Razzia bei dem 'actieblad' Ravage

Ravage hieß bis Anfang 1996 NN, einigen vielleicht bekannt als aktuelle Postadresse der radikal

Am Freitag dem 3. Mai hat das Bastionsteam aus Arnhem, welches sich mit den letzten Anschlägen in Arnhem befaßt, das Büro des 'actieblads' Ravage durchsucht. Sie waren auf der Suche nach einem Brief, den die militante Aktionsgruppe 'Earth Liberation Front' dem Blatt zugesandt hatte.

In dem Brief wird die Verantwortung übernommen für den Bombenanschlag auf das Bürogebäude von BASF in Arnhem.

Diese Erklärung wird in der Nr. 209 des ´actieblads´ Ravage am 2. Mai veröffentlicht. Die Redaktion des ´actieblads´ äußert in selbiger Ausgabe ihre Zweifel an der Authenzität dieser Erklärung.

Trotzdem wird die Meldung von den Medien in den Niederlanden als ´news´ eingeordnet und in den Nachrichtensendungen und Zeitungen massiv verbreitet. Es scheint so, als habe die Berichterstattung in den Medien, das Bastionsteam aus den Stühlen gerissen. Aus verschiedenen Presseberichten geht hervor, daß das Bastionsteam die Erklärung für authentisch hält.

Um zirka halb vier schellt es im Redaktionsbüro an der Amsterdammer Van Ostadestraat. Der letzte noch anwesende Mitarbeiter, der gerade gehen wollte, öffnet die Tür und steht Auge in Auge mit dem rechter commissaris Vegter von dem Destriktsgericht aus Arnhem (vergleichbar mit dem Ermittlungs- oder Untersuchungsrichter). Hinter ihm dreizehn Zivis aus Arnhem und einem uniformierten Amsterdamer Polizisten. Die Erklärung von der ELF soll ausgehändigt werden. Aber der Brief ist nicht mehr da. Er wurde am Ankunftstag vernichtet.

Ein normaler Umgang im Büro von Ravage. Presseerklärungen und Bekennerschreiben, wo Aktionen verantwortet werden, werden nach der Bearbeitung vernichtet. Die Redaktion weigert sich ein Hilfsmittel der Justiz zu sein - nach welcher Aktion auch immer. Ein Überbringer von 'news' muß die Garantie haben, daß sein oder ihr gesprochenes oder geschriebenen Wort nur dem journalistischen Medium zur Verfügung gestellt wird. Die Medien müssen ihre journalistischen Prinzipien behalten und sich nicht als Verlängerung der Justiz begreifen. Oder zumindest es der Justiz so schwer wie möglich machen.

Der rechter commisaris bekommt also keine Unterstützung. Daraufhin wird ein Hausdurchsuchungsbefehl gezeigt und die Zivis gingen auf die Suche nach dem Schreiben von der ELF. Aber das Interesse von dem Team beschränkte sich nicht nur auf dieses Schreiben. Sechs Computer plus Disketten, eine elektrische Schreibmaschine mit Typenrädern, Schablonen, ein Antwortapparat verschwindet. Aber auch normale behördliche Angaben, wie Bankauszüge, Abobestellungen, Adressenlisten und Telefonlisten wurden beschlagnahmt. Rund sechs große Säcke voll. Dreizehn Zivis haben vier Stunden lang die Redaktionsräume durchsucht und praktisch jedes Papier in den Händen gehalten.

Die Redaktion von der Zeitschrift Ravage protestiert scharf gegen die Art Weise, wie die Hausdurchsuchung am 3. Mai stattgefunden hat und gegen die Beschlagnahme der Materialien die nichts mit dem Grund der Durchsuchung zu tun hatten.

Durch die Beschlagnahme wird die Redaktion ernsthaft behindert ihre journalistische Aufgabe wahrzunehmen und das Recht auf Datenschutz und persönliche Freiheit auf grobe Weise verletzt.

Unter der Maske von 'wir kommen das Bekennerschreiben der ELF holen', hat das Bastionteam aus Arnhem die Gelegenheit genutzt, gründlich im Redaktionslokal an der Amsterdamer Van Ostadestraat zu wüten. Das Bekennerschreiben von der ELF ist nur der Anlaß für eine Untersuchung des Abobestands und den Pressekontakten dieser Zeitschrift. Die Beschlagnahme des Abobestands und die vielen behördlichen und finanziellen Angaben bedeuten einen schweren Eingriff in das Recht von Datenschutz und Pressefreiheit. Die Redaktion der Zeitschrift fordert von der Justiz, daß das Material augenblicklich zurückgegeben wird. Weiter fordert Ravage, daß der Abobestand nicht kopiert wird und daß dies kontrolliert wird durch einen Rechtsanwalt. Die Redaktion überlegt weiter eine Anzeige zu stellen bei der Amsterdamer Polizei wegen verschwindenlassen von wertvollem Archivmaterial.

Wir fordern:

Aktueller Stand:

Ein Großteil der beschlagnahmten Sachen sind wieder zurückgegeben worden.

Es wird eine Klage eingereicht wegen dem Diebstahl eines Sackes voll mit beschlagnahmten Gegenständen.

Dann noch eine Info, die vielleicht viele interessiert:

Bei der Durchsuchung der Büroräume ist KEINE Post der radikal beschlagnahmt worden. Keine Sorge, die Post kommt weiterhin an! Ihr könnt also weiterhin eure Artikel + Briefe + Kohle im doppelten Umschlag (innen: Z.K., außen die Adresse der Ravage) schicken.

Bestelladresse der radikal

Artikel + Briefe + Kohle

im doppelten Umschlag

(innen: Z.K., außen die Adresse der Ravage)

Ravage,

Van Ostadestraat 233n,
1073 TN Amsterdam