TATblatt TATblatt Schwerpunktnummer +140/141/142/143
Tier?Rechte
>> Diskussion

Editorial
Zur Erinnerung: Vor über einem Jahr riefen wir Initiativen dazu auf und luden sie ein, sich an der Produktion eines Schwerpunktheftes zu dem Thema zu melden, an dem diese kontinuierlich arbeiten. Wir freuen uns, daß dieses Konzept, nämlich in Zusammenarbeit mit Initiativen mehr als die aktuelle und dementsprechend verkürzte Berichterstattung in den laufenden Ausgaben des TATblatts zu gestalten, dank der zahlreichen Beiträge von TierrechtlerInnen recht gut gelungen ist.
Allerdings hätten wir inhaltlich ein bißchen eine andere Herangehensweise in Richtung mehr Diskussion von Standpunkten und Vorgehensweisen vorgesehen gehabt, was aber offensichtlich so nicht sein sollte.
Die Einen werfen den Anderen vor, durch Thematik und Begrifflichkeit, in Theorie und Praxis, Patriarchats- und Rassismuskritik, ja selbst die Shoah zu relativieren, und damit faschistoid zu sein. Stimmt nicht!, erwidern die Anderen, auch sie kämpfen gegen Sexismen und Rassismen, sie sehen jedoch im - wie sie es nennen - Speziezismus eine weitere Form von Ausbeutung, Unterdrückung und Vernichtung, die von den anderen Formen nicht trennbar ist. Den oft zitierten und noch öfter kritisierten Ausdruck "Tier-KZ" lehnen auch sie ab. Und wenn die Einen sie wegen alledem mit FaschistInnen vergleichen, so tun diese damit genau das, was sie ihnen vorwerfen, nämlich den Faschismus zu relativieren.

Bei antifaschistischen Demos treffen die Einen und die Anderen dann nicht selten zusammen und finden sich auf der selben Seite wieder. Und doch kommt es dabei nicht selten vor, dass die Einen die Anderen beflegeln, ausgrenzen, als "FaschistInnen" beschimpfen.

Mit dieser Schwerpunktnummer wollten wir die Debatte auf eine rationale Ebene führen. Wir wollten die Standpunkte gegenüberstellen, die Meinungen aneinander geraten lassen, eine Plattform für einen Diskurs bieten, den wir für wichtig erachteten, und dem bislang durch Frontenbildung aus dem Weg gegangen wurde. Wir wollten, dass gegenseitig Kritik vorgebracht, argumentiert und auf den Punkt gebracht, und dass von der jeweils anderen Seite darauf eingegangen wird. Nicht um Widersprüche oder Gegensätze zu verleugnen oder zu kaschieren, sondern um endlich über den Austausch von Vorurteilen hinauszukommen, sowie letztlich eine Grundlage für weitere, aber substanzvollere Auseinandersetzungen auch innerhalb der konträren (Sub-)Szenen zu entwickeln.

So ganz gelungen ist uns das nicht. Zum Scheitern führte vor allem die Diskussionsverweigerung derer, die sich "mit Faschisten nicht an einen Tisch setzen" wollten, was zwar grundsätzlich verständlich und begrüßenswert ist, hier jedoch die von uns als hinterfragens- und diskussionswert erachteten (Vor-)urteile zu unumstößlichen und auch nicht mehr weiter zu erklärenden Grundsatzpositionen erhob.

Was übrig blieb, ist der Versuch von einigen TierrechtlerInnen, ihre Positionen darzulegen und auf jene Gegenpositionen einzugehen, die bekannt sind. Dass es sich dabei nicht um die einzig gültige Meinung einer einzig legitimierten Tierrechts-Partei handeln kann, versteht sich von selbst. Zu vielfältig ist diese Szene, und vieles was aus einigen ihrer Ecken kommt, wird von anderen vehement abgelehnt. Was in der Auseinandersetzung mit der Tierrechtsbewegung auch oft genug in Vergessenheit gerät. Eine transkribierte Diskussion zwischen TATblattlerInnen und TierrechtlerInnen bildet den Versuch eines Ersatzes für den Diskurs, den wir auf viel breiterer Ebene führen wollten, einen Einstieg ins Thema.

Dass diese Schwerpunktnummer trotzdem erschien, obwohl sie die von uns an sie gestellten Erwartungen zum Teil verfehlt, liegt daran, dass wir die Diskussionsverweigerung der Einen, die in der Praxis in Ausgrenzung von MitkämpferInnen mündet, nicht akzeptieren wollten. Wir hoffen, mit dieser Ausgabe trotz allem eine Auseinandersetzung zu initiieren, die lange schon ansteht.

