Die nachfolgende Grußadresse ist unseres Wissens die erste politische Äußerung von Bernhard die die Öffentlichkeit erreicht. Bernhard und Michael wurden am 26.02.1996 in Witzhave bei Hamburg mit dem Vorwurf der AIZ Mitgliedschaft verhaftet und sitzen seitdem im Knast.

Wir wissen nicht, wie Bernhard und Michael den Begriff muslimische politische Gefangene definieren.

International gibt es ein breites Spektrum von Gruppen und Bewegungen, die sich in ihrem Kampf gegen die herrschenden Verhältnisse auf den Islam beziehen. Dieses Spektrum reicht von vielen schwarzen politischen Gefangenen in den USA, bis hin zu ultra reaktionären Kräften, wie z. B. der FIS in Algerien.

In der BRD sind uns kaum politische Gruppen bekannt, die sich positiv auf den Islam beziehen oder sich als Muslima und Muslime erklären.

Es besteht ein Klärungsbedarf, was Michael und Bernhard mit dieser Aussage meinen!

Ausgehend von diesen Fragen finden wir es unerläßlich mit Michael und Bernhard in eine direkte Auseinandersetzung zu treten, in der sie selbst ihre Position klarstellen können!

Bernhard Falk

z.Zt. JVA Köln
Rochusstr. 350
50327 Köln

Michael Steinau

z.Zt. JVA Lübeck
Marliring
Lübeck


Brief von Bernhard

8.4.96

Vielen Dank für eure Grüße vom Mumia-Abu-Jamal-Regionaltreffen in Köln (24.3) vielleicht könnt ihr die zwei Seiten, die ich beigefügt habe, in die Ausstellung integrieren.

revolutionäre Grüße, Bernhard

Als muslimische politische Gefangene unterstützen wir die Ausstellung "art and writings against death penalty international political prisoners unite to save mumia abu jamal". Gerade angesichts der Schwäche des revolutionären Widerstands in den USA und Westeuropa begrüßen wir, daß so viele verschiedene politische Gefangene zu der Ausstellung beitragen. Michael und ich sind in der JVA Lübeck bzw. in der JVA Köln unter den Bedingungen inhaftiert, für die die BRD berüchtigt ist: vollständige Einzelisolation einschließlich permanenter Zellenrazzien und Ganzkörperdurchsuchungen.

International steht die Auseinandersetzung mit der Politik der USA für viele Menschen ganz oben auf der Tagesordnung.

Die Politik dieser Supermacht kann von den Menschen, die einen revolutionären Standpunkt vertreten, nicht widerstandslos hingenommen werden. Insbesondere für jede revolutionäre Muslima und jeden revolutionären Muslim ist das US-System eine unerträgliche Provokation.

In diesem Zusammenhang sind jene Menschen wichtig, die die Verhältnisse in den USA klar und deutlich benennen. Besonders nachdrücklich hat Mumia Abu Jamal, der bekannteste politische Gefangene in den USA, dazu in den vergangenen Jahren immer wieder beigetragen.

Wir wünschen allen, die sich an der Kampagne zur Verteidigung des Lebens von Mumia Abu Jamal beteiligen, Mut zur Initiative und den langen Atem, den diese Kampagne braucht.

Mit solidarischen Grüßen, Bernhard Falk (JVA Köln)