TATblatt


WIDERSTAND gegen Schwarz-Blau
in Innsbruck vom 4.2.-12.2.2000
 
 

Anarchist Black Cross Innsbruck; einer vom Infoladen Grauzone
 
 

Demonstration am 12.2.2000 in Innsbruck
 
 

Das Organisationskomitte "Widerstand gegen Schwarz-Blau", eine breite Plattform unzähliger Einzelpersonen, Gruppierungen und Parteien unterschiedlicher politischer Richtungen, hatte für Samstag den 12. Februar 3000 [siehe auch Artikel in TATblatt Nr. +20133; Anm. TATblatt] zu einer Demonstration gegen die neue Regierung und deren "Programm der sozialen Grausamkeiten" aufgerufen. Zirka 4000 Menschen folgten dem Aufruf und taten ihren Unmut über die schwarz-blaue Koalitionsregierung kund. Ein zirka 2 stündiger Demomarsch durch die gesamte Innenstadt war vor allem durch seine bunte Vielfalt an Agitationsmethoden und seinen lauten Charakter geprägt. Eine Sambagruppe führte die Demo an und sorgte sogar bei den Staatsbütteln für ein wenig Stimmung. Die Stapo hat Urlaubsfotos geschossen, wie schon lange nicht mehr. Andere AktivistInnen machten auf selbstgebastelten Instrumenten Musik, dazu kamen noch hunderte schrille Trillerpfeifen und andere Lärminstrumente. Vor den Parteizentralen von FPÖ und ÖVP gab es interessante Redebeiträge zu so ziemlich allen wichtigen Punkten aus dem Koalitionsabkommen. Abschluß fand die Demo vor dem Landestheater, wo sich die Menge dann langsam aber sicher zum Sound der Goldenen Zitronen und EA80 verdünnisierte.

Skurriles gab es auch, nämlich irgendwelche Leute, die mit einer baskischen Fahne rumrannten, oder wiederum andere mit einer UdSSR-Fahne. Belustigendes gab es auch, eine ältere Dame hat mich auf meine schwarze Fahne angesprochen und gemeint, daß das sehr gut wäre eine Trauerfahne mitzuschleppen, weil das der politischen Situation sehr gut entspräche.

Meiner Ansicht nach eine gelungene Demo, welche wieder einmal bewiesen hat, daß wir nur gemeinsam stark sind, gerade trotz unserer unterschiedlichen politischen Anschauungen und Agitationsmethoden. Und ganz bestimmt nicht der letzte Aufschrei des Widerstands aus der Provinz...
 
 

Infotisch gegen Schwarz-Blau in der Innsbrucker Innenstadt vom 10.-12. Februar
 
 

Vom 10. bis zum 12. Februar fand der erste Infotisch gegen Schwarz-Blau in der Innenstadt von Innsbruck statt. Der Tisch war täglich von 10:00 Uhr bis 22:00 Uhr besetzt, und bot neben Flugis, Plakaten, dem Koalitionsabkommen, Unterschriftenlisten, auch einiges an hitzigen und auch konstruktiven Diskussionen. Ursprünglich war dies als Mahnwache geplant gewesen, wurde dann aber berechtigterweise in Infotisch umbenannt. Abgesehen von einigen älteren Passanten, welche sich scheinbar immer noch nicht mir ihrer Vergangenheit befaßt haben, war die Mehrheit der Reaktionen der PassantInnen durchaus positiv, viele kamen vorbei, nahmen Flugis mit, ermunterten uns und unterschrieben die Listen. Der Infotisch wird auch noch für die nächsten Tage bestehen bleiben, und wenn es genug Interessierte gibt, solange bestehen bleiben, wie nötig.

Erwähnenswert und lustig zugleich ist auch die Reaktion des Innsbrucker Stadtrates für Tourismus und Verkehr, Rudi Federspiel. Federspiel ist ein ehemaliger FPÖ'ler, der aufgrund von internen Machtzwistigkeiten seine ehemalige blaue Partei verlassen mußte, im Grunde aber immer noch deren Politik verfolgt und umsetzen will. Unlängst kam er wieder ins Rampenlicht, als er ein Kopfgeld in der Höhe von 10.000 Schilling (anscheinend aus seiner eigenen Tasche) für die Ergreifung von Graffiti-KünstlerInnen ausgesetzt hat. Der Herr Federspiel war natürlich nicht ganz glücklich, daß sich der Infotisch an den beiden ersten Tagen genau vor seinem Rathaus befand. Der Infotisch war nämlich nicht über das Stadtmagistrat angemeldet worden (für welches eben der Herr Federspiel zuständig ist), sondern bei der Staatspolizei. Auf jeden Fall ist der Herr Federspiel dann eines Nachtmittags recht aufgebracht am Infotisch erschienen und hat gefragt, was uns eigentlich angehe, da einen Stand zu machen, weil es doch "seine Stadt" sei und überhaupt, das Verkehrsamt sei "er". Brrr... Haha...
 
 

Nachtrag zu den 4 Festnahmen vom 4.2.2000
 
 

Am Freitag, den 4. Februar wurden nach einer Nach-Demo vor der FPÖ-Zentrale, wo es zu einer Sitzblockade kam, 4 Jugendliche grundlos und äußerst brutal niedergeprügelt und festgenommen. Kurze Zeit später wurde die Feuerwehr von der Polizei gerufen, um das Blut vom Gehsteig zu wischen. Die 4 Jugendlichen kamen erst am Abend so gegen 22:30 auf freien Fuß, aber haben kein Gramm von ihrem Widerstandswillen eingebüßt. Sie sehen sich nun allerdings mit einer Anzeige wegen "Widerstand gegen die Staatsgewalt" konfrontiert. Einige andere AktivistInnen wurden wegen dem Besetzen des Gehsteiges mit Verwaltungsstrafen eingedeckt.
 
 
 
 

Termine für Innsbruck
 
 

Samstag, 19. 02.: Großdemo in Wien, Busse von Innsbruck werden organisiert,

Infos gibts bei den JUSOS, Tel.: 0512/536615

Freitag, 25. 02., 18.00 Uhr, Hauptbahnhof: Fackelzug des ÖGB gegen

Sozialabbau

Mittwoch, 08. 03. Internationaler Frauentag, Frauendemo,



mehr zum Widerstand gegen die österreichische Rechts-Rechtsextrem-Koalition
sowie weitere Beiträge zu Rassismus in Österreich und diverse andere Artikel aus aktuellen und älteren TATblatt-Ausgaben siehe Inhaltsübersicht auf der
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täglich aktualisiert:



aus: TATblatt nr. +133  (4/2000) vom 17. februar 2000
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