Stellt sich vielleicht noch die Frage: Warum gerade jetzt? Gibt es angesichts der FPÖVP-Regierung nicht wichtigeres zu diskutieren? Und haben sich angesichts zunehmender Repression gegen RegierungsgegnerInnen derzeit nicht ohnehin alle ganz furchtbar lieb, oder akzeptieren sich wenigstens? Letzteres ginge uns zu sehr in Richtung Verdrängung. Zu ersterem gibt es auch in der TATblatt-Redaktion unterschiedliche Meinungen.

Fakt ist jedenfalls, dass sich mehrmals wöchentlich TierrechtlerInnen und Tierrechts-GegnerInnen gemeinsam im Protest gegen die Regierung und den institutionalisierten Sexismus und Rassismus wiederfinden. Irgendwie sollten wir uns da schon auch darüber klarer werden, mit wem wir da auf die Straße gehen. Was an den gegenseitigen Vorbehalten dran ist, und was vielleicht eher als auf mangelnden Informationen beruhender Irrtum ad acta gelegt werden sollte. Was möglicherweise wirklich trennt, was aber hingegen auch verbindet, und worüber vielleicht noch diskutiert werden sollte. Wer will denn schon gemeinsam mit FaschistInnen gegen Sexismen und Rassismen kämpfen? Und wer mit Leuten, die unreflektiert mit dem Faschismus-Begriff um sich werfen?

Auseinandersetzung hat jedenfalls mehr mit Beschäftigung mit Inhalten als mit Vorurteilspflege zu tun, und in diesem Sinne ist dieses Heft unabhängig von der Einstellung einzelner TATblatt-Mitglieder zu Tierrechten zu verstehen.

Fakt ist auch, dass die Vorbereitungen für diese Schwerpunktnummer bereits im Sommer 1999 begonnen haben. Und jetzt die Nummer schlicht und einfach fertig geworden ist.
 

aus dem Inhalt:
(nur in Papierform)

Standpunkte, Rechte und Freiheiten
Diskussion mit TierrechtlerInnen

Unterdrückung von Tieren?

Sexualität und Fleisch:
Tierrechte und feministische Theorie

Unity of Opression

Tier-KZ?
Analyse und Verwerfung eines Vergleichs

Bestandsaufnahme der Tierausbeutung in Österreich

Die Geschichte der Tierrechtsbewegung

Die internationale Tierrechtsbewegung

Die Geschichte der ALF

Interview mit ALF-AktivistInnen

Anschlag auf Hühnerfarm

Suchen – Sichten – Sabotieren

Gewalt gegen TierrechtlerInnen

Das Imperium schlägt zurück

Verlogener Verein gegen Tierfabriken
 

Bestellung:

Die Schwerpunktnummer Tier?Rechte kann per E-Mail bestellt werden.
Bitte aber auch gleich den erforderlichen Geldbetrag überweisen (auf das Konto: P.S.K. 92.037.311, BLZ: 60.000, Empfängerin: Verein INFRASTRUKTUR, Verwendungszweck: TATblatt-Schwerpunktnummer Tier?Rechte – Name und Adresse keinesfalls vergessen!), da wir die Zeitschriften erst verschicken, wenn wir das Geld dafür bekommen haben!

Preis innerhalb Österreichs: ATS 40,–

Preis außerhalb Österreichs: ATS 60,– (DEM 8,50, EUR 4,36)

Rabatte bei Bestellung von mind. 5 Exemplaren 20%, 10 Exemplaren 30%, 20 Exemplaren 50%.
 
 

 

LeserInnenbriefe zur Schwerpunktnummer Tier?Rechte:
>> Holocaustrelativierung im TATblatt (TATblatt +146)
>> Vom Töten, Leiden und Befreien (TATblatt +152)
NEU:  >> "kann schon okay sein, mal einen scheiß zu produzieren, aber ..." (TATblatt +156)

Kritische Reaktionen in anderen Medien:
>> Wenn Linke vergleichen (erschienen in ContextXXI und MUND)
>> TATblatt, die Rechten und die Tiere (erschienen in Radix)

Auf den Artikel "Wenn Linke vergleichen" folgende Diskussion im MUND:
>> Antisemitismus / Tierrechte  – von Alexandra B.
>> Zur Debatte "Wenn Linke vergleichen" –  von einem vom TATblatt
>> "einer vom TATblatt" schlägt um sich – von ContextXXI
>> Zur Debatte: "Wenn Linke vergleichen" – von TierrechtsaktivistInnen
>> Reaktion der Ökoli auf die Beiträge von einem vom TATblatt und von TierrechtsaktivistInnen im MUND
>> "Der verurteilende Linke" – Reaktion des Autors des Artikels "Wenn Linke vergleichen" in ContextXXI und MUND

dazu passend:
>> LeserInnenbrief anlässlich einer Kurzmeldung in TATblatt +154
 >> Leserbrief bezüglich LeserInnenbrief anlässlich einer Kurzmeldung in TATblatt +154

Fortsetzung möglich


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