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Blick ins Grüne

Daß es mit Weihwasser, der stets etwas abgestandenen Brühe in gammeligen Behältern vermoderter Kirchengemäuer, in den tausende mit Pilzen und Ausschlägen infizierte Hände greifen, hygienisch nichts Gutes auf sich hat, dieser Verdacht schwelt schon lange. Doch nun ist es dank einer Untersuchung im erzkatholischen Irland hochoffiziell: Weihwasser gefährdet unsere Gesundheit.

TeilnehmerInnen einer Initiative "Young Scientists", also NachwuchsforscherInnen, stellten fest, daß das Weihwasser stark durch Mikroben belastet ist. Anlaß für die drei 14-jährigen Nachwuchsforscherinnen war, daß eine von ihnen nach einem Kirchenbesuch einen Hautausschlag auf der Hand bekommen hatte. Antireligiöse Abwehrreaktionen scheiden in Irland als Ursache des Ausschlags aus.

Neben Schmutz und Krankheitserregern wurden sogar fünf Millimeter lange Würmer gefunden. Weihwasserproben erwiesen sich im Versuch als ideale Zuchtkulturen für Bakterien. Als VerursacherInnen können Saubadln unter BesucherInnen wie Priestern identifiziert werden, gelegentlich auch sonstige Bedürftige. In Dublin mußten in einigen Kirchen Weihwasserbecken entfernt werden, weil Drogensüchtige darin ihre Spritzen reinigten.

Die Atomwirtschaft erlebt ein stetes auf und ab. Während in den USA, wo seit 20 Jahren kein Atommeiler mehr in Auftrag gegeben wurde, mit der Regierung Bush wieder zum Teil kuriose Pläne für unzählige neue AKWs auftauchen, stehen in Japan, einem bisherigen Atommekka, die Zeichen eher schlecht. Der größte Betreiber von AKWs in den USA, Exelon, möchte in 12 Monaten mit dem Bau eines Reaktors beginnen, in den nächsten Jahren sollen es "mehrere" werden. Exelon errichtet derzeit in Südafrika gemeinsam mit British Nuclear Fuels (BNFL), dem Betreiber der WAA Sellafield, ein AKW.

In Japan hat sich hingegen bei einer Abstimmung in der Stadt Kariwa, in der sich das AKW Kashiwazaki-Kariwa befindet, eine Mehrheit in einer Abstimmung gegen Pläne gewendet, das AKW mit MOX-Brennstäben von BNFL zu beladen. Die MOX-Anlage in Sellafield ist zwar schon seit fünf Jahren fertig, hat aber noch immer keine Betriebsgenehmigung durch das Umweltministerium. Seit dem Skandal um BNFL-Lieferungen an die Kansai Electric Power Corp., als BNFL Lieferdaten fälschte, ist das Ansehen in Japan nicht sehr hoch. Auch in den Verwaltungsbezirken Fukushima und Fukui wird demnächst über geplante MOX-Lieferungen abgestimmt, und auch dort wird ein negatives Ergebnis für BNFL erwartet. Die japanische Regierung hält aber noch an den MOX-Plänen fest.

Alles, was die BrandstifterInnen am 22. April hinterließen, war der Spruch "Nicht lange fackeln", ein nichtgezündeter Benzinkanister mit Zeitschaltuhr und die eisernen Krähenfüße auf den Zufahrtswegen zur Nerzfarm in Steinölsa. Die Reifentöter zerstachen die Reifen der Feuerwehrautos, was die Löscharbeiten erheblich verzögerte.

Seither suchen in der abgelegenen Gegend in Sachsen BrandspezialistInnen und StaatsschützerInnen nach Spuren. Bei der Sächsischen Zeitung und bei der Nachrichtenagentur Reuters gingen BekennerInnenschriben der A.L.F. ein. In der vierseitigen "Presseerklärung" bekennt die "a.l.f.", sie habe in Steinölsa "mehrere Gebäude in Brand gesteckt" und "fast 400 bereits fertig hergerichtete Käfige zerstört" in der Hoffnung, "die Inbetriebnahme verzögert, wenn nicht gar verhindert zu haben".
 

aus TATblatt Nr. +167/168 vom 15. Juni 2001
 
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