Mehrjährige Gefängnisstrafen für Präsidentenbeleidigung in Indonesien.

In der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind im September 1995 drei unabhängige Journalisten und ein Bürogehilfe zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Ahmad Taufik, der Vorsitzende des unabhängigen Journalistenverbandes AJI, und der Redakteur Eko Maryadi von der AJI-Zeitschrift ”Independen” wurden zu je 2 Jahren und 8 Monaten Knast verurteilt. Ihr Bürogehilfe Danang Kukuh Wardoyo erhielt 1 Jahr Haft. Parallel wurde Triagus Susanto Siswowihardjo für die Herausgabe der Zeitschrift ”Nachrichten von Pijar” zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Gericht befand die vier für schuldig, Staatspräsident Suharto beleidigt zu haben. Ihnen wurde ferner vorgeworfen, die inzwischen verbotenen Zeitschriften ohne Lizenz herausgegeben und darin ”Hetze” verbreitet zu haben.”Gefängnis ist Teil des Berufsrisikos von Journalisten in Indonesien” sagte der 27-jährige Eko Maryadi Anfang Oktober in Jakartas Salemba Gefängnis zu seiner Situation. Und Tauifik fügt dem hinzu: ” Unsere Regierung hat Angst vor Untergrundzeitschriften. Sie sind sehr lebhaft, weil wir in Indonesien keine Pressefreiheit haben”,.

Die vier Medienaktivisten versuchen, das Beste aus der Zeit im Knast zu machen. Taufik beispielsweise nutzt die Zeit zum Schreiben und Interviewen von Gefangenen über Folter und Korruption im Gefängnis.

Die indonesische Regierung versucht von Anfang an, den 1995 gegründeten unabhängigen Journalistenverband (AJI - Alliance of Independent Journalists) durch Druck aufzulösen. Bereits 60 JournalistInnen haben wegen angeblicher AJI-Mitgliedschaft ihren Job verloren. Vom 7. bis 8. Oktober 1995 veranstaltete der Verband seinen ersten Kongreß. An der klandestinen Veranstaltung in Yogyakarta nahmen 80 Journalisten aus sieben Städten teil. Sie beschlossen dort u.a. die knapp 200 Mitglieder zählende Organisation in eine Gewerkschaft umzuwandeln.

Ende Oktober hat das New Yorker Komitee zum Schutz von JournalistInnen den Redakteur Ahmad Taufik zu einem der fünf diesjährigen Preisträger des Internationalen Preises der Pressefreiheit erklärt.