Grüße von ganz unten.

Die Beugehaft tritt für mich immer mehr in den Hintergrund. Ich habe einen deutschen Paß, bin weiß, studiere, kann meine Briefe lesen und brauche keinen Übersetzer beim Besuch, habe Geld und brauch keine Angst zu haben, daß meine Familie abgeschoben wird, während ich sitze. Was sind da schon fünf Monate Beugehaft. Schlimm genug, aber nichts im Vergleich.

Marin (Name geändert) tun die Knochen weh, weil er oft im Wald geschlafen hat, und Kassim (Name geändert) aus Somalia träumt davon, ohne Erniedrigung leben zu können. Bekim (Name geändert) will Geld, alles andere ist ihm egal, oder besser schon aufgegeben, irgendwann muß jeder sterben.

Asylantenheime sind wie Knäste oder schlimmer, nur brennen sie leichter.

Ohne Paß, ohne Rechte.

Daß ich mit der Klassenjustiz nicht rede, ist nach drei Monaten Beugehaft klarer denn je. Sie hat die gegenteilige Wirkung. Es kann keine Aussöhnung geben. "Es gibt kein richtiges Leben im falschen."

Wer es nicht sehen kann, will es nicht sehen. Wer es gesehen hat, läßt sich nicht beugen.

Solange die Lüge lebt, wird auch der Kampf gegen sie leben!

Jens
Knast Rastatt
März 1996