arkanum des Staates einzutreten, dann steht ihnen das erstens natürlich völlig frei, und wirft aber zweitens noch mal die Frage auf, was sie dann eigentlich noch in dem Projekt Interim wollen? Wir aber finden kategorisch, dass am hier leider immer noch wirkenden (anti-)deutschen Wesen niemand mehr auf der Welt genesen soll. Wenigstens hier macht die alte Autonomen-Parole aus dem Oktober des Jahres 1990 "Deutschland, Halt`s Maul!" in Punkt, Komma und Ausrufezeichen jeden besseren Sinn.

Warum nur in aller Welt Israel?

Da und dort wird die mehr oder weniger enthusiastisch profilierte Befürwortung des "Existenzrechtes" des Staates Israel - wenn auch selbstredend ohne Bezug zur Frage von Autonomie - mit zwei "Argumenten" begründet. Das eine glaubt die Existenz Israels dafür zu benötigen, um hier gegen Antisemitismus auftreten zu können. Das war der übrigens auch der Kern der Begründung der Nationalstaatsfahnen-Nummer der Interim Nr. 550. Das andere sieht diese Position als notwendige Konsequenz aus der von einem minoritären Teil der außerparlamentarischen Linken Westdeutschlands in den 70er und 80er Jahren betriebenen Pro-Palästina-Politik an. Zu beiden "Argumenten" stellen wir Fragen, die uns bisher niemand hat überzeugend beantworten können.

Dabei erscheint uns das erste Argument ein schlechtes Rätsel zu sein. Wieso muß man Nazis, die genau wissen, was sie mit "Weg mit Israel!" meinen oder meinetwegen auch Möllemann, der dieselbe antisemitische Absicht etwas vornehmer in eine "Kritik an der israelischen Regierungspolitik" kleidet - die ja überraschenderweise in der Form auch von der Interim-Redaktion Nr. 572 geteilt wird - mit "Lang lebe Israel!" kontern? Ist es bereits unvorstellbar geworden, diesen Halunken direkt ins Gesicht zu sagen, das sie dumme Schweine sind, die die Schnauze halten sollen? Wieso braucht der Kampf oder sagen wir präziser: die Initiative zum Widerspruch gegen Antisemitismus hier den abgründigen Umweg über die Anerkennung eines Nationalstaates? Das Problem stellt sich auch nicht wesentlich anders, wenn wir mit hier demonstrierenden PalästinenserInnen konfrontiert werden, die aufgrund ihrer konkreten Geschichte fast jedes Recht dazu haben "Weg mit Israel!" zu skandieren und 2. aus unserer bescheidenen Sicht der Dinge hoffentlich nicht die Macht haben werden, das aktuell zu realisieren. Wir haben doch die allerbesten Vorrausetzungen dafür, ihnen genau das unmissverständlich ins Gesicht zu sagen. Stände es nicht gerade uns als Nachfahren der faschistischen Henkergeneration gut zu Gesicht, - und zwar in leichter Abwandlung eines vom rechten Intellektuellen Broder popularisierten Bonmots -, wenn schon nicht diesem Land und schon gar nicht uns selbst, so aber doch den PalästinenserInnen - für`s erste - den Holocaust zu verzeihen?

Das andere "Argument" zieht für eine Befürwortung des "Existenzrechts" die verwickelte und zum Teil auch undurchsichtige Antizionismusgeschichte eines minoritären Teiles der radikalen Linken aus Westdeutschland in den 70er und 80er Jahren heran. Auch wenn diese noch lange nicht qualifiziert aufgearbeitet worden ist, so gibt das wenige was man daraus mittlerweile wissen kann, wahrlich zu Beschönigungen keinerlei Anlass. Aber immerhin glauben manche dieses zum Teil trübe Kapitel als Begründung für den im Verlaufe der 90er Jahre vollzogenen Fahnenwechsel von Palästina hin nach Israel heran ziehen zu können. Nicht unwesentlich ist hier die prominente Rolle und publizistische Tätigkeit von ein paar Intellektuellen der Zeitschrift Ba-Hamas, die noch in den 80er Jahren engagierte und zum Teil sogar führende Mitglieder der sich antizionistisch verstehenden Massenorganisation Kommunistischer Bund waren. Ihnen ist es auf jeden Fall abzunehmen, das sie heute wissen, was es genau bedeutet, wenn der israelischen Regierung zum Beispiel eine "Endlösung der Palästinenserfrage" unterstellt wird. Schließlich hat doch ihre eigene Organisation diese Meinung einst im Jahre 1982 in der Hauszeitschrift frei publiziert. Wenn aber die Kritik zutrifft, das ein Teil der Problematik darin zu suchen ist, das in diesem Zusammenhang von Linksradikalen eine unreflektierte Identifikation mit dem Kampf der palästinensischen Kräfte stattgefunden hat, wieso kann man dann als Konsequenz daraus ziehen, einfach die Seite und damit zugleich die Fahne der Identifikation zu wechseln? Ob es wohl sein kann, dass eine interessiert verschwiegene Wahrheit dieses zuweilen ja militant und skrupellos durchgeführten Fahnenwechsels darin besteht, damit nur dasselbe Muster der zurecht als dumm erkannten Politik aus der Vergangenheit weiter fortzusetzen?

Fundamentale Perspektiven des Glücks

Wer sich ohne Not glaubt unter der Flagge auch nur irgend eines Nationalstaates auf der Welt versammeln zu müssen, gerät schnell auf das Gleis einer fulminanten gesellschaftstheoretischen Entwaffnung, der die tätige Ohnmacht auf dem Fuße folgt. Der einzige Fetzen Stoff, unter denen es für Autonome überhaupt nur Sinn machen kann, sich als freie Individuen zu versammeln, wird niemals die Flagge eines Nationalstaates, sondern nur ein rot-schwarzes Stück Lumpen sein, ersatzweise auch alle anderen Fahnen, die ohne die Farbe Braun auskommen. In diesem Sinne soll jede Interim-Redaktion gegen alle Formen von Hunger, Krieg, Antisemitismus, Rassismus, und Armut fundamental Position beziehen. Und natürlich soll in diesem Horizont der Raum für Debatten eröffnet werden, deren sozialer Charakter sich dadurch auszeichnet, das darin weder jemand kapitulieren noch sein Gesicht verlieren muß.

Timur und sein Trupp