Einleitende Worte...

Nachdem wir in der letzten Ausgabe der radikalen Zeiten verkünden durften, daß die neue radikal da ist (auf Grund der Werbekampagne der BAW war sie allerdings schnell vergriffen - zu lesen ist sie allerdings im internet unter: http://www.xs4all.nl/~tank/radikal) , haben wir jetzt Grund, uns noch mehr zu freuen: Andreas, Ralf, Werner, Rainer und Ulf sind draußen! Was war es für eine Überraschung: das Telephon klingelte und eine aufgeregte Stimme am anderen Ende der Leitung konnte nur noch die Worte stam meln: "Sie kommen raus, sie kommen raus!" Nun ging es darum, 80.000 Mark aufzutreiben. Es war ein schönes Gefühl zu spüren, daß es in der linksradikalen Szene ein ausgeprägtes solidarisches Bewußtsein gibt. Menschen, die die Gefangenen weder kannten, noch sich groß mit dem Verfahren beschäftigt h atten, gaben ohne zu zögern ihr Erspartes, denn es war klar: Die Leute müssen raus! So war es kein Wunder, daß in wenigen Stunden das Geld zusammenkam. Den ganzen Tag mit einem beseelten Lächeln durch die Straßen gehend, ärgerten wir uns fast schon wenn j emand, dem wir die Neuigkeit gerade erzählen wollten, es bereits wußte. Naja, so war das halt.

An dieser Stelle grüßen wir Euch aufs herzlichste und freuen uns, daß ihr wieder bei uns seid!

Mehr zum aktuellen Stand ist zu finden unter Es gibt viel zu tun. Jetzt erst recht! - Zum Stand der Verfahren vom 13.6.. Es gibt viel zu tun. Jetzt erst recht! - Daß die vier draußen sind heißt nicht, daß wir uns zurücklegen können. Auch die Durchsuchung des Infoladens in Dresden sowie die bundesweiten Durchsuchungen vom 19.Dezember weisen für uns darauf hin, daß die Repres sionsbehörden das radikal-Verfahren ausdehnen wollen. Mit weiteren Durchsuchungen ist zu rechnen!

Während die Solidaritätsbewegung in den letzten 6 Monaten viel in Bezug darauf gearbeitet hat, daß 4 Genossen im Knast sitzen, ist es für uns jetzt dringend notwendig, weiter an einer Kampagne gegen die Verfahren zu arbeiten. Auch müssen wir unseren Blick mehr auf den Gesamtkontext richten, in dem die Verfahren stattfinden: Ein repressives Klima in dem immer mehr versucht wird, die Handlungssspielräume radikaler Politik einzuschränken. In dem Zusammenhang wollen wir Euch noch auf die letzte Untat des sehr verkehrten Herrn Beyer hinweisen: Vier GenossInnen aus Frankfurt sind seit kurzem für 5 Monate in Beugehaft genommen worden, um Aussagen über den Aufenthaltsort von Andrea zu erpressen, die auf Grund von Aussagen des Spitzels Steinmetz untergetaucht ist.

....Wir wünschen Conny, Jens, Nick, Petra und Andrea viel Kraft!

Sturm im Wasserglas

Sicherlich haben einige von Euch schon etwas von dem "Konflikt" mitbekommen, den die letzte Ausgabe der "radikalen Zeiten" verursacht hat. Hintergrund der ganzen Geschichte war der bundesweite Demonstrationsaufruf, den wir als Redaktion bei der Herstellung der Zeitung nicht mit in das Konzept der Zeitung eingebaut haben. Wir hatten den Aufruf zwar vorliegen, haben uns aber entschlossen ihn inhaltlich nicht zu verwerten. Wir waren der Meinung er sei zu īplattī und inhaltsleer. Wir haben vielmehr eine eigene Einleitung für die Mobilisierung der Demonstration geschrieben und eine Passage aus dem Aufruf der MünsteranerInnen verwendet.

Zur Vorgeschichte

Auf dem letzten bundesweiten Soligruppen-Treffen wurde beschlossen, einen bundesweiten Aufruf für die Demonstration am 16.12. in Hamburg zu erstellen und zu verbreiten. Auf dem Treffen hatte die AG-Demovorbereitung einen Themenkatalog erarbeitet, welcher Grundlage für diesen bundesweiten Aufruf sein sollte. Hamburger GenossInnen haben es dann übernommen, den Aufruf zu formulieren, zu drucken und bundesweit unter die Leute zu bringen. Es wurde weiterhin, ohne es in aller Eindeutigkeit zu formulieren, davon ausgegangen, daß dieser Aufruf dann natürlich auch in der nächsten Ausgabe der radikalen Zeiten erscheinen wird.

Nachdem wir die Zeitung fertiggestellt hatten und sie nach Hamburg weitergaben wo sie gesetzt werden sollte wurde von den Hamburger GenossInnen das weglassen des bundesweiten Demoaufrufes scharf kritisiert und eine Veränderung eingefordert.

Die Zeitung sei ein Projekt der bundesweiten Soli-Gruppen Struktur. Daher sei es selbstverständlich, daß Dinge die auf einem bundesweiten Treffen beschlossen werden, auch in der Zeitung unverfälscht wiedergegeben und dokumentiert werden. Die Berliner GenossInnen sahen das jedoch anders. Sie forderten für die Zeitungsredaktion das Recht auf Autonomie. Dies in der Hauptsache vor dem Hintergrund, daß sie einen gemeinsamen Beschluß des bundesweiten Treffens für den Demoaufruf so nicht wahrgen ommen haben.

Der Hamburger Genosse, der die Zeitung setzte, bestand darauf, daß der Aufruf in die Zeitung kommt und baute einen Teil der Zeitung um. Zwei Artikel fielen ganz heraus, einer wurde gekürzt u.s.w. (*) Ein Mensch aus der Redaktion hatte sich in der Hauptsac he mit dieser Situation auseinanderzusetzen und versuchte über Telefonkontakt mit den anderen Menschen aus der Redaktionsgruppe, die Sache zu klären. Hierbei kam es, wie selbstverständlich, zu Mißverständnissen, die dazu führten, daß die Gerüchteküche zu brodeln anfing. Dies ging soweit, daß von einem Putsch die Rede war (in Richtung HH) bis hin zum verbalen rundumsichschlagen (in Richtung Berlin). Und wärend sich Zettel und Faxe um die Ohren gehauen wurden hatte sich die Redaktionsgruppe seit der Herstellung der letzten Zeitung noch gar nicht wieder getroffen.

Erst bei der Redaktionssitzung zu dieser Ausgabe konnten wir uns über den Konflikt den wir anscheinend verursacht haben unterhalten. Wir stellten fest, daß es eine ausdiskutierte gemeinsame Bestimmung unter welchen Voraussetzungen die Redaktion arbeitet g ibt: Wir begreifen die Zeitung als Teil der Solistruktur und uns selber als Teil dieser Struktur. Für uns ist klar, daß Dinge die auf bundesweiten Treffen gemeinsam beredet werden, auch in der Zeitung erscheinen. Wir gingen dabei aber grundsätzlich davon aus, daß diese Dinge dann auch auf dem Treffen diskutiert, formuliert und beschlossen werden.

(*) Die beiden Artikel, die durch die Umstellung der Zeitung wegfielen, werden wir in einer der nächsten Ausgaben veröffentlichen. Sie gehören zu dem Schwerpunkt Knast. Welcher/welche diese Artikel der vollständigkeithalber aber schon vorher haben möchte, kann sie bei der Redaktion anfordern