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58 Tote an EU-Außengrenze

Am Morgen des 19. Juni 00 um ca. 6.00  wurden in einem LKW in Dover (GB - Grenzhafen für Fährschiffe aus Belgien) die  toten Körper von 58 Menschen geborgen, die versucht hatten, auf diesem Weg nach Großbritanien zu gelangen. Untergebracht waren sie in einem Kühl-LKW. Zwei Männer überlebten die Reise. Sie wurden allerdings  sofort verhaftet und befinden sich nun in  einem militärisch überwachten Krankenhaus in der Nähe der Grenzstadt Dover. 1150 Menschen versuchten alleine im Jahr 2000 über den Hafen Dover nach GB einzureisen.

Für eine Welt ohne Rassismus (gekürzt)
(Quellen:ACR, BBC, Standard, London Today)

Die Grenze ist überall

Laut BBC-News führt das nun keineswegs dazu, die restrektiven Einwanderungsbedingungen zu lockern oder gar die Grenzen zu öffnen. In Statements von Polizei und Regierung wird zwar der tragische Fall "bedauert", die Diskussionen gehen jedoch nur in eine Richtung: Die Grenzen weiter aufzurüsten. An den Außengrenzen der Festung Europa wird jedes Fahrzeug geöffnet und genauestens durchsucht. An den inneren Grenzen sollen nun neue Technologien eingesetzt werden, die es ermöglichen auch ohne die Fahrzeuge zu öffnen oder erst in ihre Nähe kommen zu können, preventiv einfach alles zu durchleuten.

Die Firma American Science and Engineering (AS&E) entwickelte ein neues Gerät für die Grenze zwischen der USA und Mexico, eine der bestbewachtesten Grenzen der Welt, an der jährlich tausende Menschen sterben. Dieses sehr umstrittene Projekt, dass auch in GB schon länger diskutiert wird, soll nun für die Menschenjagd in Dover zur Verfügung gestellt werden. Das Gerät scannt mittels Strahlenfeld, dass vor allem von organischem Material reflektiert wird. Dadurch entsteht ein klares Bild vom Inneren des Fahrzeuges, in dem Menschen dann leicht entdeckt werden können. Das Strahlenfeld sei laut den HerstellerInnen für Menschen nicht gefährlich. Entsprechendes Testmaterial konnte jedoch nicht vorgelegt werden.

Die ACR (Anti-Rassist Campaign) kritisiert die ständige Modernisierung und Aufrüstung der britischen Grenzen. Auf diesem Weg wird das Problem nicht im geringsten gelöst, sondern nur noch mehr forciert. Durch den Einsatz noch besserer Technik werden MigrantInnen, die über diese Grenze wollen, gezwungen, noch gefährlichere Mittel für ihre Reise zu wählen. Der Hafen in Dover wird ständig modernisiert und kann mittlerweile als eine jener Testgrenzen bezeichnet werden, die im Zuge europaweiter Fahndungsmethoden ständig aufgerüstet und weiter militarisiert werden, obwohl GB kein Schengenland ist, und die entsprechenden Verträge nicht unterzeichnet hat. Durch das europaweite Grenzregime kann von diesen Erfahrungen dann auch an anderen Grenzabschnitten der Festung Europa "profitiert" werden.

Durch die Aufrüstung der Fahndungsmethoden auch weitab der eigentlichen Aussengrenzen der Festung Europa werden Grenzen zu nicht mehr sichtbaren, aber permanent und überall existierenden Bedrohungen für Menschen ohne Papiere.


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