Buchbesprechung

Heimat im Exil- Exil in der Heimat

Deutsche und LateinamerikanerInnen erzählen von ihrem Exil in Übersee

Ein lesenswertes Buch mit den Titel "Lebenswege" stellt 15 Biographien aus Deutschland und Lateinamerika vor. Es berichte von Menschen, deren Lebenswege sich kreuzten, die in Deutschland und Lateinamerika zuhause sind, Menschen, die in den 30er Jahren von Deutschland nach Lateinamerika flüchteten und Menschen, die 40 Jahre später in umgekehrter Richtung vor den Militärdiktaturen in Argentinien, Chile oder Uruguay in die BRD und DDR flohen. Einige kehrten nach Jahren in ihre Heimatländer zurück, andere entschlossen sich, in dem Land, das ihnen Asyl gewährt hatte, zu bleiben und heimisch zu werden. Eisenbürger überläßt den Betroffenen das Wort, und darin liegt die Stärke dieses einmaligen Dokumentes.

Dem Herausgeber ist es gelungen, anhand einiger Biographien die Zentren der deutschen Exilierten und deren politisches und kulturelles Wirken in Lateinamerika eindrucksvoll zu beschreiben: die Gruppe um die Zeitschrift "Das andere Deutschland" in Buenos Aires (August Siemsen), das "Freie Deutschland" und der "Heine-Club" in Mexiko, deren HautvertreterInnen Anna Seghers, Egon Erwin Kisch u.a. waren, oder das "Deutsche Antifaschistische Komitee in Uruguay. Andererseits liefert das Buch auch einen Einblick in die Situation der lateinamerikanischen MigrantInnen in der BRD und der DDR. Es berichtet von der Isolation sowie den alltäglichen Schwierigkeiten und Reibereien mit Deutschen, aber auch der Solidarität, die lateinamerikanische Flüchtlinge in beiden Ländern erfuhren.

Hilfreich sind die kurzen und präzisen Einführungen, die jedem Interview vorausgehen und die eine historische und politische Einordnung der Biographien ermöglichen.

Gert Eisenbürger (Hg.),
Lebenswege. 15 Biographien zwischen Europa und Lateinamerika,
Verlag Libertären Assoziation,
Hamburg 1995, 237 S.,
24 DM