Bittere Pillen und andere kulinarische (Un)-Köstlichkeiten.

Wir,die wir uns öffentlich nicht mit dem System der Vereinzelung und des Egoismus arrangieren wollen, sind ein gefundenes Fressen für die, die die Macht haben und dieses System festklopfen wollen. Aber wir schmecken nicht und satt machen wir sie erst recht nicht.

Viermal unser Zimmer zu durchwühlen, uns zu diffamieren, Konstrukte zu schmieden, Leute zu kriminalisieren und dann zu hoffen, mich zur Zusammenarbeit erpressen zu können, ist mehr als ein schlechter Witz. Und das mit dem Wissen, danach noch lange nicht in Ruhe gelassen zu werden.

Für mich stand eine Menge auf dem Spiel, als ich mich dazu entschieden habe, die Aussage zu verweigern. Fünf Monate Beugehaft und der Verlust meiner Arbeitsstelle.

Letzteres steht noch nicht fest. Die fünf Monate Beugehaft sind eingetreten, und sie zehren an den Nerven. Aber sie lassen sich aushalten, weil ich mir einer Solidarität sicher bin, die stark ist und Stärke gibt.

Ich habe keine Aussagen gemacht, um nicht einer Resignation Vorschub zu leisten und um mich irgendwann "erhobenen Hauptes" wieder besseren Zeiten zuwenden zu können. Wobei klar ist, daß die nicht von alleine kommen. Und ich habe keine Aussagen gemacht, weil ich nicht unwidersprochen das machen will, was meine Feinde von mir verlangen.

Dafür mußte ich eine bittere Pille schlucken, die nicht schmeckt, aber am Ende weniger Nebenwirkungen zeigt als die Depressiva, zu denen ich gezwungen werden sollte.

Nik
Knast Heimsheim
März 1996