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Internationaler Flüchtlingskongress:
Freiheit für alle politischen Gefangenen - Asyl ist ein Menchenrecht

The VOICE - Forum für Flüchtlinge, ein Verein von Flüchtlingen und MigrantInenn in Deutschland, der u.a. in der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen organisiert ist, veranstaltet vom 6.-10. Dezember 2001 einen internationalen Kongress in Düsseldorf. Thematisiert werden die politische Situation und Menschenrechtsverletzungen in den Heimatländern der Flüchtlinge und in Deutschland sowie die Europäische Abschiebepolitik.

The VOICE; TATblatt

The VOICE ist ein freiwillig und selbstorganisiertes Flüchtlingsforum von jetzt in Deutschland lebenden Flüchtlingen aus verschiedenen Herkunftsländern. The VOICE ist 1994 von Flüchtlingen, die unter menschenunwürdigen Lebensbedingungen im AsylbewerberInnenheim Mülhausen in Thüringen (Ostdeutschland) lebten, gegründet worden, um gegen die Menschenrechtsverletzungen und diktatorischen Regime in ihren Herkunftsländern zu protestieren. 1995 organisierten von Abschiebung bedrohte Asylsuchende Protestaktionen gegen diese Abschiebungsdrohung und organisierten zusammen mit anderen Flüchtlingen weitere Aktionen, um ihre katastrophalen Lebensbedingungen in Deutschland öffentlich aufzuzeigen.

Ihr Engagement und die Aktionen in der Öffentlichkeit brachte den AsylbewerberInnen viel Aufmerksamkeit und sie konnten damit ihre Absichten besser darstellen. Der Staat registrierte diese Selbstorganisierung der Flüchtlinge und ihre Aktivitäten als "eine Ausländische Organisation in Deutschland". Um die Aktivitäten einzuschränken, forderten die Behörden RepräsentantInnen und Namen. Schlussendlich wurde der Name "The VOICE e.V." registriert, als eine ausländische Organisation in Deutschland. Das Gericht verlangte, daß The VOICE e.V. sich beim Finanzamt melden solle, um als deutsche Organisation anerkannt zu werden. The VOICE kam dieser Forderung nicht nach und erhalten so kein Geld vom Staat.

Die Zustände der Flüchtlinge sind gekennzeichnet durch extreme soziale Ausgrenzung, Isolation und die tägliche Bedrohung durch Abschiebung. In Deutschland werden AsylbewerberInnen in überwachte Unterkünfte in entlegene Gegenden zwangsverteilt. Das ursprüngliche Hauptziel der Organisation war die Verbreitung von Informationen über Menschenrechtsverletzungen in afrikanischen Ländern, die sozialpolitische- und Umweltsituation in Afrika und anderen Ländern sowie die Arbeit für eine verbesserte Integration und menschliche Behandlung von Flüchtlingen und AsylbewerberInnen. Um diese Ziele zu erreichen, entstand "The VOICE Afrika Forum" mit "Afrika" als Symbol für die Opfer von Unterdrückung.

The VOICE engagiert sich auch in dem bundesweiten Netzwerk "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen", einer sozialen Bewegung gegen Apartheid und Diskriminierung, rassistische Dominanz in Deutschland und gegen politische oder persönliche Unterdrückung von Flüchtlingen, die eine Fortsetzung der Unterdrückung bedeutet, die sie in ihrem Herkunftsland erlitten haben. Gegenwärtig ist The VOICE Forum ein Netzwerk von MenschenrechtsaktivistInnen und unterstützenden Flüchtlingen, die nicht nur aus Afrika kommen, sondern auch aus Lateinamerika, Ost Europa und Asien. Hauptaktivitäten sind die Kampagne für die Bewegungsfreiheit von Flüchtlingen und MigrantInnen, das Ende der Abschiebungen und Freiheit für politische Gefangene.

Problem dabei ist, dass "The VOICE" keine Räumlichkeiten hat, außer einem Büro in Jena, wo die Struktur der verschiedenen unabhängigen VOICE Gruppen in einem breiten Netzwerk auf regionaler und bundesweiter Ebene oder in anderer Form koordiniert werden. The VOICE Gruppen gibt es in Jena, Düsseldorf, Darmstadt, Göttingen, Berlin und Iserlohn. Im Rahmen dieser Kampagne wurden Aktionen gegen die "Residenzpflicht" in Deutschland durchgeführt, die Flüchtlingen und MigrantInnen verbietet, ihren Landkreis zu verlassen. Ziel dieser Proteste ist, gezielt gegen die Residenzplicht zu verstoßen und mit zivilem Ungehorsam gegen restriktive Gesetze zu protestieren.

