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Nachtrag zur Besetzung eines EKH-Bereiches

Frühmorgens am 29. Mai ließ die KPÖ (Kommunistische Partei Österreichs) einen besetzten Teil im zweiten Stock des Ernst Kirchweger Hauses (EKH) mit Hilfe der Polizei räumen (siehe Artikel in TATblatt plus 78). Dabei entledigte sich die KPÖ eines weiteren Problems. Zwei Roma Familien, die noch in diesem ehemaligen Romano Centro-Bereich wohnten, wurden ebenfalls vor die Tür gesetzt.

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Die geräumten BesetzerInnen des Romano Centro-Bereichs des EKH unternahmen gleich nach der polizeilichen Räumung alle nur erdenklichen Bemühungen, den beiden delogierten Roma Familien wieder Zugang zu ihren Wohnungen zu verschaffen. Die BesetzerInnen überreichten der KPÖ eine schriftliche Erklärung, in der sie von einer weiteren Besetzung Abstand nahmen. Dies sollte die KPÖ überzeugen, den Bereich wieder für die Roma zu öffnen, ohne eine weitere Besetzung der freien Räume riskieren zu müssen. Die KPÖ lehnte dieses Angebot ohne weitere Erklärung ab. Den beiden Roma-Familien wurde sogar wochenlang der Zugang zu ihrem Hab und Gut verwehrt.

Während der Besetzung des Romano Centro-Bereichs lehnte die KPÖ jede Verantwortung für die beiden Roma Familien ab. Für die KPÖ war nur eines klar, bis Ende Juni müßten die beiden Familien ausziehen. Die polizeiliche Räumung am 29. Mai war für die KPÖ eine gute Gelegenheit, zwei Probleme in einem zu lösen - die BesetzerInnen zusammen mit den Roma Familien hinauszuwerfen. Eine Roma Familie plante seit einiger Zeit die Rückkehr nach Ostslawonien und wartete nur mehr auf die notwendigen Papiere. Für diese Familie lehnte die KPÖ bis zuletzt jede Verantwortung ab. Die BesetzerInnen sowie die BewohnerInnen des EKH versuchten den Roma eine vorübergehende Wohnmöglichkeit zu bieten. Mittlerweile ist die eine Roma Familie nach Ostslawonien abgereist. Für die andere Familie, die in Österreich bleiben will/muß, versprachen einige KPÖ-Verantwortliche ein Eratzobjekt zu finden. Bis jetzt war die KPÖ jedoch nicht in der Lage ein entsprechendes Objekt anzubieten.

Zensur

Nach der Räumung vom 29. Mai versuchten BesetzerInnen und unterstützende Gruppen, Artikel für verschiedenste Alternativmedien zu schreiben, um darin die Anliegen der Besetzung darzustellen. Während der Besetzung hatten sich über 50 linke Gruppierungen, darunter waren auch mehrere Uni-Gruppen, mit den Anliegen der BesetzerInnen solidarisch erklärt. Der Vertreter des KSV (Kommunistischer StudentInnenverband) in der Unique-Redaktion (Zeitung des Hauptausschußes der Uni Wien) verhinderte die Veröffentlichung eines Artikels in der letzten Unique-Ausgabe. Offenbar hat die KPÖ ihre Teilorganisationen fest im Griff.


--> Artikel eines Mitbesetzers in TATblatt Nr. plus 78

--> weitere Beiträge zum Thema auf den Webseiten der "Autonomen Zone Innerfavoriten"


aus: TATblatt Nr. plus 79 (12/97) vom 25. Juni 1997
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