TATblatt


Frauen im Heer

und das freiwillig

eine Antimilitaristin

Gibt es einen guten Grund zum Bundesheer zu gehen? Gute Bezahlung, flexible Arbeitszeit, innovative, kreative Betätigungsfelder, eigenständiges agieren, gute Teamarbeit? Nein? Was dann?: Leider liegt mir keine Umfrage vor, was sich Frauen vom Heer als Beruf oder zeitweilige Betätigung in dieser Organisation versprechen. Bereits 3000 Frauen arbeiten im Bundesheer als Sekretärinnen, Putzfrauen oder Krankenschwestern.

Am 1.April rückten Frauen ins Heer ein. Seit 1955 mit der Einrichtung des Pflichtbundesheeres und des 1974 ermöglichten Zivildienstes haben wir nach Drakenkauf, vertieftem Grenzschutz eine wichtige Neuerung mit den ersten Frauen im Heer zu bemerken. Die persönlichen Hintergründe bleiben im Dunkel, die des Bundesheeres meines Erachtens nach auch. Gibt es auf der einen Seite die Trophäe der Etikette der Gleichberechtigung, bietet die andere Seite der möglichen NATO Anbindung gerechter zu werden und eine weitere Personengruppe einbinden zu können, was sich für einen eventuellen Übergang zum Berufsheer nicht abträglich verhält.

Mit der Abschaffung der Zivildienstkommission stieg die Zahl der Zivildienstleistenden rapide, sie nahm mit der Einführung der Zugangsfrist ab und stieg alsbald wieder mit deren Lockerung.

Am 1.April nun vor der Kaserne in Straß in der Südsteiermark wurden wunderschöne Transparente entrollt, eine beeindruckende Straßentheatervorführung exerziert, Kasernenhofbeschallung mit Kriegslärmgeräuschen geboten. Dem Veranstaltungsmotto ("Männer an den Herd statt Frauen ans Gewehr") entsprechend reichten Männer selbstgebackenen Kuchen. Medien waren zugegen, Interviews wurden gegeben, fürs Radio auf Nachfrage freundlicherweise Parolen gerufen. Alte Kontakte antimilitaristischer Gruppen aufgefrischt, über antimilitaristische Konfliktlösungen diskutiert und als Abschluß, welcher ebenfalls als Aktion gesehen werden könnte, ins Cafehaus gegangen um in der Mittagssonne gemütlichen Alltag zu leben, als Gegensatz zur Kasernenhofstimmung, in dem gerade exerziert wurde.


aus: TATblatt Nr. +95 (7/98) vom 9. April 1998
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