Die Hauptprobleme, gegen die The VOICE kämpfen sind die Kriminalisierung und Illegalisierung von Flüchtlingen, gesellschaftliche Ausgrenzung von Menschen ohne Papiere. Gegen rassistische und diskriminierende Gesetzgebung und fehlende legale Unterstützung, den Aufbau der 'Festung Europa' mit dem System der Übergangslager und Abschiebegefängnisse und kriminelle staatliche Maßnahmen wie die systematische Ausgrenzung von Flüchtlingen und MigrantInnen sowie die fehlende Verfolgung von faschistischen/rassistischen Anschlägen und Organisationen. Neben Abschiebestopp und der Schließung aller isolierten AsylwerberInnenheime werden die freie Wahl von Wohnort und Art der Unterkunft, sowie die Gleichbehandlung in Arbeits-, Sozial-, Wohn- und Bildungsrechten gefordert.

Strategien des Widerstands

Für The Voice ist es unbedingt notwendig, eine gemeinsame Strategie für internationale Solidaritätsaktionen zu entwickeln, um gegen Abschiebung und soziale Ausgrenzung von Flüchtlingen zu kämpfen. Flüchtlinge sollen durch Beteiligung an Menschenrechtsprotesten und Aktionen dazu ermutigt werden, sich in politischen Aktivitäten zu engagieren, um Leute aus verschiedenen Herkunftsländern zu vereinen und eine internationale Vernetzung gegen rassistische Migrationsgesetzgebung zu erreichen. So wurde im Fühjahr 2000 ein internationaler Flüchtlingskongress gegen Abschiebung und soziale Ausgrenzung in Jena mit Unterstützung der Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen und "kein mensch ist illegal" organisiert. Die schwierige Situation von Flüchtlingen und MigrantInnen (extreme Isolation, drohende Abschiebung, die Bewegungsbeschränkung innerhalb Deutschlands, das Arbeitsverbot, gesellschaftlicher und staatlicher Rassismus) zwingt viele Flüchtlinge, unterhalb der Armutsgrenze zu leben und erschwert ihnen damit die Möglichkeit, für ihre Menschenrechte zu kämpfen. Erfahrungen haben gezeigt, daß Selbstorganisierung für Flüchtlinge und MigrantInnen der einzige Weg ist, sich gegen die katastrophalen Übergriffe zu wehren, die sie jeden Tag erleben müssen. The VOICE ruft deshalb alle Flüchtlinge, MigrantInnen und Asylsuchende dazu auf, sich selbst zu organisieren und gemeinsam mit anderen Netzwerke zu bilden, um dem rassistischen Staatssystem der Ausgrenzung und Abschiebung entgegen zu treten.

Der Kongress

Arbeitsgruppen werden über Verfolgungen und die Situation politischer Gefangener in verschiedenen Ländern berichten. Es wird Informationen über den längsten Massenhungerstreik politischer Gefangener in der Türkei geben. Ein Workshop und Treffen zum Thema "Neokoloniale Globalisierung und die imperialistische Ordnung" mit den Schwerpunkten Plan Colombia, Sri-Lanka und Afghanistan sind geplant. Die Situation von Flüchtlingen in Abschiebegefängnissen und die rassistische Politik in Deutschland wird diskutiert werden, insbesondere die inhumanen Abschiebegefängnisse und die "Residenzpflicht" für Flüchtlinge in Deutschland. Flüchtlinge, MenschenrechtsaktivistInnen, KritikerInnen, ehemalige politische Gefangene und deren AnwältInnen werden aus den Herkunftsländern der Flüchtlinge zum Kongress eingeladen. Am Kongress werden Konferenzen, Workshops, Arbeitsgruppen, Diskussionen, Konzerte, Theater und Kundgebungen veranstaltet.

The VOICE Forum Flüchtlingskongress
vom 6. bis zum 10. Dezember 2001 in Düsseldorf
an der Fachhochschule Josef-Gockeln-Str. 9, Düsseldorf-Golzheim

>>>http://www.humanrights.de
Infos auch auf: >>>http://www.no-racism.net

 

Kontakte:

The VOICE Africa Forum Schillergässchen 5
O7745 Jena
Tel.: +49-3541/665214
Fax: +49-3641/423795-420270
E-Mail: The_Voice_Jena@gmx.de

 

The VOICE Africa Forum
c/o AStA Fachochschule Josef-Gockeln-Str 9
40474 Düsseldorf
Tel.: +49-173-1761737 o. 0174-3559321
E-Mail: The-Voice-Düsseldorf@gmx.net

aus TATblatt Nr. +177 vom 15. November 2001

 
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